Teilhabe statt Assimilation

Bischof Trelle unterstützt auf Katholikentag Offenheit für unterschiedliche Ausdrucksformen des Glaubens

Auf dem Regensburger Katholikentag hat sich der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle eindeutig gegen eine Assimilation der religiösen Kultur von Migranten und für ein Nebeneinander verschiedener religiöser Ausdrucksformen ausgesprochen. Der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) sprach gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Religionen auf dem Podium „Religion im Gepäck - Hilfe oder Hürde bei der Integration“.

 

 

 

„Das Beieinander in Verschiedenartigkeit kann nur bereichernd sein, ich bin gegen eine platte Assimilation“, unterstrich der Hildesheimer Bischof seine klare Haltung in dieser Frage. Ein solcher Ansatz werde beispielsweise im Katholischen Internationalen Zentrum in Hannover verfolgt, wo in einer Kirche unterschiedliche Sprachgruppen katholischen Glaubens ihre Gottesdienste feiern. Neben der italienischen, kroatischen und spanischen Gemeinde haben dort auch tamilische und litauische Christen eine Heimat gefunden. „Unser Ziel ist, die Durchlässigkeit zwischen Formen des Gemeindelebens zu fördern“, betonte Trelle.

Barbara Schiller vom Rat der muttersprachlichen Gemeinden in Frankfurt bestätigte das Anliegen des Bischofs. „Als polnisch-stämmige Katholikin fühle ich mich hier pudelwohl, aber wir wollen nicht verschwimmen mit den deutschen Ortskirchen“, sagte sie. „Es ist nicht sinnvoll, alle auf den ‚katholischen Mainstream‘ zu bringen“, so Bischof Trelle, „Katholiken anderer Kulturen ist das deutsche Verbandswesen völlig fremd.“

Anderen Religionsgemeinschaften sind diese Fragen und Probleme nicht fremd. Die Rabbinerin Alina Treiger von der jüdischen Gemeinde in Oldenburg berichtete über die Schwierigkeiten, die aus der starken Zuwanderungswelle russischer Juden nach Deutschland resultieren: „Es gibt Gemeinden, die jetzt zu mehr als 90 Prozent aus Russinnen und Russen bestehen, da müssen sich die Deutschen dann integrieren“. Religion sei aus ihrer Sicht eine Hilfe bei der gesellschaftlichen Integration, die jüdische Gemeinde biete Deutsch-Kurse an und unterstützte bei Amtsgängen. Auch sei es für Juden üblich, die Gesetze des Gastlandes zu akzeptieren und sich gesellschaftlich zu engagieren.

„Ich glaube an die hohe Integrationskraft der deutschen Bevölkerung“, blickte Dr. Dursun Tan aus der Niedersächsischen Staatskanzlei positiv in die Zukunft. Dieses Land habe nach dem Zweiten Weltkrieg über 35 Millionen Zuwanderer aufgenommen, erinnerte Tan, dessen Aufgabengebiet die Koordinierung der Migration in dem norddeutschen Bundesland ist. Ein wichtiger Beitrag dazu sei der geplante islamische Religionsunterricht an deutschen Schulen, ergänzte Trelle: „Das ist im Sinne der Integration ein guter Schritt nach vorn.“

Keine Lösung hatten die Teilnehmer des Podiums auf die Frage, wie man mit Religionsgemeinschaften umgehen kann, die aufgrund traumatischer Erfahrungen den Dialog mit anderen Glaubensgemeinschaften verweigern. Bei seinem Besuch in einem syrischen Flüchtlingslager in Jordanien im letzten Jahr habe er von syrischen Christen immer wieder den Vorwurf der „Blauäuigkeit“ zu hören bekommen, wenn es um das Gespräch mit dem Islam ging, berichtete Bischof Trelle. Die schlimmen traumatischen Erfahrungen der verfolgten Menschen würden über Jahre wie eine Barriere wirken. „Auf dieses schwierige Problem weiß ich keine Antwort, die den menschlichen Schicksalen angemessen wäre“, gestand der Hildesheimer Bischof ein.

Der 99. Deutsche Katholikentag hat am 28. Mai begonnen und endet am Sonntag, 01. Juni. Er steht unter dem Motto „Mit Christus Brücken bauen“. Veranstalter sind das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) und das Bistum Regensburg, es werden rund 80.000 Besucher erwartet. Alle Informationen inklusive dem kompletten Programm mit Veranstaltungsorten finden sich unter www.katholikentag.de.

Das Bistum Hildesheim auf dem Katholikentag