Vertrauen sammeln
1. Ökumenischer Fundraisingtag in Hannover war ein großer Erfolg
Hildesheim/Hannover (bph) Fundraising? Hat das nicht mit Spendensammeln zu tun? Hat es – aber noch viel mehr damit, Beziehungen zu Menschen aufzubauen. Und weil Fundraising eben auch viel mit Kommunikation zu tun hat, haben sich die Profis des Bistums Hildesheim und der Evangelischen Landeskirche Hannover unter dem Motto „Bevor der Kirchturm umfällt“ zum 1. Ökumenischen Fundraisingtag zusammen getan. Rund 200 Teilnehmer kamen dazu am vergangenen Samstag nach Hannover.
In der einen Pfarrgemeinde ist es das marode Kirchendach, in der anderen die altersschwache Orgel. Wieder andere Christen möchten die Jugendarbeit ihrer Pfarrgemeinde stärken. Gründe, die Menschen um Spenden zu bitten, gibt es tausendfach. Fettnäpfchen dabei aber ebenso. Spender angemessen um Geld zu bitten und dabei auch den Spender selbst im Blick zu haben ist eine Kunst.
Der Fundraisingtag wollte den ehrenamtlichen Spendensammlern aus den Kirchengemeinden des Bistums und der Landeskirche zumindest eine erste Einführung in diese Kunst geben. Den Tag eröffneten der Hildesheimer Generalvikar Dr. Werner Schreer und Arnd de Vries, Geistlicher Vizepräsident des Landeskirchenamtes Hannover, in der Neustädter Kirche mit theologischen Überlegungen zum „Geben“ und „Nehmen“. „Gott liebt einen fröhlichen Geber“, zitierte Schreer aus der Bibel, stellte dabei aber klar: Beim Fundraising könne es nicht darum gehen, den Christen ein schlechtes Gewissen zu machen und damit zum Spenden zu animieren. Auch er selbst frage sich bei jedem Spendenaufruf unwillkürlich, wie betroffen er von dem Thema sei, ob seine Spende wohl effektiv und effizienz eingesetzt werde und ob er den Spendensammlern vertrauen könne, bekannte der Generalvikar. Arend de Vries wiederum deutete das Thema theologisch aus. Geben könne nur, wer auch etwas empfangen habe, und zwar von Gott: Die Schöpfung etwa oder das eigene Leben. „Daraus sollen wir etwas machen.“
Spendensammeln ist also keine Einbahnstraße und allemal mehr als ein „Bettelbrief“ der Pfarrgemeinde. Das wurde bei den zahlreichen Kursen und Workshops deutlich, die nach der theologischen Einführung dann im katholischen St. Clemenshaus und im „Haus kirchlicher Dienste“ der evangelischen Landeskirche stattfanden. Themen waren die „Spenderidentifizierung und –ansprache“, Mailings/Kirchgeldbriefe“ und „Fundraising-Instrumente für Kirchengemeinden“. Auch das „Fundraising mit Friedhöfen“ sowie Öffentlichkeitsarbeit, Stiftungen und Erbschaftsfundraising kamen zur Sprache.
Wie man all diese Maßnahmen in der Praxis einsetzen kann, berichtete Pastor Rainer Chinnow von der Kirchengemeinde Norddörfer auf Sylt nach der Mittagspause den beeindruckten Zuhörern. Ihm und seinem Team ist es in den vergangenen Jahren unter anderem gelungen, eine Stiftung für seine Pfarrgemeinde aufzubauen, die inzwischen auf mehr als 800.000 Euro angewachsen ist. Chinnows Erfolgsrezept: „Man braucht das richtige Projekt und einen langen Atem.“ Entscheidend ist, dass es einer Pfarrgemeinde gelingt, langfristige Beziehungen zu den Menschen aufzubauen und diese auch zu pflegen. Richtig gemacht könne ein Fundraisingprojekt eine ganze Gemeinde verändern, ist Chinnow sicher.