Vorreiter in Sachen Umwelt
Bistum Hildesheim gibt Startschuss für Klimaschutzinitiative
Hildesheim (bph/kiz). Auftakt für die Klimaschutzinitiative des Bistums Hildesheim: 100 Gebäude in der Diözese – von der Kirche über das Gemeindezentrum bis zum Kindergarten – werden bis zum Sommer umfassend geprüft: Wie alt ist der Heizkessel? Wie dicht sind die Fenster? Wie viel Energie wird genau verbraucht?
Das sind nur drei der Fragen, mit denen sich ehrenamtliche Klimaschutz-Beauftragte in den Gemeinden auseinandersetzen müssen. Über 30 von ihnen wurden nun bei einer Auftaktveranstaltung in Hildesheim über Ziele und Verlauf der Klimaschutzinitiative informiert. Unterstützung erhalten die Klimaschutz-Beauftragten dabei von Energieberatern, die das Bistum Hildesheim zusammen mit seinem Projektpartner, der Ingenieursgesellschaft ENAKON aus Wolfenbüttel, mit Blick auf kirchliche Besonderheiten geschult hat. Vor Ort werden sie den genauen Energieverbrauch einer Gemeinde ermitteln und künftig die Verbrauchswerte mit einem Internetwerkzeug erfassen.
Zudem werden mögliche Schwachpunkte des Gebäudes – Fenster, Türen, Dach, Dämmung – und dessen Ausstattung in den Blick genommen und kurzfristig umzusetzende Energiespar-Tipps gegeben. Dadurch entsteht ein „Gebäude-Steckbrief“. Sollten sich größere Probleme ergeben oder Sanierungsarbeiten anstehen, können sich weitere Detailuntersuchungen anschließen. Den ersten 100 Gebäuden sollen noch 400 weitere folgen. Damit wird ein Drittel aller Gebäude des Bistums untersucht.
Warum unternimmt das Bistum eine solche Anstrengung? „Als Kirche muss es uns ernst mit der Bewahrung der Schöpfung sein“, betonte Generalvikar Dr. Werner Schreer zu Beginn der Auftaktveranstaltung. Das Bistum Hildesheim sei in Umweltfragen besonders herausgefordert: „Drei Lager für nuklearen Abfall liegen in unserer Diözese: Sie sind ein Hinweis für den hohen Energieverbrauch in unserem Land, der maßgeblich zum Klimawandel beiträgt.“ Gleichzeitig biete der verantwortungsvolle Umgang mit Energie den Gemeinden auch Möglichkeiten, Geld zu sparen – Mittel, die dann für seelsorgliche wie caritative Zwecke eingesetzt werden können.
Wie viel Gemeinden jetzt schon für Energie aufwenden müssen, darauf verweist Dr. Christian Heimann. Der 43-Jährige ist Mitglied des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Hildesheim, der die Klimaschutzinitiative maßgeblich angestoßen hat. Schon jetzt wenden Pfarreien gut die Hälfte ihres Etats für Strom, Wasser, Gas oder Erdöl auf, Tendenz steigend. Zudem sei Energiesparen aber auch eine Frage der globalen Gerechtigkeit: „Was wir im Norden anrichten, lässt die Länder des Südens leiden – durch Umweltkatastrophen infolge des Klimawandels.“
Norbert Kesseler, Leiter der Abteilung Immobilien im Bischöflichen Generalvikariat, hob das Engagement der Beauftragten heraus: „Ohne Ansprechpartner vor Ort, ohne ihren Einsatz kann die Klimaschutzinitiative nicht verwirklicht werden.“ Und wo steht die Diözese Hildesheim in der Gesamtheit der Bistümer? „Eine derartige systematische Erfassung von Gebäuden ist mir nicht bekannt“, sagte Christian Dahm von der EnergieAgentur NRW. Für den Fachmann in Sachen Kirchen und Energiesparen nimmt das Bistum in Fragen des Klimaschutzes damit einen „Platz auf dem Treppchen“ ein: „Führend ist das Erzbistum Freiburg, danach kommen aber gleichauf Osnabrück und Hildesheim.“
Die Klimaschutzinitiative wird vom Umwelt-Bundesministerium mit 82.800 Euro unterstützt. Die gleiche Summe legt das Bistum oben drauf. Die Gemeinden zahlen selbst 250 Euro pro Gebäude dazu. Für 400 Gebäude liegen bereits Anträge aus den Gemeinden und Einrichtungen im Bistum vor. Weitere 100 Fördermaßnahmen können noch beantragt werden.