Von den Alpen bis zum Eichsfeld
Ausstellung im Himmelsthürer Vinzenzhaus zeigt Reiseaquarelle von Friedrich Reimann
Hildesheim-Himmelsthür (bph) Friedrich Reimann muss ein heiteres Gemüt sein. Licht und Leben strahlen die 30 Aquarelle des Eichsfelder Künstlers aus, die bis zum 19. Juni unter dem Titel "Grenzenlos sehen" im St. Vinzenz Bildungshaus der Vinzentinerinnen in Hildesheim-Himmelsthür ausgestellt sind. Licht, Leben – und ein genauer Blick für die Natur.
Erster Eindruck ist der einer großen Geschlossenheit der ausgestellten Werke: Zeitlich spannt die Ausstellung einen Bogen von 1942 bis 1998. Gewiss Die frühen Naturbilder offenbaren noch Unsicherheiten im Zusammenspiel von Feder und Farbe, sind noch sehr flächig gehalten. Da zeigen die Aquarelle aus den 80er und 90er Jahren eine deutlich größere Souveränität, sind expressiver im Farbauftrag und Pinselduktus. Und doch: Der genaue Blick für die Aufteilung der Flächen kennzeichnet schon die ersten Bilder von Fritz Reimann, die er übrigens als deutscher Soldat in Norwegen gemalt hat. Schon damals verzichtete Reimann auf perspektivische Tiefenwirkung zugunsten einer Flächigkeit, die das grandiose Zusammenspiel von Wasser, Berg und Himmel in Norwegen gut zur Geltung bringt.
Losgelassen hat ihn die Bergwelt niemals, das merkt man deutlich. Neben der Landschaft in Norwegen sind es vor allem die Alpen und das Untereichsfeld, die dem Künstler Motive für seine Landschaftsaquarelle waren. Alles in diesen Bildern hat seinen Platz, nichts ist zufällig. Das betonte auch Künstler Ulrich Hollmann, der bei der Vernissage am Freitagnachmittag die Laudatio auf seinen Kollegen hielt. Reimann wollte sich als 93-Jähriger die Reise von Duderstadt nach Hildesheim nicht mehr zumuten.
Friedrich Reimann wurde 1912 in Deuna bei Worbis geboren und wuchs in Fuhrbach auf. 1931 ging er an das berühmte Bauhaus in Dessau, wo er unter anderem Schüler von Wassily Kandinsky und Mies van der Rohe war. Bis zum Wehrdienst 1940 arbeitete er als Gebrauchsgraphiker und ließ sich nach den Wirren des Krieges wieder in seiner Eichsfelder Heimat nieder. 1950 bis 1975 arbeitete Reimann als Kunsterzieher an den Ursulinenschulen und am Gymnasium Duderstadt. Seine enge Verbundenheit mit den Duderstädter Ursulinen wurde unter anderem durch das Grabmal für die Ursulinen in Duderstadt 1954 dokumentiert. Eine seiner Schülerinnen war übrigens Schwester Franziska, die das Himmelsthürer Vinzenzhaus leitet und nach eigenen Aussagen viele schöne Erinnerungen an ihren früheren Kunstlehrer hat.
"Grenzenlos sehen" – Reiseaquarelle aus fünf Jahrzehnten
Friedrich Reimann, Duderstadt
22. April bis 19. Juni 2005
St. Vinzenz Bildungshaus
Winkelstraße 3-4, 31137 Hildesheim
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 bis 16 Uhr,
Samstag, Sonntag und übrige Zeiten nach Vereinbarung
Der Eintritt ist frei