Symbol für Heilung und Versöhnung
Bischof Norbert Trelle weiht den neuen Altar der Herz-Jesu-Kapelle in Hannover ein
„Ganz ohne Spuren wird es nicht bleiben“, kündigte Bischof Norbert Trelle an, „aber das soll es auch nicht.“ In der Herz-Jesu-Kapelle in Hannovers Südstadt weihte er am Sonntag den neuen Altar und salbte dabei die steinerne Platte an fünf Stellen mit Chrisam-Öl. Die Herz-Jesu-Kapelle in Hannovers Südstadt ist eine Anlaufstelle für junge Christen, für kirchenmusikalisch Interessierte und künftig auch für Menschen in Umbruchsituationen.
Öl, erklärte Bischof Trelle in seiner Predigt, wurde in biblischer Zeit zur Wundbehandlung eingesetzt. „Der Altar ist nicht einfach ein Kunstobjekt“, sagte Trelle. „Er ist das Symbol einer Verheißung, er steht für Versöhnung und Heilung.“ Nicht umsonst seien Altäre bis in die Gegenwart hinein Orte, die Verfolgten Asyl bieten.
Die Kapelle, die von der Ordensgemeinschaft Congregatio Jesu betreut und für die Gottesdienste des katholischen Jugendzentrums Tabor genutzt wird, ist seit dem Frühjahr saniert worden. Das den Raum beherrschende Glasfenster des Kölner Architekten Gottfried Böhm erstrahlt jetzt in neuem Glanz und wird ab dem Herbst auch von außen angestrahlt zu erleben sein. Die notwendige Sanierung haben Kaplan Timm Keßler, Leiter des Tabor, Schwester Monika Glockann, Oberin der Congregatio Jesu in Hannover und das Bistum Hildesheim als Eigentümer zum Anlass genommen, den Kirchenraum neu zu gestalten.
Der ursprüngliche Altar wurde nach hinten, unmittelbar vor das Glasfenster versetzt. So war es in katholischen Kirchen vor dem zweiten Vatikanischen Konzil üblich, als der Priester mit dem Rücken zum Volk die Messe feierte. „Wir wollen aber auf keinen Fall zur alten Liturgie zurückkehren“, stellt Kaplan Timm Keßler klar. Vielmehr ist es durch diesen Kunstgriff möglich geworden, einen zweiten, der heutigen Liturgie gemäßen Altar im Kirchenschiff zu platzieren. Dadurch wird die Distanz zwischen Priester und Gemeinde aufgehoben. Bei kleinen, meditativen Gottesdiensten können die Gläubigen direkt um den Altar herum sitzen. Der Tabernakel, in dem die Hostien aufbewahrt werden, der Ambo (Lesepult) und der Altar bilden eine Linie und erinnern daran, dass das Hören des Wortes Gottes und die Kommunion die beiden „Brennpunkte“ des Gottesdienstes bilden.
Die Kosten von rund 300.000 Euro für die Sanierung hat das Bistum getragen. Eine Erbschaft von 30.000 Euro war der Congregatio Jesu für diesen Zweck vermacht worden. Der alte, durch Stufen erhöhte Altarraum bietet jetzt ausreichend Platz für Bands und Chöre. Durch die Baumaßnahmen wurde die Akustik der Kapelle verbessert, die eine Anlaufstelle für kirchenmusikalisch Interessierte im Dekanat darstellt. Vom Neuen Geistlichen Lied und Lobpreis-Liedern reicht die Bandbreite bis zur gesungenen Vesper, zu der die Schwestern jeden Dienstag um 18 Uhr einladen. Ab September plant Schwester Monika Glockann ein neues Angebot in der Kapelle: Unter dem Titel „Abschiedsstunde – Es wird weniger… kommt noch was?“ sind Menschen, die einen Abschied oder eine Trennung bewältigen müssen oder vor dem Ende ihres Berufslebens stehen, zu meditativen Gottesdiensten in die Herz-Jesu-Kapelle eingeladen.
Die Kapelle war ursprünglich der Versammlungssaal einer Freimaurerloge. In den 1920er Jahren erwarben Jesuiten den Gebäudekomplex an der Hildesheimer Straße. Die Kapelle war die erste Kirche in Hannover, in der nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Gottesdienst gefeiert werden konnte. 1949 wurde sie dem „Heiligen Herzen Jesu“ geweiht. Als die Jesuiten sich aus Hannover zurückzogen, übernahm die Congregatio Jesu 2004 die Pflege der Kapelle.