Nachgefragt: Wie sieht´s aus mit der Nachhaltigkeit in unserem Bistum?
Anfang Oktober vergangenen Jahres ist mit einer großen Auftaktveranstaltung das Nachhaltigkeitsprojekt des Bistums gestartet. Im April werden die Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse abliefern. Wir haben bei Dr. Dr. Dirk Preuß, unserem Referenten für Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Bistum Hildesheim, nachgefragt.
Herr Dr. Preuß, wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Die Arbeitsgruppen sind mittlerweile schon fast auf der Zielgeraden. Rund 60 Leute aus dem Bistum, Ehren- und Hauptamtliche haben zusammen mit weiteren Expert*innen sehr konzentriert an den sechs großen Handlungsfeldern von Bildung bis Mobilität geschraubt und ein großes Portfolio an möglichen Maßnahmen zusammengetragen, das jetzt noch den Feinschliff bekommt.
Gibt es schon erste Ideen, wie das Arbeiten im Bistum nachhaltiger werden kann?
Ideen und konkrete Vorschläge gibt es viele. Die entscheidende Frage wird sein: Welche können wir umsetzen, weil wir die Power dafür haben? Mittel- und langfristig wird sich die Transformation in ein „grünes“ Bistum in vielfacher Hinsicht lohnen, begonnen bei der Glaubwürdigkeit. Kurzfristig aber müssen Prioritäten neu gesetzt, Zeit und Geld eingebracht werden. Und dies vermutlich nicht zu knapp.
Welche Tatsache oder welche Entwicklung hat Sie in den vergangenen Wochen am meisten überrascht?
Die Vielfalt an Perspektiven ist beeindruckend, wenn so viele Menschen mit ihren jeweiligen Professionen an dem Thema arbeiten. Das ist toll, weil so ganz unterschiedliche Aspekte zusammenkommen, von denen sonst manche bestimmt übersehen worden wären. Die verschiedenen Ideen und Schwerpunktsetzungen müssen am Ende so zusammenkommen, dass es nicht zerfasert und wir schnell ohne Umwege in die Umsetzungsphase kommen. Denn dafür haben wir mit Blick auf die Verluste an Biodiversität und auf die Klimakrise keine Zeit mehr.
Was kann ein Einzelner allein schon erreichen? Das fragen sich viele. Was kann ein ganzes Bistum in Sachen Nachhaltigkeit erreichen?
Der Energieverbrauch des Bistums mit seinen Kirchengemeinden, Einrichtungen und der Verwaltung liegt immerhin in der Größenordnung einer Kleinstadt. Stellen Sie sich vor, was das für einen Effekt hat, wenn eine niedersächsische Kleinstadt behaupten kann: Wir sind klimaneutral, haben komplett auf eine ökologisch verträgliche Bewirtschaftung unserer Flächen umgestellt, beschaffen in unseren Einrichtungen nur noch nach öko-fairen Maßstäben und die Menschen sind mit einem Mix aus umweltverträglichen Mobilitätsformen unterwegs. Das würde Identifikation nach innen schaffen und wäre ein Leuchtturm nach außen.
Schaffen wir es als Bistum, in den kommenden Jahren klimaneutral zu werden?
Theoretisch ist das möglich. Praktisch hängt es davon ab, wieviel an personellen und finanziellen Mitteln innerhalb der nächsten zehn Jahre in den Umbau vor allem unseres Gebäudebestandes fließen werden.
Hand aufs Herz, wie sieht es mit Ihrer persönlichen Öko-Bilanz aus? Gibt´s noch Nachbesserungsbedarf?
Ich liebe diese Frage! Natürlich geht es immer besser. Aber Hand aufs Herz: Was ist der Sinn einer solchen Frage? Kann ich mir selbst Absolution erteilen, wenn selbst die Umweltfreaks nicht perfekt sind? Ändere ich erst dann meinen Lebensstil? Die Fakten wie massiver Biodiversitätsverlust, Vermüllung unserer Meere und Erderwärmung werden nicht dadurch falsch, dass auch der Umweltbeauftragte noch mit Erdgas heizt. Umgekehrt mahnt Ihre Frage aber auch berechtigt zur ständigen Selbsthinterfragung. Denn etwas von anderen zu fordern ist meistens leichter, als sich selbst zu ändern. Ein Wegweiser zur Selbstprüfung in beiden angedeuteten Richtungen ist mir persönlich immer Mt 23,3f.: "Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen. Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen."
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Cornelia Hanne, Referentin für Interne Kommunikation.