Weil: Flüchtlingsarbeit braucht klare Werte
Ministerpräsident hat den Kreuzweg der Schöpfung eröffnet
Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hat am heutigen Sonntag in der Kirche St. Heinrich in Hannover den diesjährigen Kreuzweg der Schöpfung des Bistums Hildesheim eröffnet.
Dabei rief Weil in einer Predigt die rund 400 Katholiken in der Kirche auf, ihr Engagement in der Flüchtlingsarbeit aufrecht zu erhalten, aber gleichzeitig auch die eigenen Grenzen zu erkennen. „Die Probleme, vor denen wir als Gesellschaft derzeit stehen, sind überwältigend große. Wir müssen die Fluchtursachen bekämpfen. Aber dazu braucht es mehr als persönliches Engagement“, sagte Weil. Einige nähmen das Ausmaß der Probleme als Grund, nichts zu tun und sich nicht zu engagieren. Andere wiederum seien sehr aktiv, müssten aber gleichzeitig gegen die eigene Resignation ankämpfen. „Ich glaube, es tut gut, realistisch zu sein. Sowohl persönlich als auch gesellschaftlich sind die Ressourcen begrenzt. Aber das soll keine Ausrede sein, mehr oder weniger zu leisten, als wir können“, sagte Weil. Es mache ihn „nicht stolz“, dass Deutschland in Sachen Rüstungsindustrie einen Platz an der Weltspitze einnehme.
„Ich finde es gut, dass die Katholische Kirche die Fastenzeit nutzt, um auf Themen wie Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit hinzuweisen. Wir brauchen auch in der Flüchtlingsarbeit klare Werte, an denen wir uns orientieren“, sagte der Ministerpräsident während des Gottesdienstes und zitierte aus dem Neuen Testament. „Dort sagt Jesus: Ich war fremd und ihr habe mich aufgenommen. Die Bibel gibt also Antworten auch auf heutige Fragen. Das klingt zwar banal, aber gerade so christlich geprägte Länder wie Ungarn oder Polen meinen, dass sie das Problem Flüchtlinge einfach vor ihrer Tür lassen können.“
Domkapitular Propst Martin Tenge dankte dem Ministerpräsident für sein Kommen und betonte die gemeinsame Verantwortung, die Politik und Theologie für die Gesellschaft und die Umwelt tragen. „Ich bin froh, dass wir als Kirche Teil einer Gesellschaft sind, die die Welt positiv gestalten will“, sagte er. Gerade der Hinweis des Ministerpräsidenten, dass aber auch die kirchlichen Mitarbeiter und Ehrenamtlichen ihre eigenen Grenzen bei der Bewahrung der Schöpfung und der Unterstützung von Flüchtlingen wahrnehmen müssten, bewege ihn sehr.
Im Anschluss an den Gottesdienst geleitete Propst Tenge im strömenden Regen eine Delegation von rund 90 Personen zum Maschsee, die das übermannsgroße Kreuz der Schöpfung dort an eine Gruppe aus Verden übergaben. In Verden wird die nächste Aktion im Rahmen des Kreuzweges der Schöpfung stattfinden.
Der Kreuzweg der Schöpfung ist eine Aktion des Bistums Hildesheim und findet jährlich statt. Ziel des Kreuzweges ist es, während der Fastenzeit auf die Bedrohung der Schöpfung weltweit und soziale Ungerechtigkeiten in Deutschland aufmerksam zu machen. Organisiert wird er vom Diözesanrat der Katholiken, der Bolivienkommission, der Hauptabteilung Pastoral und dem Umweltbeauftragten des Bistums in Kooperation mit lokalen Gemeinden und Initiativen vor Ort. Die Fastenzeit wird deshalb als zeitlicher Rahmen für die Aktion genutzt, weil die Fastenzeit im Christentum eine Zeit der Besinnung und des Hinterfragens darstellt.
Die zweite Station des Kreuzweges der Schöpfung findet in diesem Jahr am Sonntag, 28. Februar, im Landkreis Verden statt. Sie beginnt um 14 Uhr an der Freilichtbühne Holtebüttel (Zur Freilichtbühne 19, Langwedel) und führt über die Friedhofskapelle in Schülingen (Schülinger Straße, Langwedel) zur evangelischen Kapelle in Völkersen (Kapellenweg 10, Langwedel–Völkersen).
Dort spricht um 15:30 Uhr Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, über die Problematik der Erdgasförderung. Nach dem Vortrag sind die Teilnehmer zu heißen und kalten Getränken im Gemeindehaus in Völkersen eingeladen.
Am Sonntag 6. März, steht das geplante Atommüllendlager Schacht Konrad in Salzgitter im Fokus der dritten Kreuzweg-Station. Beginn ist um 15 Uhr an der Infostelle Konrad (Chemnitzer Str. 27, 38226 SZ-Lebenstedt; ab 14 Uhr geöffnet). Nach einem Stopp am Bundesamt für Strahlenschutz ziehen die Teilnehmer bis zur katholischen Kirche St. Michael (Saldersche Straße 1-3, 38226 Salzgitter-Lebenstedt). Die Predigt während des Gottesdienstes um 16:15 Uhr hält der Braunschweiger Regionaldechant, Propst Reinhard Heine.