Wer darf sich Kirche nennen?
Katholiken und Protestanten diskutierten beim Ökumenischen Studientag über ihr Kirchenverständnis
Hildesheim/Hannover (bph) Was ist eigentlich eine Kirche? Und wer darf sich Kirche nennen? Einfache Fragen, auf die der Ökumenische Studientag des Bistums Hildesheim am Donnerstag im Ökumenischen Kirchenzentrum Hannover-Mühlenberg keine einfachen Antworten fand.
Schon zum 23mal hatte die Diözesankommission zur Förderung der ökumenischen Arbeit im Bistum Hildesheim zu diesem jährlichen Studientag in das Kirchenzentrum eingeladen. Mit rund 300 Teilnehmern war er sehr gut besucht. Vielleicht lag es auch am Thema. „Kirche – in welchem Sinn?“ so fragte die Diözesankommission und bat Prof. Dr. Wolfgang Thönissen, den Leitenden Direktor des Johann-Adam-Möhler Instituts in Paderborn um eine Antwort aus katholischer Sicht. Hintergrund des diesjährigen Themas: 2007 hatte die katholische Kongregation für die Glaubenslehre verschiedene „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche“ veröffentlicht. Dieses Dokument löste viel Unverständnis aus. Viele warfen dem Papst vor, Nicht-Katholiken das Recht abzusprechen, sich Kirche zu nennen.
Unter dem Motto „Kirche – im römisch-katholischen Sinn: Kirche als Sakrament“ versuchte Thönissen dann in seinem Vortrag das Kunststück, die vatikanische Position in dieser Frage darzustellen ohne die Nicht-Katholiken abzuwerten. Jesus Christus hat eine einzige, wahre Kirche gegründet, so Thönissen. Da die Christenheit nun aber einmal gespalten ist, kann keine Kirche für sich beanspruchen, die einzige, wahre zu sein. Ökumene ist nach Thönissens Überzeugung der einzige Weg, um die Spaltung der Christen zu überwinden und damit dem zu entsprechen, was Christus wollte.
In Anlehnung an Calvin und Luther beschrieb dann Dr. Oliver Schuegraf, Referent für Ökumenische Grundsatzfragen und Catholika der VELKD, seine Sicht von Kirche aus evangelischer Sicht. „Kirche – im evangelisch-lutherischen Sinn: Gemeinschaft in Wort und Sakrament“ so lautet der Titel seines Vortrags. Kirche ist da, wo das Wort Gottes verkündet und den Menschen die Sakramente gereicht werden, lautet Schuegrafs Kirchenverständnis. Was denn das für das Selbstverständnis der Amtsträger bedeute, wollten Zuhörer dann in der anschließenden Diskussion wissen, die vom zukünftigen Propst Martin Tenge sehr souverän moderiert wurde. An dieser Stelle deutete sich an, dass noch viel zu tun ist für die Theologen: Ob die Ordination eines Pastors der Weihe eines Priesters gleichzustellen ist? Künftigen ökumenischen Studientagen werden die Themen so schnell nicht ausgehen.