Was macht ein Referent für Umweltfragen und gesellschaftliche Vernetzung?
In der Reihe "Nachhaltig nachgefragt" stellen wir die Mitglieder des Umweltteams im Bistum Hildesheim und ihre Arbeitsschwerpunkte vor. Heute sprechen wir mit Patrick Kolzuniak. Er ist Referent für Umweltfragen und gesellschaftliche Vernetzung.
Herr Kolzuniak, Sie sind im Umweltteam des Bistums tätig. Wie sehen dort Ihre Aufgaben aus?
Im Kern bin ich für die Kontakte zu klima- und schöpfungsgerecht Engagierten im Bistum, in den Gemeinden, in den Institutionen und in der Zivilgesellschaft, zuständig. Dabei geht es um Vernetzung, Moderation, Organisation und die Suche nach neuen Austauschmöglichkeiten.
Wie sieht ein klassischer Arbeitstag von Ihnen aus?
Tatsächlich bilden persönliche Gespräche, Telefonate und Schriftverkehr auf Basis strukturierter Prozesse das Rückgrat eines Arbeitstags. Da gesellschaftliche Fragen sehr dynamisch sind, kommt immer eine Menge an Improvisation dazu. Das macht es dann besonders erfreulich, weil Synergien auftauchen, die sich eben nicht direkt planen lassen.
Sie sind seit August 2024 im Umweltteam für das Bistum Hildesheim tätig. Was konnten Sie in dieser Zeit schon bewegen?
Ich vergleiche das ein bisschen mit dem Säen und Ernten. Die ersten Monate standen im Zeichen des Kennenlernens und Vernetzens. Wir konnten bereits die „Allianz für die Schöpfung“ mit ihren zahlreichen Akteurinnen und Akteuren in Fragen von globaler, sozialer und ökologischer Gerechtigkeit weiter stärken und eine unabhängige Beratung mit Expertinnen oder Experten in Umweltfragen aufbauen. Dabei richten wir uns nach den Handlungsaufforderungen von Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si´. Sie sind aktueller denn je und bestimmen unseren Prozess Schöpfungsgerecht 2035 im Bistum.
Es gab für mich aber auch einige ad-hoc-Formate. So konnte ich zum Beispiel den Besuch von Kardinal John Ribat aus Papua-Neuguinea begleiten. Er sprach im Bistum über die bereits von der Klimakrise stark betroffenen Menschen auf den versinkenden Inseln im Pazifik und die dortige Hilfe durch die Katholische Kirche. Zudem konnte ich ein Online-Gespräch zum Thema Gemeinwohlökonomie organisieren, woraus sich dann wieder viele neue Kontakte ergaben.
Gibt es in Bezug auf Schöpfungsgerechtigkeit ein aktuelles Thema, das Sie besonders beschäftigt?
Laudato si´ von Papst Franziskus wendet sich ja an alle Menschen guten Willens, um unser gemeinsames Haus, die Erde, in ihrer Vielfalt und Schönheit, zu schützen. Diese Aufforderung des Papstes beschäftigt mich auch in Hinblick auf die Bundestagswahl im Februar und die sich verändernde Weltpolitik. Immerhin haben wir jetzt einen US-Präsidenten Trump, der sowohl wieder aus dem Pariser Klimaabkommen als nun auch aus der Klimarahmenkonvention aussteigen möchte. Hier stellen sich folgende Fragen: Wie stark ist die Lobby für Klimaschutz, Umweltschutz und Schöpfungsgerechtigkeit? Welche Allianzen sind zwischen Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Kirche möglich? Wie können wir unter diesen schwierigen Bedingungen die überlebenswichtigen Maßnahmen weiter vorantreiben?
Am 3. Februar 2025 findet vom Ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit die Online-Diskussion “Kirche meets Politik: Wie steht´s um die Klimagerechtigkeit in der kommenden Wahlperiode?” statt. Werden Sie auch teilnehmen?
Ja, auf jeden Fall. Ich finde es für unsere Demokratie wichtig, dass sich Institutionen wie Vereine, Verbände und Kirchen der Diskussion stellen. Sie sollten sich mit der ganzen Bandbreite demokratischer Parteien auseinandersetzen und sie motivieren, einen ambitionierten klimapolitischen Grundkonsens umzusetzen. Und das unabhängig davon, welche Regierung sich im Frühjahr tatsächlich bildet.
Welche genauen Fragen erhofft sich das Netzwerk mit den Parteien klären zu können?
Es gibt klare Erwartungen, die sich als Fragen in den Wahlprüfsteinen des Netzwerks finden. Ich greife da ein Themenfeld heraus. Einerseits geht es darum, ressourcenschonender zu wirtschaften, also effizienter zu produzieren. Andererseits findet sich dort der Suffizienzgedanke ausformuliert, also weniger und verantwortungsbewusster zu verbrauchen. Letztendlich ist dies ein Gedanke, den wir als ‚Buen Vivir‘ auch aus unserem Partnerland Bolivien kennen. Er unterstreicht die Lebensphilosophie, mit der Natur und allen Lebewesen in guter Gemeinschaft und Harmonie zu leben – und so ein gutes und nachhaltiges Leben für alle zu haben. Ich bin hier auf die Antworten aus der Veranstaltung besonders neugierig.
Bringen Sie darüber hinaus weitere persönliche Fragen aus dem Umweltteam des Bistums mit?
Vermutlich viel zu viele, beispielsweise wie die einzelnen Parteien vorschlagen, Schöpfungsgerechtigkeit in einem umfassenden Sinne herzustellen: Wie gelingt es sowohl das Klima zu schützen und damit den folgenden Generationen hier und im globalen Süden nicht die Lebensgrundlage zu entziehen als auch gerade die wirtschaftlich Schwächeren in unserer Gesellschaft von den Transformationskosten zu entlasten.
Welche Auswirkungen könnte eine neue Zusammensetzung in der Bundesregierung auf den Prozess Schöpfungsgerecht 2035 haben?
Konkrete Auswirkungen gibt es sicherlich auf die Fördermittelprogramme für Klimaschutz- und Biodiversitätsmaßnahmen. Daran hängt auch, ob wir unser Ziel „Schöpfungsgerecht 2035“ erreichen können. Oder anders gesagt, erhoffe ich mir viel Rückenwind für unsere kirchlichen Klimaschutzziele und die vielen im Geist von Laudato si´ Engagierten in unseren Gemeinden und Einrichtungen.