Sündenablass für den wahren Glauben
Bistum Hildesheim stellt Urkunden zur Michaeliskirche ins Internet
Hildesheim (bph) Interessante Details aus acht Jahrhunderten Geschichte der Hildesheimer Michaeliskirche kann man jetzt auch am heimischen Bildschirm recherchieren. Das Bistumsarchiv hat alle seine rund 140 Urkunden, die diese Kirche betreffen, ins Internet gestellt, transkribiert und viele übersetzt. Abzurufen sind die Texte unter „monasterium.net“.
„Papst Silvester II. gewährt dem Kloster St. Michael in Hildesheim auf Bitten des persönlich anwesenden Bischofs Bernward und Kaiser Ottos III. umfangreiche Ablässe an den Festtagen St. Michael, St. Laurentius, St. Tiburtius, Assumptio Marie, Maria Magdalena, St. Mauritius, St. Vincentius, den Weihetagen der Krypta und der Altäre, sowie den Tagen St. Cäcilie, St. Clemens, St. Felicitas und St. Katharina.“ Der später heilig gesprochene Bischof Bernward stand offensichtlich daneben, als der damalige Papst diese Urkunde im Jahre 1001 unterschrieb. Sie ist die älteste der rund 140 Michaelis-Urkunden, die sich im Hildesheimer Bistumsarchiv finden. Und es war wiederum ein Papst, der den Reigen der Urkunden genau 800 Jahre später im Jahre 1801 beschloß, wenn auch weniger freundlich im Ton: „Papst Pius VII. gewährt allen reuigen, geständigen und durch das Abendmahl gefestigten Gläubigen, die an der Oktave von Mariae Assumptio … die Kirche des Klosters Sankt Michael in Hildesheim besuchen und dort für die Einheit der christlichen Fürsten, die Ausrottung der vom wahren Glauben Abgefallenen und die Verherrlichung der heiligen Mutter Kirche beten, einen vollständigen Sündenablass.“ Nachdem St. Michaelis evangelisch wurde erhielt das Archiv des Bistums dann keine Urkunden mehr.
Rund drei Monate hat die Mannschaft unter Leitung von Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede alle ihre Urkunden zu St. Michaelis digitalisiert. Der Historiker Uwe Hager transkribierte die Texte, hat also die schwer zu lesenden Handschriften abgeschrieben und viele der Urkunden auch noch vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt. Alle Urkunden sind zudem mit Regesten versehen, kurzen Zusammenfassungen.
Mit diesem Projekt ist das Bistumsarchiv Hildesheim Vorreiter im gesamten nord- und ostdeutschen Raum. Bislang umfasst die Homepage „monasterium.net“ digitalisierte Archivbestände nur aus Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz. Allerdings sind Österreich, die Schweiz und einige osteuropäische Länder stark vertreten. Dies ist auch kein Wunder, denn seinen Anfang nahm „monasterium.net“ in Niederösterreich und wird heute getragen von etwa 60 internationalen Institutionen aus dem Archiv- und Wissenschaftsbereich. Als gemeinsame Plattform dient das „International Centre for Archival Research (ICARUS)“ mit Sitz in Wien.
Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede ist begeistert von den Möglichkeiten des Internet: „Damit werden unsere Urkunden überall auf der Welt einsehbar“, freut sich der Historiker und hofft, dass damit Archive wieder „stärker wahrnehmbar“ werden. In den kommenden Jahren will er möglichst viele der rund 7.000 Urkunden des Bistumsarchivs online stellen.