Hier blüht, brummt und zwitschert es!
(Nachhaltig) Nachgefragt #38
In der Reihe „Nachhaltig nachgefragt“ stellen wir die Mitglieder des Umweltteams im Bistum und ihre Themenschwerpunkte vor. Heute sprechen wir mit Forstwirtschaftler Felix Froch, Referent für Biodiversität, über naturnahe Gestaltung von Kirchplätzen, grüne Fassaden und insektenfreundliche Beleuchtung.
Herr Froch, was ist Biodiversität überhaupt? Ist der Begriff gleichbedeutend mit Artenvielfalt?
Biodiversität bezieht sich auf die Vielfalt des Lebens auf der Erde, einschließlich der Vielfalt der Arten, ihrer genetischen Vielfalt und der Vielfalt der Ökosysteme, in denen sie existieren. Artenvielfalt ist somit ein wichtiger Bestandteil der Biodiversität, da sie die Anzahl und Vielfalt der verschiedenen Arten in einem bestimmten Ökosystem beschreibt. Demnach ist der Begriff der Biodiversität breiter gefasst.
Welche Ziele verfolgen Sie in Ihrem Bereich im Rahmen des Nachhaltigkeitsprozesses „Schöpfungsgerecht 2035“?
So vielfältig wie die Biodiversität sind auch meine Aufgaben innerhalb des Nachhaltigkeitsprozesses „Schöpfungsgerecht 2035“. Neben den landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Flächen sind dabei auch die Flächen rund um unsere Gebäude sehr wichtig. Hier bin ich gerade dabei, eine Handreichung zu erarbeiten, die hilft, um zum Beispiel Kirchplätze oder Pfarrgärten naturnah zu gestalten. Das heißt, in diesem Leitfaden gibt es dann Tipps und Tricks wie Flächen entsiegelt werden können und welche heimischen Büsche, Bäume oder Stauden auf welchen Standorten gut gedeihen. Diese Maßnahmen führen nicht nur dazu, dass es dann auf diesen Flächen wieder blüht, brummt und zwitschert, sondern sie helfen auch noch nebenbei, die Gemeinden fitter gegen Klimawandelfolgen wie Starkregen oder große Hitze zu machen. Denn eine entsiegelte Fläche nimmt Regen besser auf und ein grünes Blätterdach schützt vor Hitze und sorgt für frische Luft. Durch die positiven Effekte können die Menschen in den Gemeinden und Einrichtungen unmittelbar erleben, was ihre Handlungen hier bewirken.
Wie unterstützen Sie die Gemeinden, um biodiverser oder artenreicher zu werden?
Die Tipps zur naturnahen Gestaltung von Kirchplätzen oder Pfarrgärten in dem Leitfaden sind schon wesentliche Bausteine auf dem Weg zu mehr Biodiversität. Weitere Themen sind zum Beispiel eine insektenfreundliche Beleuchtung an unseren Gebäuden, Möglichkeiten zur Dach- und Fassadenbegrünung sowie Nistmöglichkeiten für Vögel und Insekten oder Wochenstuben für Fledermäuse. Vor allem ist es mir aber wichtig, dass ich mit den Menschen in den Gemeinden ins Gespräch komme. Sie können mich jederzeit anrufen oder mir schreiben, wenn sie Unterstützung bei ihren Vorhaben brauchen.
Welche Angebote gibt es für Landwirte bei der Umstellung auf nachhaltiges Bewirtschaften?
Das Land Niedersachsen fördert den Schutz und die Entwicklung von Lebensräumen bereits mit dem Programm „Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen“ (AUKM). Auch das Bistum Hildesheim bietet zusätzliche Förderungen: So bieten wir eine Pachtzinssenkung an, wenn Pächter oder Pächterinnen auf ökologischen Landbau umstellen. Das Bistum unterstützt aber auch konventionell wirtschaftende Landwirte, wenn sie Lebensräume für wild lebender Tier- und Pflanzenarten schaffen, herstellen oder entwickeln.
Wie sind die Ziele bezüglich der Biodiversität mit dem Prozess „Zukunftsräume“ verbunden?
Der Nachhaltigkeitsprozess „Schöpfungsgerecht 2035“ ist stark mit dem anderen großen Transformationsprozess „Zukunftsräume“ verbunden. Und hier sind auch die nachhaltigen Kriterien für den Bereich Energetisches Sanieren, Nachhaltige Mobilität und eben auch für die Biodiversität aufgenommen: So sollen Gebäudehülle und Außenanlagen dem Erhalt der Artenvielfalt dienen. Das sind die bereits angesprochenen Maßnahmen durch Entsiegelung, Nistmöglichkeiten, Fassadenbegrünung, ökologische Bepflanzung oder Flächengestaltung. Diese Maßnahmen sollen möglichst direkt bei den Überlegungen und Entscheidungen zum Gebäudebestand mitberücksichtigt werden. Hier unterstütze ich die Beteiligten gern mit meiner Expertise und freue mich, wenn ich in die Planungen einbezogen werde.