Wilmer feiert Gottesdienst vor Eisbrecher in Bremerhaven
Eröffnung der Renovabis-Pfingstaktion fand heute Vormittag an der Küste statt
In Bremerhaven wurde am heutigen Sonntagvormittag mit einem Open-Air-Gottesdienst vor dem Museumsschiff „Wal“, einem Eisbrecher, die Pfingstaktion des katholischen Osteuropa-Hilfswerkes Renovabis eröffnet. Der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ stellte in seiner Predigt die Frage nach Gerechtigkeit in der Arbeitsmigration in den Fokus. Diesem Thema widmen sich die Veranstaltungen von Renovabis während der Pfingstaktion.
Die Frage nach der Gerechtigkeit ziele darauf, dass es eine Gerechtigkeit gebe, so der Bischof. „Dürfen wir darauf hoffen, dass am Ende nicht die Ungerechtigkeit siegt? Dürfen wir darauf hoffen, dass am Ende nicht der Stärkere das Sagen hat? Dürfen wir darauf hoffen, dass sich der Sozialdarwinismus nicht durchsetzt?“
Wilmer beschrieb diesbezüglich die schwierige Situation vieler Arbeitsmigrantinnen und -migranten aus Ost- und Mitteleuropa, etwa in der Landwirtschaft oder in der Fleischindustrie. Er ging auf die LKW-Fahrer ein, die auf deutschen Autobahnen unterwegs sind, um den Warenverkehr am Laufen zu halten, weit weg von ihren Familien und Freunden. „Auch die Situation der Pflegekräfte, die oftmals aus dem Osten Europas kommen, um ältere und kranke Menschen hier in Deutschland zu pflegen, ist nicht immer einfach.“
Das Hilfswerk Renovabis lege mit seiner diesjährigen Pfingstaktion Finger in tiefe Wunden, so der Bischof. In vielen wichtigen Lebensbereichen seien ausländische Arbeiterinnen und Arbeiter im Einsatz, deren Arbeits- und Lebensbedingungen oftmals alles andere als gut seien. „Mitten in Deutschland gibt es im 21. Jahrhundert Ausbeutung und große Ungerechtigkeiten. Dies geht uns alle an!“ Es gehe um gerechte Entlohnung für Menschen, um gute Arbeitsbedingungen und um Würde.
Besonders das Alte Testament gemahne zur Gerechtigkeit. „Es wird dann daran erinnert, dass Gott das Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten herausgeführt hat. Es wird daran erinnert, dass Gott in seinem Volk Gerechtigkeit will.“ Christinnen und Christen sind nach den Worten Wilmers hoffende Menschen, die in Gott die Gewissheit haben, dass etwas Sinn mache, egal wie es ausgehe.
Diese Hoffnung habe eine zweite Seite: „Sie macht auf das aufmerksam, was noch nicht gut ist. Sie zeigt auf das, was Gerechtigkeit nötig hat.“ Daher sei der hoffende Mensch eine Anpackerin, ein Anpacker. „Seien wir bereit, jedem eine Antwort unserer Hoffnung zu geben, eine ganz praktische Antwort.“
In diesem Sinne könne jede und jeder einen Beitrag dazu leisten, dass es den Arbeitsmigrantinnen und -migranten besser gehe. Das bedeute, da, wo es gehe, tiefer in die Tasche zu greifen für Fleisch und Gemüse, und politisch im Hinblick auf Gerechtigkeit für Veränderungen zu sorgen.
Wilmer feierte die Heilige Messe unter freiem Himmel gemeinsam mit Bischof Dode Gjergji aus der Diözese Prizren-Pristina (Kosovo), Pfarrer Prof. Dr. Thomas Schwartz (Hauptgeschäftsführer Renovabis), Ortspfarrer Marcus Scheiermann, weiteren Renovabis-Gästen sowie zahlreichen Katholikinnen und Katholiken aus Bremerhaven. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Kinderchor und dem Projektchor der katholischen Kirche in Bremerhaven unter der Leitung von Mario al Fakih Hernandez, Katharina Diegritz und Diakon Samuel Elsner.