Verantwortung mit Feder und Kamera
Maria von Welser sprach beim Jahresempfang des Katholischen Büros Niedersachsen
Hildesheim/Hannover (bph) Sie stand lange genug vor der Kamera sowie dahinter – und sie berichtete lebhaft von ihren Erfahrungen: Maria von Welser, Direktorin des NDR-Landesfunkhauses in Hamburg. Beim Jahresempfang des Katholischen Büros Niedersachsen sprach die Journalistin am Dienstagabend „Von der Verantwortung einer Fernsehjournalistin“.
Maria von Welser hat bei Zeitungen gearbeitet und viele Filme gemacht. In der Sendung „Mona Lisa“ stand sie selbst vor der Kamera. Von Welser hat viel gesehen – und dabei nicht nur schöne Dinge erlebt. Noch gut kann sie sich an ihre Lehrzeit in einer Lokalredaktion erinnern, wo sie dafür getadelt wurde, mit ihrer Kamera „nicht nahe genug“ an eine Leiche herangegangen zu sein. Wie kann man als Journalist seine Aufgabe ernsthaft, aber dennoch integer und verantwortungsvoll erfüllen? Das ist nicht leicht, wenn man der Festrednerin glaubt. Auf der einen Seite steht die Pflicht aufzuklären und die Wahrheit ans Licht zu holen – auf der anderen Seite der Respekt vor der Menschenwürde. Was tun, wenn man zum Beispiel über die unmenschlichen Beschneidungsrituale bei jungen afrikanischen Mädchen berichten möchte? Nahe heran gehen? Oder schamhaft auf Distanz bleiben und damit das Problem möglicherweise verharmlosen?
Auf einfache Lösungsvorschläge verzichtete die Journalistin in Hannover und verwies vielmehr auf den journalistischen Ehrenkodex der Berufsverbände. In ihrer langjährigen Berufserfahrung habe sie begriffen, dass man Menschen alles fragen dürfe, aber man müsse nur wissen wann und zu welchem Zweck. „Wer zu Beginn eines Gespräches seinen Gesprächspartner provoziert, darf sich nicht wundern, wenn das Gespräch in die Hose geht“, sagte die erfahrene Interviewerin.
Zur Verantwortung von Journalisten gehört nach von Welsers Worten auch, journalistische Grundwahrheiten ernst zu nehmen, zum Beispiel dass die Genauigkeit der Angaben wichtiger sei als eine schnelle Veröffentlichung und die redaktionelle Berichterstattung nicht von außen beeinflusst werden dürfe. Das falle den Öffentlich-rechtlichen Sendern natürlich leichter als den privatwirtschaftlichen Medien, die von Anzeigen abhängen, gab von Welser zu. Doch eines könne und müsse man dem Nachwuchs in jeder Redaktion beibringen, schloss die erfahrene Journalistin, „Distanz zu den Dingen zeigen, unabhängig bleiben und den Menschen achten.“
Das katholische Büro Niedersachsen ist die Kontaktstelle der beiden niedersächsischen Diözesen Hildesheim und Osnabrück sowie des Offizialats Vechta bei der niedersächsischen Landesregierung und den Behörden. Es vertritt damit rund 1,4 Millionen Katholiken. Zum traditionellen Jahresempfang waren neben den beiden Bischöfen Norbert Trelle und Dr. Franz-Josef Bode auch verschiedene Minister und Landtagsabgeordnete gekommen.