Verschiedenheit als Bereicherung erleben
Bischof Heiner Wilmer predigt am Reformationstag in Hildesheimer St.-Andreas-Kirche
Das hatte es bisher noch nie gegeben: Ein Hildesheimer Bischof zu Gast am Reformationstag in der evangelischen St.-Andreas-Kirche in Hildesheim. Heiner Wilmer sprach zum Thema "Wahrheit - worauf wir uns verlassen können!"
„Die Wahrheitsfrage wurde im Laufe der Geschichte in der Kirche immer mehr zu einer Machtfrage“, beklagte Wilmer in seiner Predigt. Dabei sei es Jesus nie um Glaubenssätze für ein Lehrgebäude gegangen, vielmehr habe er sich gegen die Ideologen seiner Zeit gewehrt. „Nicht Glaubenswahrheiten machen frei, sondern das Vertrauen in eine verlässliche personale Beziehung zu einem göttliches ‚Du‘“, betonte der Bischof.
Superintendent Mirko Peisert hatte Wilmer als Zeichen für die ökumenische Verbundenheit zwischen den beiden Konfessionen eingeladen. Vor einer bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Kirche pries Wilmer die unterschiedlichen Traditionen als Bereicherung und fragte in die Zukunft blickend: „Wie bezeugen wir gemeinsam die Botschaft Jesu Christi? Wie bringen wir die Strahlkraft des Evangeliums in die Gesellschaft?“ In der katholischen Kirche der Gegenwart werde zurzeit heftig gestritten, ob Frauen geweiht werden dürfen. „Aber“, so Wilmer, „geht es dabei überhaupt um eine grundlegende Wahrheitsfrage?“
Der Festgottesdienst wurde von der Mädchenkantorei der Hildesheimer Dommusik unter Leitung von Stefan Mahr sowie der St.-Andreas-Kantorei Hildesheim musikalisch umrahmt.