Über Grenzen gehen

Der Harzer Klosterwanderweg verbindet Klöster über den ehemaligen Todesstreifen

Hildesheim/Harz (bph/kiz). Lust auf Wandern? Lust auf Harz? Vielleicht auch Lust auf ein wenig Ruhe und Besinnlichkeit? Dann lockt der Harzer Klosterwanderweg mit Natur und viel Geschichte. Vier Klöster, ein Weg – eine Strecke, die viel Spiritualität und Sehenswertes bietet und über die ehemalige innerdeutsche Grenze führt.

Er wacht den ganzen Weg an der Seite des Wanderers: der Brocken, höchster Berg im Harz. Zu seinen Füßen, am Nordrand dieser 1.141 Meter hohen Erhebung, schlängelt sich ein 32 Kilometer langer Pilgerweg, entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Und auf diesem Weg lässt sich von einem Kloster zum nächsten wandern.

Startpunkt ist das Kloster Drübeck bei Wernigerode. Wer möchte, kann hier seine Reise mit einem Meditationskurs beginnen. Mehr als einen flüchtigen Blick lohnt der weitläufige und gut gepflegte Klostergarten. Dort kommt man zur Ruhe und fühlt sich gestärkt für den Pilgerweg. Dieser führt auf einem schattigen Waldweg zum Kloster Ilsenburg. Hier fällt der Glockenturm der Klosterkirche St. Peter und Paul auf. Er erinnert an einen Wehrturm: Quadratisch und kompakt gebaut, scheint er allem trotzen zu wollen. Filigran hingegen ist das Innere der Kirche: Der Besucher läuft auf einem Gipsfußboden aus dem 12. Jahrhundert mit kunstvoll eingravierten Figuren.

Weiter geht’s. Vorbei an Feldern und durch Alleen überschreitet der Wanderer die ehemalige innerdeutsche Grenze und damit auch die Landesgrenze von Sachsen-Anhalt nach Niedersachsen. Etappenziel ist das Kloster Wöltingerode, wo man seinen Durst ganz hervorragend mit selbstgebrannten Schnäpsen und Likören nach alten Nonnenrezepten stillen kann. Dafür ist das ehemalige Zisterzienserinnen- und spätere Benediktinerkloster berühmt und ein Touristenmagnet der Region. Bei Bedarf lässt sich der Rausch gleich nebenan im Klosterhotel ausschlafen.

Am nächsten Morgen geht es dem Zielpunkt des Harzer Klosterwanderweges entgegen: Goslar. Am Horizont, diesmal direkt im Blick steht der Brocken. Er scheint über der Stadt zu thronen. In Grauhof, einem Örtchen bei Goslar, wartet mit der Stiftskirche St. Georg eine weitere ehemalige Klosterkirche, die äußerst sehenswert ist. Der stille Harzer Klosterwanderweg findet hier mitunter ein lautes Ende, denn in der Kirche steht die älteste und größte Barockorgel in Deutschland – und wer Glück hat, kann dem Organisten auch außerhalb von Gottesdiensten oder Konzerten beim Üben zuhören.

Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung in die Altstadt von Goslar. Zwei kleine Pilgerwege führen durch die mittelalterliche Stadt zu zahlreichen Baudenkmälern, Kirchen und sehenswerten Ruinen. Übrigens: Wenn das Pilgern auch mal schneller gehen soll, dann kann diese Strecke auch gut mit dem Rad bewältigt werden.

Am besten lässt sich der ganze Weg gemütlich in kleinen Teilstrecken begehen oder befahren: Von Drübeck nach Ilsenburg sind es etwa drei Kilometer, nach Lochtum dann gut zwölf. Die nächste Station in Wöltingerode erreicht man nach sechs Kilometern und vom dortigen Kloster in das Zentrum von Goslar wandert oder radelt man etwa zehn Kilometer.

Wer mehr Zeit hat und Umwege nicht scheut, der kann am Wegesrand einige lohnenswerte Ziele besuchen: In Wernigerode, nahe dem Ausgangspunkt des Harzer Klosterwanderweges, wartet eine sehenswerte Altstadt mit Schloss auf Besucher. Leckermäuler werden sich am dortigen Baumkuchenmuseum ergötzen. In Vienenburg steht der älteste Bahnhof Deutschlands und Goslar lohnt auf jeden Fall eine ausführliche Besichtigung: Das ehemalige Bergwerk am Rammelsberg gehört zum Weltkulturerbe und auch das Zinnfigurenmuseum und die ehemalige Pfalz lohnen einen Abstecher.

Weitere Informationen zum Harzer Klosterwanderweg:
Tourist-Info Ilsenburg,
Tel. (039452) 19433,
Internet:
www.ilsenburg.de
www.harzer-klosterwanderweg.de