Wollenes Strickgraffiti auf Basilika St. Clemens
Kunstwerk in den Farben des Bistumsjubiläums bleibt einen Monat lang an hannoverscher Kirche sichtbar
An der Kuppel der Basilika St. Clemens in Hannover hängt seit heute ein 200 Quadratmeter großes Strickgraffiti. „Damit wird auf spektakuläre Art und Weise sichtbar gemacht, dass die Kirche Menschen behütet und eine bunte, lebendige Kirche ist“, sagte der hannoversche Propst Martin Tenge mit Blick auf die mehrfarbige Kunstinstallation. Das Graffiti besteht aus mehr als 350 einzelnen Wollteilen, die zunächst von Strickerinnen aus den katholischen Gemeinden Hannovers per Hand gefertigt und dann miteinander zu einem Netz vernäht wurden. Mehrere Industriekletterer waren im Einsatz, um die zwei Zentner schweren Wollteile nach Anweisungen der Künstlerin Mansha Friedrich anzubringen. Die Strickkünstlerin hatte das Graffiti entworfen und mit den mehr als einhundert Strickerinnen aus 25 Gemeinden der Stadt und Region Hannover angefertigt.
Die Aktion soll auf den Zusammenhalt der Gemeinden untereinander und die Vernetzung der katholischen Kirche in Hannover mit dem Bistum Hildesheim hinweisen. Daher greifen die einzelnen Strickteile in den Farben Gelb, Pink, Rot und Weinrot die Farben des 1200-jährigen Bistumsjubiläums auf. „Ich habe für ein Wollstück 20 bis 25 Stunden lang gestrickt und jetzt ist das Ergebnis so wunderbar“, schwärmte eine der Strickerinnen, Ingrid Paskalvis, beim Anblick des fertigen Netzes. Sie und die anderen Strickerinnen hätten sich schon Sorgen gemacht. „Das ist wie bei einer Entbindung. Man weiß nicht, was raus kommt. Und bei so einer tollen Aktion mitzumachen – das erlebt man nur einmal im Leben.“
Auch für den Industriekletterer Thomas Krohn war es das erste Mal, dass er ein Strickgraffiti an eine Kirchenkuppel anbringen sollte. „Das war ja schon eine verrückte Idee, denn wir wussten gar nicht, wie sich das Material Wolle in dieser Größenordnung verhält“, sagte der 42- Jährige. „Aber die Aktion begeistert Menschen und bringt sie zusammen.“ Und auch die Künstlerin Friedrich lobte den Zusammenhalt der Gruppe, die das Projekt auf die Beine gestellt hatte: „Mir sind die Strickerinnen ans Herz gewachsen. Eine solche Gemeinschaft, die innerhalb von Kirche möglich ist, vermisse ich oft im alltäglichen Leben.“
Das Strickgraffiti wird ungefähr einen Monat lang die vierhundert Quadratmeter große Kuppel der Basilika schmücken. Danach werden die einzelnen Wollstücke gereinigt und zu Decken zusammengenäht, die zugunsten der Ökumenischen Essensausgabe in Hannover versteigert werden sollen.