Glaubenskurse – was bringt´s?
Seit 2017 ist unsere Gemeinde (Hl. Engel, Hannover-Kirchrode) mit jährlichen Glaubenskursen unterwegs. Welche Veränderungen sehen wir? Welche Früchte wachsen? Lohnt sich das?
Um mit der letzten Frage zu beginnen: Ja, es lohnt sich! Einige Gedanken will ich hier aufzeigen:
Orte für Fragen, Zweifel und Wachstum
In Glaubenskursen treffen sich Erwachsene, um sich nach Impulsvorträgen über ihren (Nicht-)Glauben austauschen. Viele Teilnehmer schätzen diesen Rahmen, in dem ein Austausch sowohl über Inhalte des christlichen Glaubens als auch über persönliche Erfahrungen möglich ist. Sie formulieren (vielleicht das erste Mal seit der Firmkatechese) was sie glauben und warum. Durch diese Auseinandersetzung im geschützten Raum werden sie sprachfähig auch in ihrem weltlichen Umfeld von ihrem Glauben zu erzählen. Gleichzeitig wird es „normal“ über Glauben zu reden, was ansonsten in unseren katholischen Gemeinden wenig üblich ist.
Teilnehmerinnen wachsen hinein in ein persönliches Bekenntnis und eine tragfähige Beziehung mit Jesus Christus. Es wird selbstverständlich, bei Herausforderungen oder in Schwierigkeiten zu sagen: „Lass uns dafür beten!“, da sie die starke Kraft des Gebets in und durch die Gemeinschaft erlebt haben.
Dauerhafte Gemeinschaft: Hauskreise
Aus jedem unserer Glaubenskurse ist mind. ein Hauskreis entstanden. Das bedeutet, dass sich Menschen in Gruppen von ca. 4-10 Personen zusammenfinden und 14-tägig treffen. Sie lesen gemeinsam in der Bibel, sie beten mit- und füreinander und sie sind Keimzellen für die Entstehung neuer Projekte in der Gemeinde. Hauskreise bieten verlässliche Strukturen, die auch funktionieren, wenn ein Gottesdienstbesuch wie im letzten Jahr nicht (mehr) möglich ist. Durch ihre klare Ausrichtung auf Glaubensfragen und Gebet fördern sie das geistliche Wachstum jedes Einzelnen.
Bereitschaft zum Engagement und Bindung an die Gemeinde
Viele neu gewählte PGR- und KV-Mitglieder hatten zuvor an einem Glaubenskurs teilgenommen. Man kann daraus folgern, dass Glaubenskurse die Bereitschaft zum Engagement fördern, ebenso wie die Bindung an die Gemeinde. Beziehungen entstehen quer durch verschiedene Milieus und Generationen, Gemeinde wird zu einem Ort, der Heimat und Sinn gibt und die stärkere Vernetzung motiviert zum gemeinsamen Tun. Darüber hinaus verändert sich im Laufe der Zeit auch die Arbeit in den Gremien, indem geistliche Themen mehr Raum bekommen als organisatorische und eine Offenheit für Gemeindeentwicklung und -erneuerung entsteht.
Anlaufstelle für Suchende
Menschen aus meinem Beziehungsumfeld, die Fragen in Bezug auf Glauben und Sinn haben, kann ich kaum in einen Gottesdienst mitnehmen. Im Glaubenskurs finden sie jedoch einen Ort, an dem sie ohne Vorbehalte willkommen sind. Gerade in Krisen- und Umbruchsituationen oder wenn die Kinder zur Sakramentsvorbereitung eingeladen werden, erleben sie hier, dass die Türen offen stehen und dass auch sie als Erwachsene einen Ort haben, an dem Fragen erlaubt und Diskussionen willkommen sind.
Wir haben als Gemeinde viel zu geben: die Freundschaft mit Christus, die Liebe des himmlischen Vaters und die Kraft des Heiligen Geistes. Das zu den Menschen zu bringen und Menschen auf dieser Entdeckungsreise zu begleiten sind die Kernelemente jedes Glaubenskurses. Ja – es lohnt sich!
Melanie Kilian