Von der Logik des Teilens
Bonifatiuswerk eröffnet bundesweite Diaspora-Aktion der katholischen Kirche in Hildesheim
Mit einem Gottesdienst im Hildesheimer Dom ist die bundesweite Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerks eröffnet worden. Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer erinnerte in seiner Predigt an den christlichen Grundsatz des Teilens.
Mit einem Pontifikalamt unter den geltenden Corona-Schutzmaßnahmen hat das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V. am heutigen Sonntag, 7. November, um 10 Uhr im Hildesheimer Dom die bundesweite Diaspora-Aktion der katholischen Kirche eröffnet. Das Leitwort der diesjährigen Aktion heißt „Werde Liebesbote!“. Bischof Heiner Wilmer SCJ feierte den Gottesdienst gemeinsam mit Erzbischof Zbigņevs Stankevičs aus Riga in Lettland, Bischof David Tencer aus Reykjavik in Island, Bischof Erik Varden aus Trondheim in Norwegen sowie Bischof Wolfgang Ipolt aus Görlitz.
Der gastgebende Bischof Heiner Wilmer ging in seiner Predigt auf die erste Lesung des heutigen Sonntags ein, die von der Witwe in Sarepta handelt. Obwohl sie selber bettelarm ist, gibt sie dem Propheten Elia etwas zu essen und zu trinken. Bischof Wilmer sprach von einer „Logik des Teilens“. Auch heute bräuchten wir Menschen, die ihre Hoffnung nicht auf sich selbst, sondern auf Gott setzten. „Wer so lebt, weiß: Gott trägt mich“, so der Hildesheimer Bischof.
„Wie sehr sehnen wir Menschen uns nach positiven Nachrichten, nach Botschaften der Hoffnung und der Liebe, gerade in diesen in vielerlei Hinsicht herausfordernden Zeiten“, so der Geschäftsführer des Bonifatiuswerks, Ingo Imenkämper, zur Bedeutung des diesjährigen Mottos. Daher passe das Leitwort „Werde Liebesbote!“ wunderbar in diese Zeit. Imenkämper eröffnete die Aktion anstelle von Monsignore Georg Austen, dem Generalsekretär des Bonifatiuswerks. Er musste aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig seine Teilnahme an der Aktionseröffnung in Hildesheim absagen.
Beim anschließenden Festakt zur Diaspora-Eröffnung – der coronabedingt nach zwei Jahren erstmals wieder als Präsenzveranstaltung unter Einhaltung der geltenden Regeln stattfinden konnte, erinnerte der Präsident des Bonifatiuswerks, Heinz Paus, an die über 170-jährige Geschichte des Werkes, die immer wieder von historischen Umbrüchen geprägt war. Auch heute verändere sich der Diaspora-Begriff vor dem Hintergrund der existenziellen Krise der Kirche.
Wie der Weg zu einer lebendigeren, motivierenden Kirche gelingen könnte, darauf ging Professor Dr. Jan Loffeld von der Universität Tilburg (Niederlande) in seinem Impulsvortrag zur Wirksamkeit des „synodalen Weges“ ein, den die katholische Kirche in Deutschland begonnen hat. Er erinnerte an die Aussage von Papst Franziskus, der sich eine „verbeulte“ Kirche wünscht, die verletzlich und verwundbar ist, weil sie in die Welt hinausgeht. Gott sei nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Welt zu entdecken, erinnerte Loffeld an eine Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Kirche müsse auch die die jungen, flexiblen und nicht an einen Wohnort gebundenen Menschen ansprechen, um wirksam zu sein.
Was Diaspora ganz praktisch bedeutet, daran erinnerte Heiger Scholz, niedersächsischer Staatssekretär für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung in seinem Grußwort. „Wer wie ich immer in der Diaspora gelebt hat, für den ist das Bonifatiuswerk vor allem gelb“, erinnerte er an die rapsgelben BONI-Busse der Verkehrshilfe, die das Werk seit vielen Jahrzehnten den Gemeinden und Verbänden vor Ort zur Verfügung stellt.
Am übernächsten Sonntag, dem 21. November, wird dann der so genannte „Diaspora-Sonntag“ begangen. Dann werden in allen katholischen Gottesdiensten in Deutschland die Kollekten für die Projekte des Bonifatiuswerks gesammelt. Bis dahin will das Hilfswerk mit der Aktion verstärkt auf die Situation der katholischen Glaubensgeschwister in der Diaspora aufmerksam machen. Unter werde-liebesbote.de können dazu umfangreiche Informationen und Materialien bestellt und heruntergeladen werden.
Für das Bonifatiuswerk ist dieser Tag mit einem dreifachen Jubiläum verbunden: Vor 55 Jahren fand die erste Diaspora-Aktion statt. Zudem gibt es seit 15 Jahren den Bonifatiuspreis, mit dem Initiativen für missionarisches Handeln in Deutschland gewürdigt werden. Und vor zehn Jahren ging das „Praktikum im Norden“ an den Start, bei dem junge Menschen aus Deutschland rund ein Jahr in einer katholischen Einrichtung in Skandinavien, Island oder dem Baltikum mitarbeiten.
„Das Bonifatiuswerk unterstützt mehr als 700 Projekte in den Diasporagebieten Deutschlands, Nordeuropas, Estlands und Lettlands. Überall in diesen Ländern, wo katholische Christinnen und Christen in einer Minderheit leben, helfen wir, dass sie Gemeinschaft erleben können. Dafür sind wir auf Spenden und Kollekten angewiesen“, unterstreicht Geschäftsführer Ingo Imenkämper.