Über das Sterben sprechen - Niedersächsischer Fachtag
Über 100 Teilnehmende finden sich in der Heimstatt Röderhof (Diekholzen) ein
Ein inklusiver und barrierefreier Fachtag für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung fand am Dienstag in der Heimstatt Röderhof in Diekholzen (bei Hildesheim) statt. Mehr als 100 Bewohner:innen und Mitarbeitende aus der Eingliederungshilfe, aus Hospizvereinen und Gesundheitsberufen konnten sich darüber austauschen, wie man gut über das Sterben sprechen kann.
„Mit dem 2015 verabschiedeten Hospiz- und Palliativgesetz ist die Regelversorgung für Menschen in der letzten Lebensphase spürbar verbessert worden“, erklärte Dr. Sven Schwabe, Referent des Landesstützpunktes, „aber für Menschen in der Eingliederungshilfe ist der Zugang zu hospizlich-palliativen Angeboten weiterhin erschwert.“
Der Fachtag möchte die Auseinandersetzung mit Themen des Lebensendes in Wohnformen der Eingliederungshilfe fördern. „Alle Menschen sollen die Möglichkeit haben, ihr Lebensende den eigenen Wünschen entsprechend zu gestalten“, so Schwabe weiter. „Die Themen Sterben und Trauer werden in den Einrichtungen der Eingliederungshilfe immer präsenter“, berichtete Wilfried Büscher, Leiter der Heimstatt Röderhof. „Darum ist es wichtig, dass wir den Bewohner:innen die Möglichkeit geben, sich vielseitig zu informieren und selber zu entscheiden, was ihnen wichtig ist.“
Folglich wurde der Tag maßgeblich von den Bewohner:innen gestaltet: und ist damit bundesweit einmalig. In einem interaktiven Vortrag wurde eindrücklich erlebbar gemacht, warum es sich so schwer anfühlt, über das Sterben zu sprechen. Die Teilnehmenden konnten sich in Kleingruppen bei einem Kaffeeklatsch über ihre Erfahrungen mit dem Sterben austauschen, eine Bestattungszeremonie mit Playmobil gestalten oder sich in einen Sarg legen. „Jeder geht mit dem Thema anders um“, erzählte Büscher weiter, „mit diesem bunten Programm möchten wir die Menschen auf vielen Ebenen dazu einladen, ihre je eigene Form der Auseinandersetzung zu finden.“
Die Veranstaltung wurde über ein Jahr lang in engem Austausch mit Betroffenen, Mitarbeitenden aus den Einrichtungen, Hospizdiensten und Fachverbänden entwickelt. Die Räumlichkeiten sind barrierefrei, es wurde leichte Sprache gesprochen und Unterstützung in der Kommunikation angeboten. Aktion Mensch und die Bischöfliche Stiftung Gemeinsam für das Leben förderten die Veranstaltung finanziell.
Die Geschäftsführerin der Stiftung Jutta Weigert war begeistert von der offenen, zugewandten Art, mit der das schwierige Thema vom Sterben leicht und spielerisch für alle Beteiligten bearbeitet wurde. Besonders das „Mitmachorchester“ öffnete die Tür für tiefe und sehr emotionale Gespräche.
Der Landesstützpunkt Hospizarbeit und Palliativversorgung Niedersachsen (LSHPN) hat die Veranstaltung gemeinsam mit der Niedersächsischen Arbeitsgruppe Hospizarbeit und Palliativversorgung für Menschen mit Beeinträchtigung und der Heimstatt Röderhof organisiert. Er wird vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gefördert. Trägerorganisationen des Landesstützpunktes sind: Landesvertretung Niedersachsen/Bremen der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP); Hospiz- und PalliativVerband Niedersachsen e.V. (HPVN), Betreuungsnetz für schwerkranke Kinder.
Dr. Sven Schwabe