Jenseits von Eden – lebenslanges Lernen
Ein Beitrag zum Experiment "Meine Heilige Schrift"
Wer eine Grenze überschreitet, der muss mit den Konsequenzen leben. So wie Adam und Eva im paradiesischen Garten Eden. Sie werden vertrieben, aus dem Paradies hinausgeworfen. Diese Erzählung vom Anfang der Bibel bringt Christina zum Nachdenken: Das ganze Leben ist für uns Menschen eine Gelegenheit zum Lernen – nämlich „dass Gott unser Herr ist und nicht wir selbst“.
Gott, der Herr, schickte ihn aus dem Garten von Eden weg ...
Genesis 3,23
Die Geschichte von Adam und Eva (Genesis 3,6–24) kenne ich von Kindesbeinen an. Doch um nach all den Jahren wieder neu zu verstehen, was es bedeutet, dass sich die Menschen an etwas vergriffen haben, das ihnen nicht zustand, dazu hat mir folgende Geschichte geholfen:
Ich stelle mir mal vor, dass mich mein König zu einem prächtigen Empfang mit vielen anderen Gästen auf sein Schloss einlädt. Und wie ich da in dem prunkvollen Saal bei den anderen stehe und ob der Pracht staune, die mich umgibt, und mir unseren gütigen und gerechten König auf seinem herrlichen Thron anschaue, da frage ich mich: „Wie mag es wohl sonst im Schloss aussehen, in den Privatgemächern? Ob der König in seinem Schlafzimmer ein Himmelbett hat? Ob die Räume auch so herrlich gestaltet sind?“ Ich schleiche mich also vorsichtig aus dem Saal und hinüber zu den Privatgemächern des Königs. Ich gelange auch in sein Arbeitszimmer und da steht ein großer Schreibtisch. Was mag der König wohl in der Schublade liegen haben? Ein Tagebuch? Alte Liebesbriefe? Unbezahlte Rechnungen?
Gerade als ich die Schublade öffnen will, werde ich vom König erwischt und er donnert mich an: „Was fällt dir ein, an meine Sachen zu gehen?!“ Und zur Strafe werde ich vorläufig aus dem Schloss verbannt.
Ich glaube, dass es den Menschen im Garten Eden ähnlich ergangen sein muss und dass wir nun hier auf der Erde den Auftrag haben, Respekt und Demut vor Gott zu lernen.
Für jeden Menschen, der geboren wird, beginnt die Welt – scheinbar – vor Neuem. Jeder Mensch lernt seine Fähigkeiten zu entwickeln und staunt, was er alles selbst kann. Man hält sich für ganz toll und fühlt sich ob seiner Fähigkeiten auch ein klein bisschen für was Besseres als die anderen Menschen.
Im Laufe der Zeit merken wir dann, dass dem nicht so ist. Jeder hat verschiedene Fähigkeiten: Der eine kann gut Straßen bauen, der zweite gut Krankheiten behandeln und der dritte kann gut Brot backen. Und wir merken: Wir brauchen einander. Allein kommen wir nicht so gut zurecht.
Aber selbst wenn wir Menschen uns in einer idealen Gesellschaft befänden, in der wir uns optimal und ohne Selbstsucht ergänzen, in der beispielsweise niemand Steuern hinterzieht, Versicherungen betrügt oder hässlich über andere redet und damit Rufmord betreibt, selbst dann kämen wir auch irgendwann an unsere Grenzen. Nämlich dann, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Wenn sich eine Naturkatastrophe ereignet. Wenn ich unheilbar krank werde. Dann merke ich, dass wir nicht alles selbst können – spätestens dann. Und das ist es, was in der Kirche als Erbsünde bezeichnet wird: Der Irrtum eines jeden Menschen, er sei sein eigener Herr. Es gibt nämlich einen, der größer ist als wir. Und ich glaube, dass wir das hier auf der Erde lernen sollen: dass Gott unser Herr ist und nicht wir selbst und dass wir in seiner Liebe leben sollen.
Einsender
Name: Christina
Alter: 49 Jahre
Ort: Ronnenberg