„Wir erwarten mittwochs die Königin“
Neues Jahrbuch für Geschichte und Kunst beleuchtet Hildesheimer Bistumshistorie
Die Geschichte des Bistums Hildesheim wird nicht neu geschrieben, aber um zahlreiche Facetten erweitert: Auf knapp 500 Seiten informiert das „Jahrbuch für Geschichte und Kunst 2011/12“ in zwölf Themenschwerpunkten über aktuelle Forschungsergebnisse.
„Bemerkenswert ist die Fülle an ausgewerteten Quellen“, sagt Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede, der das Buch für den Verein für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim herausgegeben hat. Die Autoren haben eine große Zahl von bisher nicht ausgewerteten Zeitdokumenten studiert und ihre Ergebnisse – jeweils untermauert durch zahlreiche Fußnoten – in populärwissenschaftlicher Form für ein breites Publikum aufbereitet. Das sei eines der wichtigsten Merkmale des Jahrbuchs, das seit 1927 regelmäßig erscheint, sagt Scharf-Wrede. „Seine Spannung entwickelt es durch eine Mischung aus Kontinuität und Zufälligkeiten. Dadurch ist es nicht nur für Fachleute interessant, sondern für jeden, der sich in irgendeiner Form für die Entwicklung unseres Bistums Hildesheim interessiert“, ist der Bistumsarchivar überzeugt.
Der bisher verfolgten Linie treu bleibt auch die aktuelle Veröffentlichung. Der Leser steigt mit einem sehr speziellen lokalen Thema ein: „Die Gebäude der Kirchengemeinde St. Maria in Hannover“ scheint auf den ersten Blick nur einen kleinen Kreis von Spezialisten zu interessieren. Doch gilt das Gotteshaus nach der Basilika St. Clemens nicht nur als älteste katholische Kirche Hannovers, der Bau – eingeweiht 1890 – wurde immerhin auch gefördert durch Kaiser Franz Joseph und Kaiser Maximilian von Mexiko.
Kurz vor dem Jubiläum des Bistums Hildesheim (1200 Jahre), das 2015 begangen wird, widmen sich zwei wichtige Kapitel Bischof Bernward, der unter anderem als einer der bedeutenden Baumeister seiner Zeit gilt. Andere Forschungsarbeiten befassen sich mit der Reform von St. Michael und St. Godehard in Zeiten der Reformation oder der Abtretung von Gebäuden des ehemaligen Karthäuser-Klosters in Hildesheim an die städtische Armen-Verwaltung. Bistumsarchivar Scharf-Wrede widmet sich dem Thema, wie der Hildesheimer Diözesanklerus im 19. und 20. Jahrhundert ausgebildet wurde, und ein eher erheiterndes Kaptitel beschreibt unter dem Thema „Wir erwarten mittwochs die Königin“ den Aufenthalt von Königin Luise in Hildesheim (Sommer 1806) im Spiegel zeitgenössischer Berichte.
Alle Autoren des Jahrbuchs seien ausgewiesene Wissenschaftler, sagt Thomas Scharf-Wrede. Dass sie ihre Beiträge kostenlos zur Verfügung gestellt haben, zeige auch, wie anerkannt die Reihe in Fachkreisen ist.
Erschienen ist das „Jahrbuch für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim 2011/12“ (ISSN 0341-9975) im Verlag Schnell + Steiner, Regensburg. Es kostet 45 Euro.