Versöhner zwischen vielen Stühlen
Jerusalemer Benediktiner berichteten zum diesjährigen Weltmissionssonntag von ihrer Arbeit
Hildesheim (bph) "Missionarisch leben – Begegnung wagen". Unter diesem Motto steht der diesjährige Weltmissionssonntag am 24. Oktober. Die Benediktiner von Jerusalem haben sich schon immer diesem Motto verschrieben. So machten sich die Patres Thomas Geyer (69) und Jonas Trageser (54) aus Jerusalem in diesen Tagen auf, in katholischen Gemeinden des Bistums Hildesheim von ihrer Arbeit zu erzählen.
"Mit dem diesjährigen Motto fasst missio ein heißes Eisen an," sagt Pater Thomas und erklärt: Das Zusammenleben der Völker und Religionen gestaltet sich in Jerusalem und Bethlehem nicht einfach. Christen und Moslems verstünden sich in der Regel besser als Christen und Juden, weiß Thomas aus jahrelanger Erfahrung. Die meisten Christen im Heiligen Land sind Palästinenser, wie die Moslems auch. Darum beobachten selbst israelische Politiker mitunter die Arbeit der Benediktiner argwöhnisch und unterstellen ihnen gelegentlich Parteinahme für die Palästinenser.
Dazu bestehe kein Grund, sagen die beiden Priester übereinstimmend. Die Abtei der Benediktiner in Jerusalem, Hagia Maria Sion, stehe allen Volksgruppen und Religionen offen. Gerade die kulturellen Angebote seien auch bei den Juden sehr geschätzt. Tatsächlich stehen die Benediktiner auch bei den Palästinensern in sehr gutem Ruf. Sie fördern Schulen und leiten Projekte zur Begegnung der Volksgruppen untereinander. Gerade das Haus der Benediktiner in Tabgha am See Genezareth, wo Pater Jonas arbeitet, wird häufig von palästinensischen Jugendlichen besucht, denn "dort können sie ohne Angst vor Hausdurchsuchungen leben und neue Kräfte schöpfen", wie Jonas sagt.
Dies alles erzählen die beiden deutschstämmigen Benediktiner aus Jerusalem den deutschen Pfarrgemeinden, die sie in diesen Tagen besuchen. Sie werben dort nicht nur für den Weltmissionssonntag, sondern auch für ihre Arbeit im Heiligen Land: "Jedermann ist uns in Israel herzlich willkommen", lädt Pater Jonas ein, "ob Pilger, Zivildienstleistender oder Arbeitsfreiwilliger: Man kehrt als ein anderer nach Hause zurück."
Die Benediktinerpatres sind die diesjährigen missio-Gäste im Bistum Hildesheim. Thomas Geyer hat von 1990 bis Ende 2003 in Jerusalem gelebt. Er arbeitete vor seiner Jerusalemer Zeit eineinhalb Jahre in Indien, nach 27 Jahren als Pfarrer in Deutschland. Seit Ende 2003 leitet er die deutsche Vertretung der Benediktinerabtei Hagia Maria Sion, Jerusalem, in Hildesheim.
Pater Jonas Trageser OSB (Jahrgang 1949) lebt seit 1999 im Heiligen Land und arbeitet seit einem Jahr im Jugendgästehaus der Benediktiner in Tabgha. Zuvor war Pater Jonas 18 Jahre Diözesanpriester im Bistum Fulda.
Der "Weltmissionssonntag" wurde 1926 von Papst Pius XI für die gesamte Kirche als "Tag des Gebetes und der Werbung für die Missionen" eingeführt. Seitdem hat er sich zur weltweit größten Solidaritätsaktion der katholischen Kirche entwickelt. An dieser Aktion beteiligen sich alle Pfarrgemeinden auf der ganzen Welt, auch in den armen und ärmsten Ländern des Südens. Die am Weltmissionssonntag gesammelten Spenden und Kollekten dienen nicht einzelnen Projekten, sondern sind der Solidaritätsbeitrag aller Gläubigen für die Unterstützung von etwa eintausend Diözesen in Afrika, Asien und Ozeanien. Durch diese Existenzsicherung wird dort kirchliches Leben überhaupt erst möglich.
Getragen wird der Weltmissionssonntag in Deutschland vom Internationalen Katholischen Missionswerk missio e. V. in Aachen. Dieses bildet gemeinsam mit dem Internationalen Katholischen Missionswerk missio in München den deutschen Zweig der über 100 Päpstlichen Missionswerke in der Welt. Missio fördert durch Spendeneinwerbung die katholische Missionsarbeit im In- und Ausland, insbesondere die pastorale Arbeit der katholischen Kirche in Afrika, Asien und Ozeanien. Im Jahr 2003 konnten insgesamt 3.447 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 68.555.710,95 Euro unterstützt werden.