Was geht, wenn nichts mehr geht

Ein Beitrag zum Experiment "Meine Heilige Schrift"

Wie geht’s weiter, wenn nicht’s mehr zu gehen scheint? Auch Wüste, Leere und Dunkelheit gehören manches Mal zum Glaubensweg des Menschen dazu. Doch bleibt die Hoffnung auf den nächsten befreienden Schritt. Daran erinnert Dr. Peter Abel mit seinem Bibelzitat, das er uns geschickt hat. Es sei zwar nicht seine Lieblingsstelle aus der Bibel, schreibt er, wohl aber eine, die seinen Glauben am meisten stärkt.


Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat.

Römerbrief 8,37


Meine „Lieblings“-Bibelstelle ist es nicht. Dafür habe ich andere: die Gleichnisse Jesu, die mich im Herzen bewegen, die österlichen Lebensgeschichten, die Psalmen, die mir Brücken zu Gott schlagen ... Nein, Lieblingsstelle ist sie nicht, wohl aber die, die mich im Glauben stärkt.

Es war keine leichte Zeit, als mir ein lieber Mensch diese Stelle anvertraute. Ich war ein junger Erwachsener – voller Hoffnungen, aber auch unsicher und im Zweifel. Ich hatte mein Studium unterbrochen und war enttäuscht. Ich wusste nicht, wo es lang gehen sollte. Wo will ich überhaupt hin? Wird mir das, was ich tue und erlebe – damals war ich Zivildienstleistender in einer Pfarrei und es war nicht alles Gold, was glänzte -, überhaupt Erfüllung bringen? Dann dieser Satz – kein Lieblingssatz, sondern Boden-Satz, aus dem Urgrund des Lebens drang er zu mir herauf:
„Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? In der Schrift steht: Um deinetwillen sind wir dem ganzen Tag dem Tod ausgesetzt; wir werden behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat. Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat.“ (Röm 8, 35 – 37)

Paulus ist es wirklich schlecht gegangen. Viel mehr als mir. Aber auch bei mir ist es nicht immer leicht. Ich kann nicht immer Halleluja singen. Zum Glaubensweg gehören Wüste, Leere und Dunkelheit dazu. Mein Herz ist leer, ich suche lange und ergebnislos, irre in Angst und Krise umher. Dann erlerne ich mühsam das geduldige Leiden und lerne, dass im Dunkel meiner Seele das Mit-Leiden beginnt, dass ich hinabsteige ins Grab des Dunkels und dabei die Hoffnung nicht aufgebe. In der Tiefe meines zweifelnden und suchenden Herzens soll Auferstehung stattfinden: Auferstehung mit Christus.

Dann ist das Wort da. Dann will ich die Geschichte weitererzählen, dass im Leben die Hoffnung kein Ende hat. Wenn ich zweifle und wenn ich Hoffnung habe, wenn es dunkel ist und mir dennoch ein Licht aufscheint, wenn mir Lebensmöglichkeiten abgeschnitten werden und ich trotzdem aufstehen kann, wenn mir der Himmel leer ist und doch Gottes verborgene Gegenwart durchscheint, dann macht mich Gott durch mein mühevolles Leben bereit zum Tausch: ganz Mensch und gottoffen zu sein. Denn „nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,39)

Einsender
Name: Dr. Peter Abel
Alter: 54 Jahre
Ort: Hildesheim