Wärme in der Kälte schenken
Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle erinnert sich an Weihnachten in Kassel
Hildesheim (bph) Zu Weihnachten 2006 erinnert sich der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle an eine Christmette in der kriegszerstörten Kirche Sankt Familia in Kassel. Dort erlebte er, dass Gott auch in der äußersten Kälte Wärme schenken kann, schreibt der Bischof in einem Beitrag für verschiedene Zeitungen.
Der Vater des Bischofs war Architekt in Kassel und mit dem Wiederaufbau der zerstörten Kirche in der Kasseler Innenstadt beauftragt. Die Wände des Gotteshauses standen wieder, aber die Fenster fehlten noch ganz. „So war es im Inneren der Kirche bitterkalt“ erinnert sich der Bischof an jene Christmette Anfang der 50er Jahre: „Ich spüre noch heute ganz genau, wie sehr wir alle gefröstelt haben während der langen Liturgie“.
Doch gerade deshalb sei dies eine der schönsten Weihnachtserinnerungen für ihn, schreibt der Bischof in der Rückschau: Damals habe er gespürt, dass Weihnachten nicht zuerst ein Fest der Idylle und der Kerzenromantik sei, sondern „ein Fest der bitteren Realität“: Gott wird Mensch und sucht sich dazu nicht einen Königspalast aus, sondern eine baufällige Behelfsunterkunft. Doch das Kind in der Krippe erfülle die Hirten – wie auch die Menschen heute – mit Herzenswärme. Das Kind erinnert daran, dass es jenseits der bitteren Realität einen Gott gibt, der bedingungslos liebt, so Trelle.
Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erhält die Botschaft von Weihnachten ihre Aktualität, glaubt der Hildesheimer Bischof. Nicht wenige Menschen können sich heute nicht mehr dasselbe leisten wie vor einigen Jahren, manche leben am Rande des Existenzminimums. „Für diese bittere Realität gilt das, was ich in der Nachkriegszeit in der Sankt-Familia-Kirche in Kassel erlebt habe“, schließt der Bischof, “Gott kann auch in äußerer Kälte Wärme schenken“. Gott erinnere an eine Wirklichkeit, die Geborgenheit über den äußeren Wohlstand hinaus gibt.