"Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi ist aktueller denn je"
„Laudato si´ - Gelobt seist du mein Herr, mit all deinen Geschöpfen“
Am 4. Oktober feiern Gläubige auf der ganzen Welt den Gedenktag des Heiligen Franziskus von Assisi (1182-1226). Er ist Schutzpatron der Tiere, Natur und Umwelt. Sein berühmtes Gebet „Sonnengesang“ heißt im Original „Laudes Creaturarum", also „Lob der Geschöpfe“, und zeigt seine tiefe Verehrung für Gott und dessen Schöpfung. „Sein Lobgesang ist angesichts der Klima- und Umweltkrise aktueller denn je“, sagt Dr. Elisabeth Steffens, Referentin für Schöpfungsspiritualität des Bistum Hildesheim.
„Gelobt seist du mein Herr, mit all deinen Geschöpfen“ ist eine der ersten Zeilen in diesem Lobgesang. „Der Sonnengesang spiegelt eine tiefe spirituelle Beziehung mit Gott und seiner Schöpfung wider. Franziskus fühlt sich in die Natur eingebunden und spricht die Erde, Mond und Sonne und die Elemente Feuer, Wasser und Luft als Schwester und Bruder an", erläutert Dr. Elisabeth Steffens. Sie ist Referentin für Schöpfungsspiritualität und gehört seit diesem Sommer zum neu gegründeten interdisziplinären Umweltteam des Bistum Hildesheim sowie zum Team Liturgie und Kirchenmusik.
Die Verse würden uns daran erinnern, dass wir Teil der Schöpfung sind und verantwortlich, sie zu schützen und zu bewahren. „Durch diese Schöpfungsspiritualität, also der tiefen Verbundenheit mit der Schöpfung, können wir sie in ihrer ganzen Schönheit und als Gottes Geschenk erkennen und uns aktiv für ihre Erhaltung einsetzen“, so Elisabeth Steffens.
Auch Papst Franziskus verweist mit dem Titel der Umweltenzyklika „Laudato si´ – Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ auf den Lobgesang für die Schöpfung von Franziskus von Assisi. Mit “Laudato si` - Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt“ beginnt er das erste Kapitel. (LS1)
Und die Fortsetzung der Umweltenzyklika, das apostolische Schreiben „Laudate Deum", hat Papst Franziskus dann auch am heutigen Festtag des Heiligen veröffentlicht.
Neues Selbstverständnis als Teil eines größeren Ganzen
Papst Franziskus spricht in der Umweltenzyklika davon, dass die Schwester, Mutter Erde jetzt aufschreit, da wir in den Gedanken aufgewachsen sind, ihre Eigentümer und Herrscher zu sein, berechtigt, sie auszuplündern (LS2). Und er mahnt zur ökologischen Umkehr (LS220).
Elisabeth Steffens betont: „Wir brauchen daher einen anderen Fokus auf Gott und seine Schöpfung – deren Teil der Mensch ist. Gott hat uns ja nicht allein für uns selbst erschaffen, sondern als Teil eines größeren Ganzen.“ Dieses Verständnis bräuchte Raum in Verkündigung und Liturgie. „Und wir brauchen Raum und Angebote dafür, uns wieder als Teil dieses Ganzen zu spüren. Die Schöpfungsspiritualität lädt uns dazu ein, uns darüber bewusst zu werden, wie wir in die Natur eingewoben sind. Sie ermutigt uns dazu, unsere Beziehung zur Natur zu überdenken und einen respektvollen Umgang mit ihr zu pflegen.“
Gottes Schöpfung mit allen Sinnen wahrnehmen
Dieses Angebot macht im Bistum Hildesheim auch #diegruenegemeinde in Hannover, die sich seit 2021 regelmäßig trifft. Bei ihren Treffen in der Eilenriede, dem Stadtwald von Hannover, treten die Teilnehmenden mit allen Sinnen in Beziehung mit Gottes Schöpfung, die Zeugnis seiner Liebe ist.
„Wenn wir in der Natur unterwegs sind und gemeinsam beten, schweigen und singen, befinden wir uns in einer Gemeinschaft mit allen Lebewesen, Lebensräumen und mit Gott“, sagt Dr. Inga Kalinowski, Theologin und Gründerin der Grünen Gemeinde. Papst Franziskus beschreibt in seiner Enzyklika „Laudato si‘“, dass das menschliche Leben auf verschiedenen Beziehungsdimensionen gründet, die alle miteinander verknüpft sind: Es gibt die Beziehung zu uns selbst, Beziehungen zu anderen Menschen, zur Natur und zu Gott. „Ist eine dieser Beziehungsebenen nicht im Gleichgewicht, wirkt sich das auf alle anderen Ebenen aus. Wenn wir gemeinsam unterwegs sind, kann das eine Möglichkeit sein, auf all diesen Ebenen Ausgleich zu finden, wieder ins Gleichgewicht zu kommen“, so Inga Kalinowski weiter.
#diegruenegemeinde trifft sich jeden ersten Freitag im Monat um 16:30 Uhr an wechselnden Orten in der Eilenriede in Hannover. Die genauen Daten und Treffpunkte finden Interessierte auf der Webseite www.gruenegemeinde.de. Das nächste Treffen findet am 6. Oktober statt, Treffpunkt ist das Freizeitheim Lister Turm in Hannover.
Neue Angebote zu Schöpfungsspiritualität
Die Referentin für Schöpfungsspiritualität Dr. Elisabeth Steffens arbeitet gerade an weiteren Angeboten für Begegnungen und Gottesdiensten im Freien. „Wir wollen den Menschen die Möglichkeit geben, wieder zu entdecken und zu spüren, wie wir in die Gesamtheit der Schöpfung eingebettet sind“, erläutert Elisabeth Steffens.
Dazu führten ihre ersten Besuche sie bereits zur Grünen Gemeinde nach Hannover, in den Schöpfungsgarten St. Maria Königin in Bleckede und zum Verband Katholischer Männergemeinschaften in Duderstadt mit dem interaktiven Vortrag zum Thema "Wir sind Erde (Genesis 2,7). Schöpfungsspiritualität heute".
Einen größeren Auftakt wird es vom 22.4. bis 24.4.2024 im Kloster Loccum geben – da bietet Elisabeth Steffens mit sechs weiteren Mitwirkenden aus Theologie, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Forstwissenschaft und spiritueller Praxis, einen Workshop zur Schöpfungsspiritualität an. Das Wort Spiritualität – geht auf das lateinische Verb spirare atmen oder spiritus Geist, Hauch. zurück. Wenn wir atmen, sind wir permanent mit allen Geschöpfen Gottes verbunden. „Auf unseren Wegen durch den Klosterwald wollen wir dieser Verbundenheit nachspüren. Erde, Himmel, Wasser, Sonne, Pflanzen, Tiere und Menschen. Gottes Gegenwart in Allem wahrnehmen und achten – das ist Schöpfungsspiritualität.“
Schöpfungsspiritualität, Umweltteam und Nachhaltigkeitsziele
Dr. Elisabeth Steffens ist Referentin für Schöpfungsspiritualität und gehört zum Umweltteam des Bistum Hildesheim. Das interdisziplinäre Team hat sich diesen Sommer neu gegründet, um bei der systematischen Umsetzung der Klima- und Umweltziele des Bistums zu unterstützen. Elisabeth Steffens ist ebenfalls Teil des Teams Liturgie und Kirchenmusik. Zurzeit arbeitet sie an Angeboten für Begegnungen und Gottesdiensten im Freien.
Das Umweltteam und die Nachhaltigkeitsziele sind Ergebnisse des von Generalvikar Martin Wilk 2020 in Auftrag gegebenen Nachhaltigkeitsprozess. Damit folgt das Bistum den Handlungsempfehlungen „Schöpfungsverantwortung als kirchlicher Auftrag“ der deutschen Bischöfe im Bereich Umwelt- und Klimaschutz aus dem Jahr 2018. Eine der Empfehlungen ist, Schöpfungsspiritualität in Verkündung und Liturgie zu verorten. Sie verweist auf Papst Franziskus, der alle Menschen zu einem geistlichen Leben in ökologischer Spiritualität ermuntert.