Versöhnung als Daueraufgabe
Bischof em. Dr. Josef Homeyer spricht im Radio Berlin-Brandenburg über den Briefwechsel der polnischen und deutschen Bischöfe von 1965
Hildesheim (bph) Als Beispielfall gelungener Versöhnung hat Dr. Josef Homeyer, emeritierter Bischof von Hildesheim, die Aussöhnung Polens und Deutschlands bezeichnet. Es bleibe aber noch viel zu tun, sagte er in einem Interview mit dem Sender Radio Berlin-Brandenburg (rbb), das am 2. Oktober ausgestrahlt wird. Der Mitschnitt des Interviews steht auf der Homepage des Bistums.
Homeyer erinnerte an den Briefwechsel der deutschen und polnischen Bischöfe vor genau 40 Jahren, im Herbst 1965. Beide Seiten baten damals um Verzeihung und gewährten sie auch. Ein unerhörter Schritt und ein großes Zeichen sei dies damals gewesen, sagte Homeyer rbb-Redakteurin Gabriele Kammerer. Auf deutscher Seite habe aber auch Skepsis geherrscht, ob man durch die Bitte um Versöhnung nicht den Vertriebenen in den Rücken falle und indirekt die Nachkriegsgrenzen anerkenne. Letztlich sei dieser Briefwechsel aber ein hoffnungsvoller Anfang der Versöhnung gewesen, der sich in dem demonstrativen Kniefall von Bundeskanzler Willi Brandt vor dem Warschauer Ghetto-Mahnmal fortsetzte und bis heute andauere.
Der emeritierte Bischof erinnert an die traumatischen Erfahrungen der Polen in den letzten Jahrhunderten. „Bei uns gibt es mitunter noch immer eine gewisse Geringschätzung und Überheblichkeit gegenüber den Polen“, bedauert Homeyer. Man dürfe daher nicht nachlassen im Prozess der Aussöhnung beider Länder.
Dabei komme gerade den Kirchen eine wichtige Rolle zu, so Homeyer weiter. Die gemeinsame Kontaktgruppe der Polnischen und Deutschen Bischofskonferenzen, das Hilfswerk RENOVABIS und nicht zuletzt die Aktivitäten von Gemeinden und Seelsorgern auf beiden Seiten tragen den Versöhnungsprozess nach Homeyers Worten auch heute noch entscheidend weiter. Der Bischof nennt auch sein Projekt „Friedensgrund“, zu dem sich in jedem Jahr Jugendliche aus dem Bistum Hildesheim mit Gleichaltrigen aus Polen und anderen Ländern Osteuropas treffen. „Immer wieder verblüfft bin ich über die Offenheit der polnischen Jugendlichen, die optimistisch in die Zukunft blicken“, so Homeyer wörtlich. Diese jungen Menschen hätten begriffen, dass die Versöhnung zwischen Deutschland und Polen nur in einem europäischen Gesamtzusammenhang gelingen könne.
Das Interview mit Bischof em. Dr. Josef Homeyer und anderen Zeitzeugen wird gesendet am Sonntag, 2. Oktober, um 9.05 Uhr im Kulturradio des rbb in der Reihe „Gott und die Welt“; Titel: „Tragen die Brücken? Das deutsch-polnische Verhältnis in den Kirchen“
Das Kulturradio des rbb ist im Sendegebiet von Berlin und Brandenburg sowie digital über DAB zu hören. Nähere Informationen bei www.rbb.de