Zurück zur alten Wirkungsstätte
200 Jahre nach ihrer Vertreibung besuchen englische Benediktiner Lamspringe
Hildesheim/Lamspringe (bph) Vom 28. bis 31. August sind englische Benediktiner im Bistum Hildesheim zu Gast. Sie besuchen unter anderem die ehemalige Abtei von Lamspringe, die bis zum Jahre 1803 von englischen Benediktinern bewohnt war.
Die 16 Engländer, darunter die Äbte der drei englischen Benediktinerabteien Downside, Douai und Ampleforth, werden am 28. August nach Hildesheim kommen und im Mutterhaus der Vinzentinerinnen wohnen. Ihr Besuchsprogramm sieht unter anderem am 29. August eine ausgedehnte Stadtführung durch Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede und eine kleine Abendakademie vor. Der Samstag, 30. August, gehört dann der ehemaligen Benediktinerabtei Lamspringe, südlich von Hildesheim. Nach einer Besichtigung werden die Mönche und Äbte an der Wallfahrt des Heiligen Oliver Plunkett teilnehmen, der in der ehemaligen Lamspringer Klosterkirche verehrt wird. Am Sonntag, 31. August, wollen die Gäste beim Gottesdienst im Dom dabei sein, bevor sie wieder nach England abreisen.
Diese Reise steht im Zusammenhang mit der Aufhebung des Klosters Lamspringe im Jahre 1803. Am 3. Januar jenen Jahres kam der preußische Beauftragte Carl August Malchus in Begleitung eines Unteroffiziers und sechs Husaren nach Lamspringe und teilte dem amtierenden Abt Placid Harsnip die Auflösung des Klosters mit. Den 17 englischen Mönchen wurde eine lebenslange Pension von 600 Gulden zugesagt und das Klostergut in ein königliches Domänengut umgewandelt. 1818 ging die ehemalige Klosteranlage an die hannoversche Klosterkammer über. Da waren viele der englischen Mönche aber längst wieder in ihre Heimat zurückgekehrt und dort verschiedenen Benediktinerklöstern beigetreten.
Wie waren die englischen Benediktiner aber überhaupt nach Lamspringe gekommen? Das Kloster wurde 847 von dem sächsischen Grafen Ricdag und seiner Frau Imhildis als Benediktinerinnenkloster gegründet. Es hatte schon früh einen großen Besitz, wurde aber, wie auch der gesamte Ort, wegen seiner exponierten Lage am Rande des Hildesheimer Hochstift immer wieder zum Zankapfel der politischen Interessen und mehrfach geplündert und verbrannt.
Wegen des heftigen Widerstands der Nonnen konnte die Reformation in Lamspringe erst 1568 durchgesetzt werden. Aus dem Benediktinerinnenkloster wurde ein protestantisches Damenstift. Durch den 30-jährigen Krieg wechselte Lamspringe wieder die Konfession und kam zum katholischen Fürstbistum Hildesheim. Die Klostergebäude wurden an Mönche der englischen Benediktiner-Kongregation vergeben, die am 19. Oktober 1643 in Lamspringe einzogen. Die Mönche bescherten dem Kloster und seiner bedeutenden Kirche einen großen Aufschwung – bis 160 Jahre später ein Preuße mit sechs Husaren der mönchischen und englischen Tradition in Lamspringe ein Ende bereitete.