Wertvoller Lichtbringer
Leuchterlöwe als "Kunstwerk des Monats April" im Hildesheimer Dom-Museum
Hildesheim (bph) Einen Leuchterlöwen aus dem 13. Jahrhundert zeigt das Dom-Museum Hildesheim als "Kunstwerk des Monats April". Dieses wertvolle Stück hat einst Maßstäbe gesetzt für einen neuen Typ von Leuchtern.
Der Leuchterlöwe aus dem 13. Jahrhundert gehört zu den besonders qualitätvollen Bronzegussarbeiten in der Sammlung des Dom-Museums. Das Löwenmotiv war in der mittelalterlichen Kunst in ganz verschiedenen Bedeutungszusammenhängen geläufig, der Löwe konnte als Zeichen der Kraft und Stärke, aber auch als Symbol des Bösen interpretiert werden, das überwunden werden muss. Die Funktion als Lichtträger gibt dem Löwen hier eine positive Deutung.
Der Leuchterlöwe ist eng mit löwenförmigen Aquamanilien verwandt, Gießgefäßen für Wasser, die für Waschungen im rituellen, aber auch bei besonderen Anlässen im privaten Bereich benutzt wurden. Aquamanilien sind in großer Zahl aus dem 13. Jahrhundert überliefert und können auch die Gestalt eines Drachen, Greifen oder eines Reiters haben. Viele Motive, zum Beispiel auch Samson als Löwenbezwinger fanden für Aquamanilien und für Leuchter Verwendung.
Lange Zeit wurde in der Forschung angenommen, dass die Anbringung der Kerzentüllen nachträglich erfolgt sei. Doch gibt es dafür keine technischen Anhaltspunkte. Zwar ist die Dreizahl der Kerzentüllen ungewöhnlich. Die häufigen Darstellungen mehrflammiger Leuchter in der Tafelmalerei der Spätgotik deuten aber darauf hin, dass sich die Form der Leuchter im 13. Jahrhundert zu verändern beginnt. Damit steht der Hildesheimer Löwenleuchter am Beginn der Entwicklung eines neuen Leuchtertyps.
Die detaillierte Gestaltung der Löwengestalt, vor allem der Mähne rückt den Hildesheimer Löwen in das Umfeld des Braunschweiger Löwendenkmals, das auf den berühmten Welfenherzog Heinrich den Löwen zurückgeht. Stilistisch gut vergleichbar sind Löwenaquamanilien in anderen Sammlungen, zum Beispiel in Bremen und Frankfurt. Als Entstehungsort muss Hildesheim angenommen werden, das im 12. und 13. Jahrhundert über besonders leistungsfähige Bronzegusswerkstätten verfügte, wovon die Reihe prominenter Gussarbeiten von den Scheibenkreuzen bis zum Taufbecken des Hildesheimer Domes Zeugnis gibt.
Literatur (an der Kasse des Dom-Museums erhältlich):
Victor H. Elbern, Hans Reuther, Der Hildesheimer Domschatz, Hildesheim 1969, S. 78
Ego sum Hildensemensis. Bischof, Domkapitel und Dom in Hildesheim 815 bis 1810. Ausstellungskatalog Hildesheim 1990, S. 530