Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
Viele Frauen waren zur Podiumsveranstaltung im Vorfeld zum Equal Pay Day ins Hildesheimer Rathaus gekommen. Ihnen allen geht es um ein gemeinsames Anliegen – Gerechte Entlohnung.
Die Botschaft vom gleichen Lohn ist auch auf dem grünen Gelenkbus des Regionalverkehrs Hildesheim angebracht. Einen Monat wirbt er nun auf der Strecke zwischen dem Hildesheimer Hauptbahnhof und Diekholzen für die Anliegen des Equal Pay Day.
Dieser Aktionstag macht darauf aufmerksam, dass Frauen weltweit oft weniger verdienen als Männer. Genauer gesagt: Er macht auf den prozentualen Unterschied im durchschnittlichen Bruttoverdienst von Frauen und Männern aufmerksam. Der beträgt aktuell 18 Prozent – man nennt ihn auch „Gender Pay Gap“, also die Geschlechterlohnlücke.
Die Forderung nach gleicher Bezahlung sei „noch immer ein wichtiges gesamtgesellschaftliches Anliegen“, wie Silvia Scharfenberg von der Katholischen Arbeitnehmer- Bewegung (KAB) im Diözesanausschuss Hildesheim und Initiatorin der Aktion, in ihrer Begrüßung bei der anschließenden Podiumsdiskussion in der Rathaushalle sagt. „Darauf wollen wir mit dem Bus gut sichtbar hinweisen.“
In einem Impulsreferat erklärte Professorin Carola Iller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dass in frauendominierten Berufen und Branchen häufig schlecht bezahlt wird. Auch seien Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert. Eine weitere Ursache für die sogenannte Entgeltlücke müsse man in der Arbeitszeit sehen. Nur jeder neunte Mann, aber fast jede zweite Frau arbeitet in Teilzeit. Dazu kämen familienbedingte Auszeiten wie die Geburt von Kindern.
Die Folgen spiegeln sich dann in mangelnder Existenzsicherung wider. „Knapp 80 Prozent der erwerbstätigen Frauen können nicht langfristig sich und ein Kind vorsorgen“, sagte Iller, und verwies auf die dadurch entstehende Rentenlücke. Eine zentrale politische Forderung müsse deshalb die Aufwertung frauendominierter Berufe sein.
Den Teilnehmerinnen an der Podiumsdiskussion – Antonia Hilberg, Landtagsabgeordnete der SPD, Zara Tas vom Stadtverband der FDP, Claudia Maria Wendt, CDU-Ratsfrau in Hildesheim, Kreistagsabgeordnete Susanne Weber von den Grünen und Leonie Friedel vom Theaterhaus sowie dem Ensemble-Mitglied des TFN Sonja Isabel Reuter – stellte Moderatorin Karin Jahns, ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hildesheim, spannende Fragen. Wer ist schuld daran, dass Frauen weniger verdienen, und schon Mädchen weniger Taschengeld bekommen als Jungs? Da müsse man in erste Linie das Rollenverständnis der Gesellschaft nennen, ist Zara Tas’ Meinung. Wann ist ein Lohn gerecht? „Das ist erst dann der Fall“, sagte Claudia Maria Wendt, „wenn auch die Arbeit anerkannt wird, die Frauen im Hintergrund leisten – beispielsweise im Haushalt oder bei der Angehörigenpflege.“
Wie komme ich zu meinem Wunschgehalt? Frauen „neigten irgendwie“ dazu, „tief zu stapeln“, antwortete Antonia Hilberg, „sie müssen sich besser organisieren.“ Susanne Weber ergänzt, „gute Information und optimale Vorbereitung auf das Gehaltsgespräch seien ungeheuer wichtig“.
Waldemar Lorenz