Tintenfassmadonna zu Gast im Landesmuseum Hannover
Hildesheimer Kunstwerk zieht während der Domsanierung um
Hannover (pkh/bph) Sie ist schön, sie ist kostbar und sie ist alt – die Tintenfassmadonna aus dem Hildesheimer Dom. Jetzt ist sie zu Gast im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover.
In einer Art Joint Venture haben sich das Hildesheimer Dommuseum, das Landesmuseum und die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Hildesheim zusammengetan. „Das Dommuseum verschließt für die Zeit der Domsanierung dieses interessante Exponat nicht irgendwo in einem Magazin, sondern gibt es uns als Leihgabe“, sagt Martin Schmidt, kommissarischer Leiter des Landesmuseums, „so haben viele die Möglichkeit, die Madonna zu betrachten.“
Aber bevor die Madonna in der Ausstellung zu sehen sein wird, hat sie erst einmal einen Platz in der Werkstatt des Museums bezogen. „Die Restaurationswerkstatt des Landesmuseums hat einen hervorragenden Ruf“, betont Dr. Michael Brandt, Direktor des Hildesheimer Dommuseums, „besonders deshalb haben wir die Tintenfassmadonna sehr gern nach Hannover gegeben.“ Hier wird die Studentin Roxana Jachim nun die Madonna genau unter die Lupe nehmen: „Ich werde mit verschiedenen Methoden wie der Schichtchromatographie den Aufbau der Fassungen, der Farbschichten untersuchen, wie der Gesamtzustand der Figur ist und sie auch säubern.“ Die Restaurierung der Madonna ist für die Studentin nicht nur irgendein Uni-Projekt, sondern ihre Magisterarbeit. „Erst wenn sie alle ihre Voruntersuchungen abgeschlossen hat“, erklärt Prof. Dr. Michael von der Golz, „wissen wir, in welchem Umfang die Madonna restauriert und konserviert werden muss, um sie zu erhalten, und was alles noch möglich wäre wie zum Beispiel neuere Farbschichten abzutragen.“ Aber dafür müsse man viel Zeit einplanen, Jahre könnten vergehen. „Außerdem“, so Brandt, „müsse das Hildesheimer Domkapitel entscheiden, was über das Muss hinaus getan werden soll. Schließlich handelt es sich um einen Andachtsgegenstand und nicht um ein museales Ausstellungsstück.“ Eine Madonna mit einem sehr alten, aber lückenhaften Farbanstrich könne er sich im Dom nicht vorstellen.“
Für Brandt ist die Madonna aus ihrer Geschichte heraus eine sehr wertvolle Figur. Nicht so sehr deshalb, weil sie aus Eiche geschnitzt und mit ihren 180 Zentimetern lebensgroß ist, sondern weil sie trotz der Schmutzpatina noch immer eine Schönheit mit einer tollen Ausstrahlung ist.“ Und noch etwas macht sie für den Direktor des Dommuseums so wertvoll: „Sie hat 500 Jahre im Kapitelsaal gehangen, dem Raum, wo das Domkapitel getagt hat. Sie hat Diskussionen, Auseinandersetzungen und Entscheidungen mitbekommen. Das alles macht sie für mich fast schon zu einem lebenden Wesen.“
Bevor die Tintenfassmadonna 2014 wieder einen Platz im frisch renovierten Hildesheimer Dom bekommt, wird sehr genau überlegt, wo ein geeigneter Platz für sie ist und die wertvolle Holzfigur keinen schädigenden Umwelteinflüssen ausgesetzt ist. „Man muss da sehr genau schauen“, sagt Prof. von der Golz, „dass sie zum Beispiel nicht gleich wieder von Kerzen vollgerußt wird.“ Wichtig, so Golz, sei auch, dass die Madonna in einem regelmäßigen Monitoring untersucht werde, damit eventuelle Schädigungen frühzeitig erkannt würden.