Auf der Suche nach dem Vater

Ein Beitrag zum Experiment "Meine Heilige Schrift"

Wie kann es gelingen, Gott als Vater zu verstehen, wenn man nie erlebt hat, wie es ist, einen Vater zu haben? Viele aus der Kriegsgeneration sehen sich in genau dieser schwierigen Situation. Erfahren Sie, welchen Weg Franz-Josef Schubert gefunden hat.


Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, ...

Matthäusevangelium 6,9


„... dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde. Gib uns heute das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen.“ (Matthäusevangelium 6,9–13)

Ich sitze auf dem Boden und meditiere diese Schriftstelle. So vertraut wie kaum eine andere, öffnet sie sich in einer anderen, mir ganz neuen Perspektive, die mich stark bewegt.

Bisher war für mich „Vater“ jemand, den ich wegen des Krieges nur wenig erlebt hatte, in Uniform, wenn er zu kurzem Urlaub nach Hause kam. Danach als Schwerkranker, der die Vertreibung der Familie aus der Heimat zu Fuß mit Handwagen auf halbem Weg mit dem Tod beenden musste.

„Vater“ war für mich wenig greifbar, es gab ihn, aber eher in Distanz und dann als jemand, der mein Mitleid erregte und auf den Rücksicht zu nehmen war. Distanz, im guten Sinn Rücksicht nehmen, nicht zuviel erwarten, dankbar und respektvoll gelten lassen, dass er mein Vater ist.

Und jetzt: Vater ist, der unbedingt will, dass ich bin. Der mein Leben will. Der mich will, ohne Voraussetzung. Der will, dass ich der bin, der ich bin. Der da ist, der für mich da ist. Dem ich mich ganz öffnen kann. Dem ich total vertrauen kann. Ich brauche keine Angst zu haben. Ich bin nicht allein, nie und nirgends. Ich kann mich ganz überlassen. Er will nichts von mir für sich, sondern alles für mich. Ich bin geliebt.

Einsender
Name: Franz-Josef Schubert
Alter: 77 Jahre
Ort: Hildesheim