Trauer in Stein gemeißelt
Dr. Christian Schuffels stellte sein Buch über das Brunograbmal vor
Hildesheim (bph) Er muss ein guter und beliebter Mann gewesen sein, der Hildesheimer Priester Bruno, dessen steinernes Grabmal im Kreuzgang des Hildesheimer Doms überdauert hat. Sowohl Priester wie auch Arme betrauerten seinen Tod vor gut 800 Jahren – wenn man den beeindruckenden Steinmetzarbeiten glaubt. Darüber hat der Kieler Historiker Dr. Christian Schuffels nun ein Buch geschrieben, das er am Mittwochabend, 1. Februar, beim Verein für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim in der Dombibliothek vorstellte.
Hildesheim gehörte im Mittelalter zu den bedeutendsten deutschen Bischofsstädten. Seine Bischöfe waren nicht selten Berater der Könige und die Domkapitulare hatten vielfältige politische und kulturelle Beziehungen in andere europäische Länder. Auch im Tod wollten die hohen Herren noch ein gutes Bild abgeben und orientierten sich dabei an Vorbildern aus anderen Bischofsstädten. Und doch hat das Grabmal des Bruno, das bis heute im Kreuzgang des Doms steht, eine ganz eigene Bildsprache gefunden, wie Schuffels in seinem Vortrag beim Verein für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim nachwies. Das Bildprogramm des Armen, der am Grab des Verstorbenen weint, findet sich auch anderswo in Europa, zum Beispiel in der Kathedrale von Leon in Spanien oder in italienischen Kirchen. Doch so eindringlich wie in Hildesheim haben andere Künstler die Trauer um einen Toten selten eingefangen. Ganz nah kam den Besuchern im Bildvortrag plötzlich der steinerne Krüppel, der um den Priester Bruno trauert und sich dabei auf seine Armkrücke stützt.
Bruno soll sehr freigiebig gewesen sein. Davon zeugen nicht nur die guten Werke an den Armen seiner Stadt, sondern auch der Martinialtar in der Domkrypta, den der Priester gestiftet hat. Die Mittel dazu verschaffte ihm wohl seine bevorzugte Stellung am Domhof. Nach alten Quellen verwaltete Bruno, der um 1180 zum Priester geweiht worden war, die Güter des Domkapitels.
Autor Schuffels beschreibt in seinem Buch zunächst kurz das Leben des Bruno, soweit man davon weiß, und widmet sich dann ausführlich seinem Grabmal. Er beschreibt und analysiert dessen Bildprogramm samt Inschriften und vergleicht sie mit den Grabmälern anderer Kleriker des hohen Mittelalters. Somit ist Schuffels Buch ein wichtiger Beitrag zur Verfassungsgeschichte des Hildesheimer Domkapitels im zwölften Jahrhundert auf der Grundlage neu erschlossener Quellen.
Das Buch ist mit Unterstützung der Bernward Mediengesellschaft im Verlag Schnell + Steiner erschienen und bildet den vierten Band der Reihe „Quellen und Studien zur Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim“, herausgegeben vom Direktor des Dom-Museums, Prof. Dr. Michael Brandt und Dr. Thomas Scharf-Wrede, dem Direktor des Bistumsarchivs, im Auftrag des Vereins für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim.
Information:
Christian Schuffels: Das Brunograbmal im Dom zu Hildesheim. Kunst und Geschichte einer romanischen Skulptur,
Verlag Schnell + Steiner in Verbindung mit der Bernward Mediengesellschaft,
gebunden, 160 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen,
ISBN 978-3-7954-2255-4, 49,95 Euro