Zeichen der Verbundenheit
Ehemalige KZ-Häftlinge und Holocaust-Überlebende besuchten Bischof Norbert Trelle
Hildesheim (bph) Bischof Norbert Trelle hat am Mittwoch im Bischofshaus acht ehemalige KZ-Häftlinge und Holocaust-Überlebende aus Polen empfangen, die zurzeit auf Erholungsurlaub im Bistum sind.
Sie waren Kinder und Jugendliche, als sie schreckliche Erfahrungen mit Deutschen machten: Einige der acht Damen und Herren, die den Bischof am Mittwoch mit ihrer Übersetzerin Helga Chrpa und Begleitern besuchten, waren im Konzentrationslager von Majdanek, andere wurden von Soldaten im Rahmen von „Säuberungsaktionen“ aus ihren Dörfern vertrieben und haben dabei ihre Eltern verloren. Und dennoch kamen die älteren Damen und Herren gerne zu Besuch nach Deutschland zurück – zur Erholung, aber auch um Gespräche zu führen. Die ehemaligen KZ-Häftlinge und Holocaust-Überlebenden sind heute zwischen 67 und 83 Jahre alt. Sie kommen aus verschiedenen polnischen Städten. Auf Einladung des Diözesan-Caritasverbandes und des Maximilian-Kolbe-Werkes verbringen sie vom 12. Mai bis 1. Juni einen Erholungsurlaub im Bistum. Untergebracht sind sie in der Kolping-Ferienstätte Pferdeberg bei Duderstadt.
Bischof Norbert Trelle erinnerte bei Kaffee und Kuchen im Bischofhaus an die gute Tradition der Hildesheimer Bischöfe, jährlich eine Gruppe von polnischen Opfern des Nationalsozialismus zu empfangen. Dies und das Kommen der Polen sei ein Zeichen christlicher Verbundenheit, die stärker sei als die damaligen Verbrechen, sagte der Bischof. Heute leben beide Völker in versöhnter Nachbarschaft nebeneinander, im Bewusstsein der Verantwortung für das Zusammenwachsen Europas, so Trelle weiter. Nach einer kurzen gemeinsamen Andacht in der Bischofskapelle führte der Bischof die Gruppe noch zum 1000jährigen Rosenstock, der zurzeit in Blüte steht.
Die bereits zum 20-mal durchgeführte Aktion von Caritas und Maximilian-Kolbe-Werk soll einen Beitrag zur Versöhnung leisten, solange die ehemaligen KZ-Häftlinge und Holocaust-Überlebenden noch am Leben sind. Auf dem diesjährigen Besuchsprogramm stehen neben dem traditionellen Besuch beim Bischof unter anderem auch Duderstadt, Göttingen und Heiligenstadt im Obereichsfeld. Am Dienstag traf sich die Gruppe mit Schülern aus dem Eichsfeldgymnasium Duderstadt, um von ihren Erlebnissen zu berichten.
Das Maximilian-Kolbe-Werk unterstützt die etwa 30.000 heute noch lebenden ehemaligen Häftlinge der Konzentrationslager und Ghettos in Polen und den Ländern Mittel- und Osteuropas unabhängig von ihrer Religion, Konfession oder Weltanschauung. Es organisiert Hilfsprojekte vor Ort, Erholungs- und Begegnungsaufenthalte in Deutschland und Zeitzeugengespräche in Schulen, Pfarrgemeinden und Bildungseinrichtungen.