Tiefe Verbundenheit und die Suche nach Neuem

Dritter Dialogtag im Bistum wertet Gespräche in den Dekanaten aus

Wann ist die Kirche der Rede wert? Diese Frage stand im Mittelpunkt des dritten Dialogtages im Bistum Hildesheim. Wieder hatte Bischof Norbert Trelle die Mitglieder des Diözesan- und Priesterrates und Vertreter der Bistumsleitung zum Ratschlag über den Stand des Dialogprozesses in der Diözese Hildesheim eingeladen – diesmal in die Jugendbildungsstätte Haus Wohldenberg in Holle.

 

 

 

In einem herrschte bei den gut 50 Teilnehmern Einigkeit: Die Kirche sei nur dann der Rede wert, wenn sie sich konsequent den Menschen zuwendet: sowohl in Notlagen und Trauer als auch in Wechselfällen des Lebens wie Geburt oder Heirat und in zentralen Sinn- und Wertfragen.  Damit nahm der Dialogtag wesentliche Erkenntnisse aus Gesprächen in den Dekanaten des Bistums auf. Bischof Norbert Trelle, die Weihbischöfe Dr. Nikolaus Schwerdtfeger und Heinz-Günter Bongartz sowie Generalvikar Dr. Werner Schreer hatten in diesem Jahr an 16 Abenden zwischen Bremerhaven und Göttingen das Gespräch gesucht – vor allem über die Frage, was die Gesellschaft von der Kirche erwarte. Weit über 500 Katholikinnen und Katholiken nahmen daran teil. Vor allem richtete sich die Einladung an ehrenamtlich Engagierte in sozialen Projekten, die Mitarbeiterinnen der Caritas oder von katholischen Kindertagesstätten. Bei den Gesprächen wurde immer wieder die Sorge deutlich, dass die Gesellschaft zusehends ihren sozialen Kitt verliere, wie in einer Auswertung der Dialogabende deutlich wurde. Gerade Christinnen und Christen seien aufgerufen, Werte des Zusammenlebens einzubringen.

Das setze jedoch deutliche Veränderungen der Kirche voraus: Die Kirchengemeinden müssten sich weiter öffnen, gemeinsam mit katholischen Einrichtungen unbürokratisch Lebenshilfe bieten und mehr mit der evangelischen Kirche zusammenarbeiten. Vor allem aber dürfe Kirche rat- oder hilfesuchende Menschen nicht vereinnahmen wollen, heißt es in der Auswertung.

Ähnliche Ergebnisse zeigt der parallel laufende Jugenddialog, über den Diözesanjugendseelsorger Martin Wilk berichtete: Das ehrenamtliche Engagement von Jugendlichen in Pfarreien sei ebenso ein Thema wie Gleichberechtigung und Wertschätzung. „Jugendlichen wollen Gottesdienste, in denen ihre Lebenswelt vorkommt“, erläuterte Wilk. Und weiter: „Sie haben wenig Verständnis dafür, warum nicht mehr gemeinsam mit der evangelischen Kirche möglich ist.“ Noch zwei weitere Fragen beschäftigen nach den Worten von Wilk den Jugenddialog: „Das ist zum einen die Sexualität - vor allem die Frage, ob das, was die Kirche sagt, Jugendlichen eine Hilfe ist.“ Zum anderen sorgen sich Jugendliche auch um das Image von Kirche in der Öffentlichkeit.

Wilk lud zu gemeinsamen Aktionen von Jung und Alt in Pfarrgemeinden ein: „Wir haben die Initiative Glaubensorte gestartet.“ Mit diesem Projekt sollen Gemeinden ermutigt werden, generationenverbindende Ideen umzusetzen: „Das kann sozialer oder spiritueller Natur sein, da sind keine Grenzen gesetzt“, betonte der Jugendseelsorger. Die drei besten Experimente werden prämiert.

Für die Vorsitzende des Diözesanrates, Elisabeth Eicke, haben die Gesprächsabende gezeigt, dass eine große Dialogfähigkeit im Bistum besteht. „Wir suchen auf diesem Weg nicht mehr nach Altbekanntem, wir sind dabei etwas Neues zu finden“, stellte Eicke auf dem Dialogtag heraus: „Es hat sich bei uns eine Dialogkultur entwickelt, die sich für das ganze Bistum positiv auswirken wird.“

Propst Bernd Galluschke als Moderator und Sprecher des Priesterrates hob den Wert des nun dritten Dialogtages hervor: „Die gemeinsamen Treffen von Diözesan- und Priesterrat mit der Bistumsleitung sind ein Seismograph für die Atmosphäre und die zentralen Fragen im Bistum.“ Durch sie sei ein derart wertschätzender Weg des Dialoges im Bistum möglich geworden.

„Im Dialogprozess zeigt sich eine tiefe Verbundenheit mit dem Bistum“, war sich Bischof Norbert Trelle sicher. Er habe durch die Gespräche in den Dekanaten die Erfahrung gemacht, „wie vielgestaltig und bunt dieser Austausch ist“. Vor allem sei es gelungen, viele unterschiedliche Impulse in die Dekanate des Bistums zu bringen: „Das sollte uns ermutigen, diesen Weg fortzusetzen.“

Der Dialogprozess wurde im Jahr 2011 bundesweit von der deutschen Bischofskonferenz angestoßen. Auslöser war nicht zuletzt eine Reihe von Skandalen, die die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche erschüttert haben. Bischof Norbert Trelle hat diese Initiative für das Bistum Hildesheim aufgegriffen und im Oktober 2011 zu einem ersten Dialogtag geladen.

 

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