Zeichen der Hoffnung
Die Christussäule des Hildesheimer Doms steht nun in St. Michaelis
Hildesheim (bph) Die Christussäule des Heiligen Bischof Bernward steht wieder in der Kirche St. Michaelis – rund 200 Jahre, nachdem sie dieses Gotteshaus verlassen hat und zum Dom kam. Am Mittwochmorgen überbrachte das Hildesheimer Domkapitel sein Prunkstück mit einem Spezialtransporter zum Michaelishügel, wo es von Vertretern der Stadt und der evangelischen Kirche in Empfang genommen wurde. Die Christussäule soll bis zum Abschluss der Domsanierung in St. Michaelis bleiben.
Sie muss ihre alte Heimat noch gekannt haben, und dennoch hatte sie „Schwellenangt“. Es dauerte einige bange Minuten, ehe die Christussäule mit ihren rund 3,5 Tonnen von den Männern des Spezialunternehmens Hasenkamp aus Frechen bei Köln über die Schwelle von St. Michaelis geschoben werden konnte. Zwischen den engen Türflügeln des östlichen Zugangs hatten sich offenbar die Rollen der schmalen Fahrbretter unter der Säule verkantet. Doch mit vereinten Kräften gelang es schließlich und gegen 13.30 Uhr stand die Säule wieder aufrecht auf ihrem Sockel im östlichen Querschiff der romanischen Basilika.
Schon der Morgen hatte ökumenisch begonnen. Der Bläserkreis von St. Michaelis gestaltete die kleine liturgische Feier an den geöffneten Bernwardtüren des Doms zur Verabschiedung des bronzenen Werkes. Bischof Norbert Trelle betonte das „geistliche Ereignis“ dieses Tages und erinnerte an die römischen Kaiser, die sich zu ihrem Nachruhm Bronzesäulen errichten ließen. Die Christussäule dagegen verherrliche den Sieg des lebendigen Gottes.
Mit einem luftgefederten Spezialtransporter wurde die Christussäule dann unter dem Geläute der Glocken vom Dom nach St. Michaelis gebracht. Zahlreiche Gläubige und Schaulustige folgten dem Wagen und dem Domkapitel zu Fuß über die gesperrten Straßen von Pfaffenstieg und Burgstraße zum Michaelishügel. In ihrer Gastkirche ruhte Bernwards Meisterwerk dann zunächst vor dem Ostaltar, während Landessuperintendent Eckhard Gorka und Michaelis-Pastor Dirk Woltmann in ihren Grußworten die Bronzesäule als „erzene Predigt der Verbundenheit mit Christus und als verbindendes Zeichen der Ökumene“ willkommen hießen. Weihbischof Hans-Georg Koitz pries die Christussäule als „Zeichen der Hoffnung“ in einer schwierigen Zeit. „Sie nimmt uns an der Hand und führt uns durch die Geschichte“, sagte Koitz, um danach Zeuge zu werden, wie die Säule langsam aufgerichtet wurde.
Die Christussäule ist neben den Bernwardtüren im Dom der zweite monumentale Bronzeguss, den Bischof Bernward von Hildesheim (960 bis 1022) in Auftrag gab, vermutlich um das Jahr 1020. Sie hat eine Höhe von 3,79 Meter von der Basisplatte bis zum oberen Schaftabschluss und wiegt rund 3,5 Tonnen, der Durchmesser des Schaftes beträgt 58 Zentimeter. Die Christussäule orientiert sich an klassischen Vorbildern wie den Kaisersäulen in Rom und zeigt einige Episoden aus dem Leben Jesu von der Taufe Christi im Jordan bis zum Einzug in Jerusalem. Die 28 Szenen winden sich in acht Windungen nach oben.
Bernward hat die Christussäule für seine Kirchengründung St. Michaelis in Auftrag gegeben. 1544 wurden Kapitell und Kruzifix zerstört und eingeschmolzen. Um den Rest der Säule vor der Zerstörung zu retten, sorgten kunstliebende Bürger dafür, dass das mittelalterliche Meisterwerk 1810 auf dem Domhof aufgestellt wurde. 1874 goss man ein neues Kapitell und am 15. Januar 1895 kam es zur Umsetzung der Säule in den Dom, wo sie bis vor wenigen Tagen im südlichen Querschiff stand.