"Wir brauchen das Digitale und das Persönliche"
Weihnachtsbrief von Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ an die Gläubigen und Mitarbeitenden im Bistum Hildesheim
Der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ hat sich mit einem Brief zum nahenden Weihnachtsfest an die Gläubigen und Mitarbeitenden im Bistum Hildesheim gewandt.
„Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche, liebe Engagierte im Bistum Hildesheim, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Mitbrüder,
in diesen Tagen einer besonderen und auch herausfordernden Adventszeit habe ich viel an Sie und Euch gedacht. Und ich habe mich an vergangene Jahre erinnert. Wie in vielen Jahren zuvor brennen die Adventskerzen auf dem Adventskranz - und doch fehlt Vertrautes. Das wird auch am Weihnachtsfest so sein: Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass viele Menschen Weihnachtsgottesdienste digital feiern werden und dass wir uns mit unseren Lieben digital um den Tannenbaum versammeln? Diese Formen der Begegnung mit Gott und untereinander waren vor einem Jahr für die allermeisten von uns undenkbar.
Und gerade deshalb werden in diesen Tagen der Wert der persönlichen Begegnung und die Möglichkeiten der Technik so deutlich wie selten zuvor. Wir brauchen das Digitale und wir brauchen das Persönliche: Die Begegnung am Küchentisch, in der Schule, im Büro, am Bildschirm und am Telefon. Die Nähe der Umarmung, die vertraute Stimme im Ohr und das lächelnde Gesicht auf dem Bildschirm. Wir brauchen es, einander zu sehen und zu hören. Vielleicht brauchen wir dieses intensive Sehen und Hören dieses Jahr mehr als das Riechen von Glühwein und Tannenbaum und das Schmecken von Gans und Plätzchen.
Das Sehen und das Hören sind auch die menschlichen Sinne, die in der Weihnachtsgeschichte eine entscheidende Rolle spielen: Die Hirten gehen, nachdem der Engel ihnen die Botschaft von der Geburt des Retters verkündet hat, um zu sehen: „Lasst uns nach Bethlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat! So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde.“ „Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.“ (Lk 2, 15b-18.20)
Das Sehen und das Hören der Herrlichkeit Gottes beginnt in diesem Jahr schon vor Weihnachten: Sie alle haben und Ihr habt in den Monaten und Wochen vor Weihnachten die Botschaft der Weihnacht für andere schon jetzt gesehen und gehört: Ihr habt für Oma und Opa eingekauft, Bilder gemalt und mit ihnen geskypt, Sie haben neue Formen für Weihnachtsgottesdienste erdacht, überlegt, wie Menschen ohne Obdach auch in diesem Jahr eine Weihnachtsfreude gemacht werden kann, Schülerinnen und Schüler durch eine schwere Zeit begleitet, Menschen mit Behinderungen in unruhigen Zeiten die Hand gehalten, Lichter der Hoffnung in Gefängnisse getragen, die viele Mehrarbeit in den Pfarrbüros und Verwaltungen geschultert, verunsicherten und verängstigten Menschen Halt gegeben, Sterbende begleitet und Trauernde getröstet, Einsame besucht, Kinder beschenkt, Ratsuchende unterstützt, junge Menschen ermutigt und so vieles mehr, was unbedingt aufgezählt werden müsste.
Ihnen und Euch allen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Caritas, in den Kindertagesstätten und Schulen, in der Seelsorge, in den Verwaltungen, den vielen ehrenamtlich Engagierten, den Mitbrüdern und den Kindern und Jugendlichen in unserem Bistum sage ich für Ihr und Euer Sehen und Hören von Herzen meinen Dank. Weil es Sie und Euch gibt, können so viele auch in diesem Jahr mit ihren Sinnen Weihnachten feiern.
Ihnen, Ihren Lieben und Euch wünsche ich von Herzen ein besinnliches Weihnachtsfest. Mögen auch Ihre und Eure Ohren, Augen und Herzen von der Weihnachtsfreude erfüllt werden, denn: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“ (Lk 2,11)
+ Heiner
Dr. Heiner Wilmer SCJ
Bischof von Hildesheim“