Vor einem schwierigen Jahr
Diözesankirchensteuerrat im Bistum Hildesheim beschloss Haushalt 2010 mit einem Defizit
Hildesheim (bph) Dem Bistum Hildesheim fehlen im kommenden Jahr vermutlich rund 5,4 Millionen Euro. Dieses Defizit muss mit einem Griff in die Rücklagen ausgeglichen werden. Dennoch ist das Bistum finanziell recht gut abgesichert, weshalb der Diözesankirchensteuerrat am Samstag im Tagungshaus St. Vinzenz in Hildesheim-Himmelsthür einstimmig den Haushaltsplan für 2010 mit einem Gesamtvolumen von 139,1 Millionen Euro beschloss. Das sind rund 11,0 Millionen Euro weniger als im laufenden Jahr (150,1 Millionen Euro).
Den größten Anteil am Haushalt 2010 haben die Sachkosten mit 78,3 Millionen Euro, die um rund 13,0 Millionen Euro gegenüber 2009 (91,3 Millionen Euro) sinken sollen. Wegen tariflicher Gehaltssteigerungen werden die Personalkosten leicht von 58,9 Millionen Euro auf 60,7 Millionen Euro steigen.
Bislang ist das Bistum Hildesheim recht glimpflich durch die Wirtschaftskrise gekommen. Die Kirchensteuereinnahmen sind in diesem Jahr nicht, wie befürchtet, drastisch eingebrochen, sondern nur leicht gesunken. Dennoch rechnet Helmut Müller, Finanzdirektor im Bistum Hildesheim, für das kommende Jahr mit einem Rückgang der Kirchensteuern um etwa 14 Prozent. Müller hat sich bei diesen Berechnungen nach eigenem Bekunden auf die konservativen Steuerschätzungen der katholischen und evangelischen Kirche Deutschlands gestützt. Der Haushaltsansatz sieht vor, statt der erhofften 123,1 Millionen Euro Kirchensteuer im laufenden Jahr nur noch 105,7 Millionen Euro im kommenden Jahr einzunehmen. Das wären etwa 17,4 Millionen Euro weniger.
Den Griff in seine Rücklagen kann sich das Bistum noch gut leisten. Ende 2009 will das Bistum rund 35 Millionen Euro auf der hohen Kante haben, Ende 2010 dann noch etwa 29,5 Millionen Euro. Angesichts dieses finanziellen Polsters sind Kündigungen derzeit kein Thema. Dennoch mahnte der Finanzdirektor für die kommenden Jahre strukturelle Einschnitte an, da die Kirchensteuereinnahmen wegen des demographischen Wandels langfristig sinken werden.
Trotz des Defizits will das Bistum seine finanziellen Risiken im kommenden Jahr weiter absichern, wenn auch langsamer als bisher. Der Haushaltsplan für 2010 sieht unter anderem vor, die Rückstellungen für die Priesterversorgung um 1,3 Millionen Euro auf dann insgesamt 50,0 Millionen Euro zu erhöhen. Notwendig wären aber 102,6 Millionen Euro. Auch der Geldtopf für die Versorgung der Kirchenbeamten wird um 300.000 Euro auf 2,7 Millionen Euro angefüttert. Das sind aber immer noch 6,8 Millionen Euro zu wenig. Für alle anderen absehbaren Kosten, zum Beispiel die Domsanierung, hat das Bistum bereits ausreichend Rückstellungen gebildet, so dass Finanzdirektor Müller zusammenfassend von einem „ernsten und schwierigen Jahr 2010“ sprach, zugleich aber auch deutlich machte, dass das Bistum „finanziell einigermaßen abgesichert“ sei. Daher wurde dieser Haushaltsentwurf einstimmig von den Mitgliedern des Diözesankirchensteuerrats beschlossen.
Die Sitzung des Diözesankirchensteuerrats am vergangenen Samstag war zugleich die konstituierende Sitzung der 7. Sitzungsperiode. Unter den 24 Mitgliedern sind Diözesancaritasdirektor Dr. Hans-Jürgen Marcus und Propst Reinhard Heine kraft Amtes neu dabei, ebenso Pfarrer Hans-Joachim Osseforth und Dechant Carsten Menges als gewählte Mitglieder des Priesterrates. Das Domkapitel entsandte Propst Martin Tenge. Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim als höchste Vertretung der Laien hat Manfred Peter, Matthias Wolf, Walter Seipel, Stephan Warzawa, Klaus Hawner und Prof. Dr. Jens-Peter Kreiß erstmals in dieses Gremium bestimmt. Im Arbeitsausschuss werden künftig Johannes Olschimke, Stephan Warzawa, Uschi Bittmann und Dr. Bernhard Wessels die Beschlüsse des Diözesankirchensteuerrats vorbereiten. Die Pröpste Reinhard Heine und Martin Tenge sowie Matthias Wolf beraten im Erlassausschuss über den etwaigen Erlass von Kirchensteuern in begründeten Fällen.
Der Diözesankirchensteuerrat im Bistum Hildesheim hat die Aufgabe, den Haushalt der Diözese zu beschließen und dem Bischof die Genehmigung der Jahresrechnung zu empfehlen. Er setzt sich unter anderem zusammen aus dem Generalvikar des Bistums als Vorsitzendem, Sachverständigen, die vom Bischof berufen werden, und gewählten Mitgliedern aus den Reihen der Priester und der Laien des Bistums. Der Kirchensteuerrat tagt in der Regel zwei Mal jährlich. Seine Amtszeit beträgt fünf Jahre.