Ankommen in Krakau
Während die anderen in Wisniowa blieben, machte ich mich alleine auf den Weg nach Krakau. Leider verpasste ich einen lustigen Tanz im Regen, ein kleines Stadtfest und den Grillabend, aber die Eindrücke in Krakau waren ebenso überwältigend.
Die ganze Stadt schien sich in einem Ausnahmezustand zu befinden. Überall Pilger, die sich umarmten, obwohl sie sich nicht kannten, die Busse und Straßenbahnen fuhren anders als sonst und von überall her war Musik zu hören.
Inmitten der Menschenmassen verlor sich ein junger Mann: Adam. Er sah nicht besonders gepflegt aus und sein Gesichtsausdruck war traurig. Er trug ein auffallend großes Holzkreuz um den Hals und einige bunte Freundschaftsarmbändchen, wie sie die Jugendlichen beim Weltjugendtag untereinander zu tauschen pflegen.
Wir kamen ins Gespräch. Er erzählte mir, dass er aus Danzig hergekommen sei. Dass er viele Fehler gemacht habe im Leben. Er war nicht betrunken und doch schien er in der Vergangenheit einiges getan zu haben, das ihm half, zu vergessen. 18 Jahre saß er im Gefängnis, weil er sich an dem rächen wollte, der seiner Tochter schlimme Dinge angetan habe. Während er mir seine Geschichte erzählte, hatte er Tränen in den Augen.
Nie hätte man ihn ernst genommen, immer sei er das schwarze Schaf in der Familie gewesen. „Hier in Krakau ist das anders“, sagte er und konnte es kaum fassen. Alle Pilger seien nett zu ihm, Schwestern gaben ihm etwas zu essen und Priester segneten ihn. Nie sei er zur Kirche gegangen, Gläubige hatte er immer belächelt. „Diese Menschen hier haben mir Mut gemacht. Ich möchte ein gutes Leben führen, denn es lohnt sich. Ich möchte Gott gefallen“, sagte er, dankte mir dafür, dass ich ihm mein Ohr schenkte und ging. In mir bleib ein merkwürdiges Gefühl zurück.
Ich dachte mir: Wie schön wäre es, wenn diese Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Freude auch nach dem Weltjugendtag bleiben würden. Jeder hat unsere Liebe verdient – ganz egal, wie fern er sich einst von Gott glaubte.