Stiftung Justitia et Participatio

rohstoff.gerechtigkeit.leben.

Am Beispiel des Abbaus von Lithium beschäftigt sich die Stiftung Justitia et Participatio zurzeit mit dem Zusammenhang von Rohstoffförderung in Bolivien und unserem Lebensstil.
Das Thema der Elektromobilität ist spätestens seit dem Diesel- und dem Feinstaub-Skandal in aller Munde. Dabei wird das Elektroauto als saubere Alternative zu den bisherigen Verbrennungsmotoren dargestellt. Doch auch, wenn diese Autos künftig emissionsfrei fahren werden (vorausgesetzt, dass man sie mit Ökostrom lädt), bleibt die Frage nach der Herstellung dieser Fahrzeuge und vor allem ihrer großen Batterien. Spätestens hier kommt unser Partnerland Bolivien ins Spiel. Denn im Salar von Uyuni schlummern die vermutlich weltweit größten Reserven an Lithium.

Kurz vor Weihnachten 2018 wurde ein Joint-Venture zwischen der bolivianischen staatlichen Gesellschaft zur Lithium-Förderung YLB und ACI Systems Alemania aus dem Schwarzwald unterzeichnet (vgl. Artikel "Die Deutschen sollen es richten"). Ab 2021 planen die beiden Firmen den Abbau von Lithiumhydroxid am Salar. Mittelfristig sollen auch Kathoden und ganze Batteriesysteme hergestellt werden. Dabei sollen angeblich 1.000 direkte und bis zu 10.000 indirekte Arbeitsplätze entstehen. Zugleich sollen durch den Einsatz modernster Technologien der Strom- und der Wasserverbrauch im Produktionsprozess gegenüber herkömmlichen Verfahren reduziert werden. Trotzdem bleibt jedoch die Frage, wie nachhaltig eine solche Produktion am Salar de Uyuni wirklich gestaltet werden kann. Erfahrungen aus der chilenischen Lithiumproduktion jedenfalls stimmen skeptisch (vgl. Dokumentation "Der wahre Preis der Elektroautos").


Goldabbau

Während 60 Prozent des weltweit geförderten Goldes in die Schmuckindustrie gehen, beginnt ein Nachdenken über die Möglichkeiten „fairen Goldes“ erst langsam (vgl. in Artikelsammlung "Gold hat seinen Glanz verloren"). Obwohl die Funktion des Goldes zur Währungssicherung längst obsolet geworden ist, hortet die Bundesrepublik Deutschland die zweitgrößte Menge an Goldbarren weltweit.

Schließlich führt der Abbau von Gold in Bolivien zu enormen Umweltbelastungen. Boden und vor allem Flüsse werden mit Zyanid verschmutzt und die Amalgamierung goldhaltiger Sande und Erden führt zu hoch gefährlicher Verdampfung von Quecksilber. Bergleute und teilweise auch deren Familienangehörige ruinieren damit ihre Gesundheit. Da die Goldförderung vor allem durch kleine Kooperativen durchgeführt wird, ist eine effektive Kontrolle kaum möglich. So entgehen dem bolivianischen Staat Steuereinnahmen in jährlicher Höhe von ca. 200 bis 400 Millionen US-Dollar.

In Zusammenarbeit mit der Fundación Jubileo in La Paz plant unsere Stiftung deshalb die Durchführung einer Studie, die Licht in die komplexen Zusammenhänge der Goldförderung in unserem Partnerland bringen soll.

Begehrter Rohstoff Lithium

Thüringer heben in Bolivien weißes Gold
www.mz-web.de, 13. Februar 2019

Die Deutschen sollen es richten

Deutschland und Bolivien vereinbaren eine Partnerschaft zur Gewinnung von Lithium.
www.welt-sichten.org, 13. Dezember 2018

Der wahre Preis der Elektroautos

www.zdf.de, Dokumentation planet-e, 9. September 2018


Artikelsammlung zum Thema Goldabbau

Fairtrade Gold „... gut gemeint, aber letztlich ein weichgespültes neokoloniales Modell ...“

Ein Offener Brief der Kampagne „Bergwerk Peru – Reichtum geht, Armut bleibt“ zur Einführung von „fairem Gold"
www.infostelle-peru.de, 27. April 2016

Verwendung von Cyanid im Goldbergbau

Speziell die Chemie sorgte in der jüngeren Vergangenheit für eine Revolution der Goldgewinnung.
 www.goldankauf123.de

Gold-Raubbau wird zur Geißel des Amazonas'

Goldschürfer werden mit ihrer Arbeit selten reich, oft jedoch schwer krank: Zum Abbau von Gold wird Quecksilber benötigt.
www.welt.de, 14. Juli 2013, Autorin Hildegard Weller

Gefährliches Quecksilber beim Goldwaschen

Langsamer und leiser Tod: Giftiges flüssiges Metall ist billig, schnell und einfach anzuwenden - Export-Verbote in EU und USA.
www.derstandart.at, 05. März 2009

Mit glänzendem Gewissen

Bald soll auch in Deutschland fair produ­ziertes Gold auf den Markt kommen.
Welt-Sichten, 11. August 2015, Autorin Hildegard Weller

Gold hat seinen Glanz verloren

Nach der Einführung von Fairtrade Gold in der Schweiz wird TransFair nachziehen, doch Gold ist ein Rohstoff mit problematischen Abbaubedingungen
www.weltundhandel.de, März 2015, Autorin Gundis Jansen-Garz

Videos zum Thema Goldabbau

Dreckiges Gold

Die glänzenden Geschäfte mit dem edlen Metall, gesendet am 7. Oktober 2015, ZDF


Ansprechpartner

Dr. Dietmar Müßig
Geschäftsführer
dietmar.mueszig@bistum hildesheim.de

Tel. (0 51 21) 3 07-2 30

Über die Stiftung

Gründung und Stiftungszweck

1987 wurde die Partnerschaft zwischen dem Bistum Hildesheim und der Katholischen Kirche Boliviens gegründet.Der Wunsch, den Bischof Dr. Josef Homeyer dieser Partnerschaft mit auf dem Weg gab, hat sich in den vergangenen Jahren in vielfacher Weise erfüllt. Menschen hier wie dort haben angefangen „sich füreinander zu interessieren, für die Lebensgeschichte des anderen, für seine Wünsche und Hoffnungen, für seine Fähigkeiten und Gaben und auch für seine Not. Sie  besuchen einander, lassen den anderen teilhaben an der eigenen Welt; sie freuen sich mit ihm und leiden mit ihm“.

Das Engagement vieler kirchlicher Gruppen in Bolivien und Deutschland hat entscheidend dazu beigetragen, dass dem Partnerland im Jahr 2001 rund ein Drittel seiner Auslandsschulden erlassen wurden. Mit der Umsetzung dieses Schuldenerlasses wurde die bolivianische Zivilgesellschaft erkennbar gestärkt. Um dieses gemeinsame Engagement im Rahmen der Partnerschaft dauerhaft zu fördern, wurde mit Mitteln aus dem Erbe des Hildesheimer Diözesanpriesters Pfarrer Achim Muth (1934 - 2001) die Stiftung „Justitia-et-Participatio“ gegründet.

Zweck der Stiftung ist es, in Bolivien kirchliche Entwicklungshilfe im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten sowie Bürgerinnen und Bürger und hierbei besonders die Armen und Ausgegrenzten zu  fördern.
Der Stiftungszweck wird verwirklicht insbesondere durch

  • Förderung der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern am politischen Prozess und damit von mehr Beteiligungsgerechtigkeit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit
  • Politische Bildung im Sinne der katholischen Soziallehre
  • Forschung, Dokumentation und wissenschaftlichen Austausch
  • Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung in Bolivien und in Deutschland

Der Stiftungszweck wird erfüllt durch eigene Aktivitäten der Stiftung, wie auch durch die Förderung und Unterstützung von Initiativen und Maßnahmen anderer Träger und Institutionen, die den genannten Stiftungszweck verfolgen, insbesondere der Fundación Jubileo in La Paz.

Kuratorium

Das Kuratorium besteht aus mindestens fünf, höchstens sieben Mitgliedern, die vom Bischof der Diözese Hildesheim berufen werden, davon sollte mindestens ein Mitglied auf Vorschlag der Partnerschaftskommission der Bolivianischen Bischofskonferenz berufen werden.

Sebatian Bode, Hildesheim
Thomas Fehst, Salzgitter (Vorsitzender)
Susanna Kersting-Kuhn, Trier
Juan León Aparício, Stelle (auf Vorschlag der Bolivianischen Bischofkonferenz)
Raphael Zikesch, Mainz (stellvertr. Vorsitzender)

Geschäftsführer Dr. Dietmar Müßig, Hildesheim

 

Stand: Januar 2021

Partnerstiftung Fundación Jubileo in Bolivien

Die „Fundación Jubileo"wurde im November 2003 von der Bolivianischen Bischofskonferenz und den Diözesen Hildesheim und Trier mit der Absicht gegründet, Befähigungen im sozialen Sektor zu schaffen, insbesondere für die sozial Benachteiligten, die an den Rand der Gesellschaft gedrängten Menschen und für die Ärmsten, damit sie ihre zivilen Rechte der Partizipation und der Sozialkontrolle mittels Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten ausgehend von der Soziallehre der Kirche wahrnehmen können und in der Absicht Werte und Respekt für die Anderen zu schaffen, indem im Rahmen des Auftrages Jesu gelebt, geforscht, Dokumentationen und Informationen erstellt werden. Die Fundación Jubileo mit Sitz in La Paz arbeitet eng mit der Stiftung Justitia et Participatio im Bistum Hildesheim zusammen.

„Wichtiger als die frei werdenden Mittel sind die Fortschritte, die wir bei der Beteiligung der Zivilgesellschaft am politischen Prozess unseres Landes erreicht haben“. Mit diesen Worte würdigte Juan Carlos Núñez, der Geschäftsführer der Fundación Jubileo das gemeinsame Engagement für einen Erlass der Auslandsschulden Boliviens. Was mit politischer Unterstützung der Forderung nach einem Schuldenerlass in Hildesheimer Boliviengruppen und Kirchengemeinden begonnen hatte, weitete sich im Laufe der letzten Jahren zu einem kontinuierlichen Prozess der Begleitung und Umsetzung des Schuldenerlasses im Partnerland aus.

Das Bistum Hildesheim hat die Fundación Jubileo mit Startkapital in Höhe von 70.000 € aus weltkirchlichen Projektmitteln unterstützt. Weiterhin erhält sie Mittel aus den Erträgen der Stiftung Justitia et Participatio.