Zeit, vom Konflikt zur Gemeinschaft zu kommen
Malteser und Johanniter feierten die 12. Ökumenische Gerhardsvesper in Wennigsen
Im Zeichen des Reformationsjubiläums stand die Gerhardsvesper, zu der sich Mitglieder des evangelischen Johanniter- und des katholischen Malteserordens mit ihren jeweiligen Hilfsdiensten in der Klosterkirche Wennigsen trafen.
Sie tragen unterschiedliche Gewänder, stellen sich aber unter das gleiche Zeichen und verfolgen ähnliche Ziele: Die evangelischen Johanniter und katholischen Malteser haben dieselben Wurzeln, die in Jerusalem liegen. Dort gründeten italienische Kaufleute im 11. Jahrhundert ein Hospiz für kranke Pilger, aus dem Johanniter- und Malteserorden erwuchsen.
Trotz aller Gemeinsamkeiten sahen Malteser und Johanniter doch über die Jahrhunderte hinweg oft mehr auf das Trennende. Sie waren Teil einer Welt, in der Religion missbraucht wurde und Tote forderte, in der Schmerz und Hass die Liebe überwogen.
So bekannten denn zu Beginn der Gerhardsvesper am vergangenen Donnerstag Friedrich von Oertzen und Dr. Christian Meyl von Seiten der Johanniter sowie Maximilian Freiherr von Boeselager und seine Frau Marie-Rose für die Malteser in einer bewegenden Zeremonie gegenseitig ihre Schuld: „Wir bedauern zutiefst die bösen Dinge, die Katholiken und Lutheraner einander angetan haben.“ Es sei an der Zeit, vom Konflikt zur Gemeinschaft zu kommen, versprachen die vier Ordensvertreter öffentlich.
Ein Gedanke, den auch Pfarrer Georg Bergner aus dem Erzbistum Hamburg in seiner beeindruckenden Predigt aufgriff. Versöhnung brauche Geduld und Beharrlichkeit, so der katholische Priester. Entscheidend sei, dass Katholiken und Protestanten gemeinsam in der Liebe Christi bleiben. Eine rechte Ökumene sei dann die Ökumene der gemeinsamen Anbetung, sagte Bergner.
Die Liturgie wurde geleitet von Pastor Dr. Wichard von Heyden aus Gehrden und Diakon Thomas Müller aus Garbsen. Die Calenberger Kantorei unter der Leitung von Ludwig Theis, sowie Prof. Dr. Ulrich Riedl als Kantor und Barbara von Witzleben an der Orgel sorgten für die musikalische Untermalung. Mit dem Gottesdienst erinnerten Johanniter und Malteser an den gemeinsamen Ordensgründer, den Seligen Bruder Gerhard, dessen Gedenktag der 13. Oktober ist.
Rund 250 Besucher waren zur Gerhardsvesper gekommen, die schon zum zwölften Mal stattfand. Darunter waren auch Mitglieder befreundeter Orden wie der Ritter vom Heiligen Grab und vom Deutschen Orden. Daneben bestimmten wieder die Fahnen und die auffällige Dienstbekleidung der Sanitäter beider Hilfsdienste das farbenprächtige Bild. Beim anschließenden Empfang im Klostersaal gab es reichlich Gelegenheit, einander kennen zu lernen.
Text: mhd