Ordo virginum
Jungfrauenweihe für Frauen, die in der Welt leben
Herkunft und Selbstverständnis
Christliche Jungfrauen („virgines“, Einzahl: „virgo“), die – aufgrund einer besonderen Berufung – Jesu eigene Lebensform der „Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen“ (Mt 19,11f) übernahmen, gab es bereits in urchristlicher Zeit. Wir wissen von ihnen durch Paulus (1Kor 7, 25ff; 34), durch Grabinschriften und Bilder in den Katakomben, durch altchristliche Gemeindeordnungen, Predigten, Briefe und Abhandlungen, z. B. von Tertullian, Cyprian, Hieronymus, Ambrosius oder Augustinus. Auch zahlreiche griechische Schriftsteller der ersten Jahrhunderte haben über die virgines geschrieben. Die frühesten Zeugnisse einer liturgischen Feier der Jungfrauenweihe stammen aus dem 4. Jahrhundert.
Im 4./5. Jahrhundert begannen die virgines consecratae (geweihte Jungfrauen) mehr und mehr mit dem gemeinsamen Leben in Klöstern. Die ursprüngliche Lebensform, bewusst in der Welt zu leben, ging nach und nach verloren. Die Jungfrauenweihe wurde immer seltener und wenn, dann in der Regel nur noch in klausurierten Monasterien.
Im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) wurde der kirchliche Stand der virgines consecratae wieder aufgegriffen und am 31. Mai 1970 in Kraft gesetzt. Die Jungfrauenweihe ist nun auch für in der Welt lebende Frauen unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Die geweihten Jungfrauen leben (vorwiegend) als Einzelne, ihr Zeichen ist der Ring, den sie bei der Weihe erhalten. Sie sind direkt dem Diözesanbischof zugeordnet und Teil der jeweiligen Ortskirche. Der Stand der virgo consecrata ist eine Einzelberufung. Es ist jeder virgo freigestellt, ob sie an Treffen mit anderen virgines teilnimmt. Einige Frauen pflegen den Austausch miteinander oder bilden einen festen Kreis um geistliche Zentren. Bei anderen weiß nur der Bischof um ihre Berufung und Weihe. Im Bistum Hildesheim leben derzeit (Juli 2021) fünf Frauen im Stand der virgines consecratae (nach CIC, can. 604).
Das Leben einer virgo consecrata ist und soll sein ein Leben in und mit Christus, „verborgen in Gott“ (Kol 3,3). Es ist geprägt von Stundengebet, Anbetung, Betrachtung der Heiligen Schrift, Feier der Eucharistie, Empfang des Bußsakraments sowie Engagement in der Kirche. Geweihte Jungfrauen gehen ihrem normalen Beruf nach und suchen ganz in der Welt, d. h. am Arbeitsplatz, in der eigenen Pfarrei und dort, wo jede lebt, vom Evangelium Zeugnis zu geben und Werke der Barmherzigkeit zu tun, um mitzuhelfen, geistig-sittliche und materielle Not zu lindern.
Der Weg zur Jungfrauenweihe
Um eine virgo consecrata zu werden, sollte die Kandidatin schon eine Zeit lang bewusst geistlich leben und zwischen 30 und 50 Jahre alt sein. Sie darf nicht verheiratet (gewesen) sein oder ein ihrem künftigen Stand widersprechendes Leben geführt haben. Der Ortsbischof oder eine von ihm beauftragte Person spricht mit der Interessentin über ihre Berufung, den Weg zur Weihe sowie ihr künftiges Leben als virgo consecrata. Die Vorbereitungszeit dauert in der Regel ein bis drei Jahre, bis sie vom Bischof zur Weihe zugelassen werden kann.
Kontakt
Zuständig für die virgines consecratae im Bistum Hildesheim ist der Ordensreferent, Weihbischof Heinz-Günter Bongartz.