Tragweite eindeutig unterschätzt
Sexuelle Übergriffe von Pater R. auch im Bistum Hildesheim
Hildesheim (bph) Mit großer Bestürzung hat das Bistum Hildesheim von den sexuellen Übergriffen auf Schüler des Canisius-Kollegs in Berlin erfahren. Einer der beschuldigten Priester, Pater Peter R., hat von 1982 bis 2003 mit kurzen Unterbrechungen im Bistum Hildesheim gewirkt.
Dabei kam es auch zu sexuellen Übergriffen. Zwei Fälle sind dem Bistum derzeit konkret bekannt. In mindestens einem Fall handelt es sich dabei um eine Minderjährige.
Im Oktober 1993 informierte eine Mutter den damaligen Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer, Peter R. habe ihre 14-jährigeTochter unsittlich berührt. Daraufhin wurde Peter R. die Jugendarbeit verboten, dieses Verbot aber nicht konsequent durchgehalten.
Im Jahre 1997 wurden Peter R. Unregelmäßigkeiten in seiner Amtsführung sowie weitere sexuelle Belästigungen vorgeworfen. Daraufhin wurde Peter R. aus der Gemeinde versetzt.
„Aus heutiger Sicht haben wir die Vorwürfe zu wenig ernst genommen und die Tragweite der weiteren Entwicklungen eindeutig unterschätzt“, sagt dazu der emeritierte Bischof Dr. Josef Homeyer. „Ich bedaure dies zutiefst.“
„Heute gehen wir jedem Verdacht auf sexuellen Missbrauch entschieden nach und setzen uns intensiv mit Opfer und Täter auseinander“, sagt Domkapitular Heinz-Günter Bongartz, Bischöflicher Beauftragter für Fälle sexuellen Missbrauchs im Bistum Hildesheim. Täter müssten disziplinar-, zivil- und strafrechtliche Konsequenzen fürchten. Man orientiere sich dabei an den „Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ aus dem Jahre 2002 und den entsprechenden Ausführungsbestimmungen des Bistums Hildesheim.
Derzeit prüft das Bistum, ob Peter R. im Bistum Hildesheim möglicherweise weitere Personen sexuell missbraucht hat.
Der Jesuitenpater Peter R. war im Herbst 1982 von seinem Orden in die Jesuiten-Niederlassung Göttingen im Bistum Hildesheim versetzt worden. Dort übernahm er mit Wirkung vom 6. Dezember 1982 die Aufgaben des Dekanatsjugendseelsorgers. Bei der Einstellung war dem Bistum nichts über etwaige Verfehlungen des Priesters bekannt. 1989 wurde Peter R. Pfarrverwalter in der Hildesheimer Pfarrgemeinde Guter Hirt. Dort gründete er unter anderem den „Sozialen Mittagstisch“. Zum 17. November 1995 verließ Peter R. den Jesuitenorden und wurde als Priester in das Bistum Hildesheim aufgenommen. Zum 1. Juli 1997 wurde er als Seelsorger in das Dekanat Wolfsburg versetzt. Am 1. April 1998 ging Peter R. für wenige Monate in das Erzbistum Berlin, bevor er ab 1999 in einer Pfarrgemeinde in Hannover tätig wurde. Aus gesundheitlichen Gründen wurde Peter R. im März 2003 in den Ruhestand versetzt und zog nach Berlin.