Sterben als Zeit des Lebens begreifen
Weihbischof Hans-Georg Koitz wendet sich bei Hospizbesuch gegen Sterbehilfe
Hildesheim/Hannover (bph) Pflegende und Sterbebegleiter geben die eigentliche Antwort auf die Frage nach der Gestaltung eines menschenwürdigen Sterbens, sagte Weihbischof Hans-Georg Koitz, Diözesanadministrator im Bistum Hildesheim, am Freitag in Hannover anlässlich eines Besuches im Hospiz Luise.
Koitz nahm damit Bezug auf die aktuelle Debatte um den Schweizer Sterbehilfeverein „Dignitas“, der seit wenigen Tagen Büroräume in Hannover hat. „Dignitas“ bietet lebensmüden Patienten unter bestimmten Umständen Hilfe zum Selbstmord an.
Es sei gut, dass nun wieder über das Thema Sterben gesprochen werde, sagte Koitz in Hannover, auch wenn ihn der Auslöser dieser Debatte traurig stimme. Die Diskussion trägt nach Ansicht von Koitz dazu bei, dass Sterben, Tod und Trauer weiter enttabuisiert werden und die Zeit des Sterbens als Zeit des Lebens begriffen wird.
Zugleich forderte der Weihbischof, die palliative Versorgung Schwerkranker und Sterbender in Niedersachsen auszubauen und mehr für die palliative Forschung zu tun.
Pflegende Angehörige sowie die Ehren- und Hauptamtlichen in den ambulanten und stationären Hospizinitiativen ermöglichen nach Überzeugung des Weihbischofs durch ihren Einsatz den Schwerkranken ein sinnvolles und lebenswertes Leben bis zum Ende. Dennoch genieße die Hospizbewegung in der Gesellschaft noch nicht jenen Stellenwert, der ihr zukomme, bedauerte Koitz.
Auch im Hospiz Luise hätten schon einige Patienten um Hilfe zum Selbstmord gebeten, berichtete Kurt Bliefernicht, Leiter des Hospiz Luise, dem Weihbischof bei dessen Besuch. Doch dieser Wunsch verschwindet nach Bliefernichts Erfahrung immer, wenn Patienten ausreichend Schmerzmittel erhalten und psychosozial begleitet werden. Alle Patienten hätten dann den Wunsch gehabt weiter zu leben, legte Bliefernicht dem Weihbischof sehr überzeugend dar.
Das Hospiz Luise in Hannover-Kirchrode wurde im November 1994 gegründet. Es wird getragen von den Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul (Vinzentinerinnen) in Hildesheim. In den acht Zimmern des Hauses wohnten bislang 1.098 Patienten. Alle Patienten leiden an einer unheilbaren Krankheit und werden im Hospiz Luise bis zum Tode begleitet. Bis zu 98 Prozent der Patienten haben eine fortgeschrittene Krebserkrankung. Die Tageskosten von 250 Euro pro Patient werden getragen von den Krankenkassen, den Pflegekassen, den Vinzentinerinnen sowie durch Spenden.