Vom Domhof ins Pfarrhaus
Domkapitular Werner Holst verlässt das Generalvikariat und wird Pfarrer in Diekholzen
Hildesheim (bph) Fast 22 Jahre hat Domkapitular Werner Holst als Hauptabteilungsleiter Personal/Seelsorge den Einsatz der Seelsorger im Bistum organisiert. Zum 1. Oktober stellt sich der 73-Jährige einer neuen Aufgabe und geht als Pfarrer nach Diekholzen. Am Freitag, 29. September um 10 Uhr, wird Werner Holst mit einer Messe im Dom offiziell verabschiedet.
Er hatte eine Aufgabe, um die ihn nur wenige beneideten: In Zeiten zurückgehender Priesterzahlen musste Domkapitular Werner Holst die Priester, Diakone, Gemeindereferentinnen und Pastoralreferenten möglichst gerecht verteilen und einsetzen: eine Aufgabe, die nicht am grünen Tisch erledigt werden konnte. Oft ist Holst in die Gemeinden gefahren, um Gespräche zu führen und um Verständnis für manche unpopuläre Entscheidung zu bitten. Leicht ist ihm das nicht immer gefallen, aber der unmittelbare Kontakt mit Menschen habe ihm immer mehr Spaß gemacht als die Büroarbeit, bekennt Holst. Für die ihm anvertrauten Mitarbeiter war er mehr als ein Vorgesetzter. Holst hat sich auch immer als ihr Seelsorger verstanden.
Darum räumt der Domkapitular seinen Schreibtisch im Bischöflichen Generalvikariat von Hildesheim mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Dass er seinem Nachfolger einige vakante Pfarrstellen übergeben muss, für die es noch keine neue Besetzung gibt, schmerzt Holst. Doch die Gespräche mit den ihm anvertrauten Seelsorgern werde er vermissen, weiß der Domkapitular.
Allerdings wird Werner Holst vorerst weiter im Bischöflichen Auftrag weiter für die Diakone des Bistums zuständig sein und auch ein zweites Amt bleibt ihm auch noch eine Weile erhalten: Der frühere Bischof Dr. Josef Homeyer hatte Domkapitular Werner Holst zum Beauftragten für Fragen sexuellen Missbrauchs durch Priester im Bistum Hildesheim ernannt.
Seit April 1985 verwaltet Holst die katholischen Gemeinden von Egenstedt und Röderhof bei Hildesheim. Diese Gemeinden sollen im November mit denen von Söhre und Diekholzen zusammen geschlossen werden. Und als in Diekholzen jetzt die Pfarrstelle frei wurde, hat Holst diese Aufgabe übernommen, weil er darum gebeten wurde: In Kürze wird er in das dortige Pfarrhaus ziehen und die Großgemeinde kurz vor der geplanten Fusion übernehmen.
Wie schafft das ein Mann von 73 Jahren? Die Liebe zum Sport und zur Natur haben ihn fit gehalten. So oft wie möglich joggt der Domkapitular, wandert und fährt viel Fahrrad. Erst kürzlich hat er sich beim Arzt durchchecken lassen und kann sagen. „Ich bin Gott dankbar für meine gute Gesundheit“.
Die idyllische Lage von Diekholzen dürfte ihm entgegen kommen. Holst kennt die umliegenden Wälder wie seine Westentasche. Bekannt ist sein Interesse für die Natur. Im Röderhofwald hat er Nistkästen aufgestellt und mit verschiedenen Gruppen Bäume und Büsche gepflanzt. Wenn es seine Zeit zulässt, zieht sich der Domkapitular auf einen Jagdstand zurück, wo er Tiere beobachtet, liest und sein Brevier betet.
Ursprünglich wollte das Stadtkind aus der Nordstadt von Hannover Förster werden. „Aber dann hat mich der liebe Gott gepackt,“ erzählt Holst. Nach dem Abitur studierte er in Paderborn und München Theologie und wurde am 17. Dezember 1960 in Hildesheim zum Priester geweiht. Nach zwei Kaplansjahren in Peine (Hl. Engel) wechselte Holst als Präfekt an das Bischöfliche Knabenkonvikt Georgianum in Duderstadt und wurde danach Kaplan in Neustadt a. Rbge., wo er auch Dekanatsjugendseelsorger war. Seine pädagogischen Fähigkeiten brachten ihn 1967 als Rektor an das damalige Internat Albertinum nach Hildesheim. Es folgten ab 1973 „zwölf wunderschöne Jahre“ als Pfarrer und Dechant in der Gemeinde St. Bernward in Hannover.
1984 holte Bischof Dr. Josef Homeyer den erfahrenen Pfarrer ins Generalvikariat, wo Holst die Leitung der neu formierten Hauptabteilung Pastoral/Seelsorge übernahm und ein Jahr später zum Domkapitular ernannt wurde.