Seelsorger und Lenker

Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer feiert seinen 75. Geburtstag

Hildesheim (bph) Seit mehr als zwei Jahrzehnten lenkt Bischof Dr. Josef Homeyer die Geschicke des Bistums Hildesheim. Am 1. August wird er 75 Jahre alt. Das Bistum feiert diesen Geburtstag mit einem großen Bistumstag am 21. August.

Diözesansynode, Marienrode, FIPH, Bolivienpartnerschaft, „Friedensgrund“, lange Pastoralreisen und das "Sozialwort" – das sind nur einige der Begriffe, die man mit der bisherigen Amtszeit des Hildesheimer Bischofs verbindet. Schlaglichtartig beleuchten sie, worum es Homeyer bei allem Wirken immer gegangen ist: Die Kirche zu den Menschen zu bringen, durch diakonisches und caritatives Handeln die Liebe Gottes spürbar zu machen und den Getauften zu sagen: Die Gemeinschaft der Gläubigen lebt von Euch, Ihr habt eine große Mitverantwortung für das Gelingen der Kirche von Hildesheim!

Bald nach seiner Weihe am 13. November 1983 hatte Homeyer eine Synode einberufen, die wichtige Weichenstellungen für die Seelsorge des ausgehenden 20. Jahrhunderts stellte. "Gewiss sind nicht alle Wünsche und Empfehlungen der Synode verwirklicht. Aber ich kann doch sagen, dass sich viel verändert hat und wir auf einem guten Weg sind", sagt das Oberhaupt des Hildesheimer Bistums heute.

Als wichtiges spirituelles Zentrum des Bistums hat sich Kloster Marienrode etabliert. Im Mai 1988 hatte Bischof Homeyer zehn Schwestern der Rheingauer Benediktinerinnen-Abtei St. Hildegard für den Umzug nach Marienrode gewinnen können. Seit 1998 bilden die inzwischen 14 Schwestern ein selbstständiges Benediktinerinnen-Priorat und sind durch ihr Exerzitienhaus überregional bekannt geworden.

Bistumsweite Ausstrahlung haben auch die "Jugendvespern", zu denen der Diözesanjugendseelsorger alle zwei Monate in die Marienroder Klosterkirche einlädt. Gemeinsam mit den Schwestern singen und beten die oft von weit her anreisenden Jugendlichen in der meistens überfüllten Kirche. Ein Zeichen, das hoffen lässt, wie Homeyer immer wieder sagt. Nicht selten entdeckt man sein markantes Haupt inmitten der Jugendlichen.

Überhaupt: Homeyer mag und fördert junge Menschen. In seiner Amtszeit hat sich die Chrisammesse in der Osterwoche zu einer Jugendmesse entwickelt, bei der sich junge Katholiken vom Harz und von der Heide, von der Weser und der Nordsee treffen und gemeinsam ihren Glauben feiern. Wenn sich Homeyer dann lächelnd und segnend den Weg durch den Dom bahnt, versteht man, was er meint, wenn er den Jugendlichen zuruft: "Sorgt dafür, dass die Kirche Fenster öffnet, dass sie die Zeichen der Zeit empfängt!"

Auch mit seinem "Friedensgrund" möchte das geistliche Oberhaupt des Hildesheimer Bistums junge Menschen zusammen bringen und vor allem die Bindungen mit Osteuropa stärken. Seit 1990 machen sich jeden Sommer unter seiner Führung deutsche Jugendliche auf den Weg nach Osten, um dort mit Gleichaltrigen aus anderen Ländern gemeinsam zu leben, zu beten und zu arbeiten. In diesem Jahr geht es Anfang August nach Stary Sacz in Südostpolen. Auch dort wird Homeyer wie in jedem Jahr selbst Hammer und Spaten in die Hand nehmen.

Im Jahre 1988 wurde auf Homeyers Veranlassung das "Forschungsinstitut für Philosophie Hannover" (FIPH) errichtet, das sich mit seiner interdisziplinären Ausrichtung im Grenzbereich zwischen Philosophie, Theologie und Soziologie einen guten Ruf erworben hat.

Etwa die Hälfte des Jahres ist der Bischof auf Pastoralreise in seinem Bistum unterwegs, besucht Gemeinden und Priester, spricht mit den Menschen und firmt Jugendliche. Homeyer feiert hinter Gittern die Messe mit Strafgefangenen, erkundigt sich in Krankenhäusern nach der Pflegesituation und teilt beim sozialen Mittagstisch seine heiße Suppe mit Bedürftigen und sozial Schwachen. Diese Erfahrungen haben ihn darin bestärkt, dass Kirche missionarisch sein müsse – eine Überzeugung, die unter anderem in zwei Pilotprojekte in Hannover und Lüneburg einfloss. Dort arbeiten Gemeinden seit einigen Jahren verstärkt zusammen, um gemeinsam Projekte zu bewältigen, die von einer Gemeinde alleine kaum zu schaffen wären. Die geplanten Gemeindezusammenführungen im Rahmen des Strukturpapiers "Eckpunkte 2020" sind auch auf der Grundlage dieser Pilotprojekte zu verstehen.

Bei allen Chancen, die sich in größeren Gemeinden eröffnen, setzt Homeyer auch große Hoffnung in die "Kleinen Christlichen Gemeinschaften" (KCG) seines Bistums. Mehr als 150 solcher Gruppen innerhalb oder auch außerhalb einer Pfarrgemeinde gibt es im Bistum Hildesheim, wie eine Umfrage zeigte. Und: An den diesjährigen "Exerzitien im Alltag" nahmen mehr als 4.000 Menschen teil. Zum dritten Mal waren alle Interessierten eingeladen, die Fastenzeit mit Meditationen, Gebeten und Gesprächen zu gestalten. Die Teilnehmerzahl zeigt steigende Tendenz!

Homeyer ist immer wieder begeistert von dem reichen Schatz an Spiritualität, der sich in solchen Gruppen auftut. "Der Gläubige der Zukunft wird einer sein, der Gott erfahren hat, oder er wird nicht sein", zitiert Homeyer gerne seinen Lehrer Karl Rahner. Kleine Gemeinschaften bieten offenbar einen guten Nährboden für Gotteserfahrungen. Eine Erkenntnis, die den bald 75-Jährigen hoffnungsvoll in die Zukunft schauen lässt.

Wer auf die fast 21-jährige Amtszeit Homeyers zurück blickt, der muss auch die Partnerschaft mit Bolivien erwähnen. Seinem Einsatz ist es ganz wesentlich zu verdanken, dass sich diese Partnerschaft aus den kleinen Wurzeln Mitte der 80er Jahre zu einem wichtigen Projekt des gesamten Bistums entwickelt hat. "Partnerschaft, nicht Patenschaft" stellt der Bischof immer wieder klar. Die Kirche von Bolivien habe den Menschen im Bistum Hildesheim mindestens ebenso viel zu geben wie umgekehrt, sagt Homeyer.

Markanter Meilenstein seines überdiözesanen Wirkens im Bereich Gesellschafts- und Sozialpolitik war das 1997 erschienene gemeinsame Sozialwort der katholischen und evangelischen Kirche "Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit", das wesentlich im Hildesheimer Bischofshaus entstanden ist. Seine Fortsetzung und Ergänzung fand dieses Sozialwort in dem viel beachteten und diskutierten Impulspapier "Das Soziale neu denken", das ebenfalls unter Homeyers Federführung verfasst und im Dezember 2003 vorgestellt wurde.

Zentren der Spiritualität und der Wissenschaft zu gründen, sich überdiözesan für europaweite Belange einzusetzen und dabei immer auch Seelsorger zu bleiben, ist ein Grundanliegen Homeyers. Es entspricht seiner Auffassung von der "dreifachen Aufgabe des bischöflichen Dienstes, Lehrer, Priester und Hirte zu sein". Die Größe dieser Aufgabe erschrecke ihn immer wieder, bekennt Homeyer. Wichtig sei ihm, das Gemeinschaftsgefühl der Bistumsmitglieder zu fördern und für seine Priester da zu sein. Ergibt sich die Gelegenheit, ruft er montags die kranken Priester seines Bistums an. "Wenn möglich, besuche ich sie persönlich", sagt Homeyer.

Das Agieren auf der sozialpolitischen und europäischen Bühne einerseits und andererseits die ernsthafte und tiefe Zuwendung zum einzelnen Menschen – diese beiden Pole des Bischofs und Menschen Homeyer erwachsen aus einer Gläubigkeit, die geprägt wurde von Gotteserfahrungen, auch und gerade im letzten Weltkrieg. Bange Nächte im Luftschutzbunker ließen bei dem Halbwüchsigen "eine unerhörte Sehnsucht nach Frieden" wachsen und die Aufschrift "Gott mit uns" auf den Koppelschlössern der deutschen wie auch französischen Soldaten provozierte quälende Fragen. "Damals habe ich das Neue Testament zum ersten Mal richtig durchgelesen und dort die Friedensoption als grundlegend wahrgenommen" sagt Homeyer heute. Eine Botschaft, die ihn, trotz mancher Kämpfe, bis zum heutigen Tag nicht losgelassen hat und im Innersten trägt.

Dr. Josef Homeyer wurde am 1. August 1929 in Harsewinkel, Kreis Gütersloh, geboren. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Münster und Innsbruck erhielt er 1958 die Priesterweihe. Erste Dienstjahre verbrachte er im Bistum Münster und wurde 1972 Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz. In dieser Eigenschaft beeinflusste er maßgeblich wichtige nationale und internationale Entwicklungen, unter anderem die Aussöhnung der polnischen mit der deutschen katholischen Kirche. Am 13. November 1983 weihte ihn der Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Höffner im Hildesheimer Dom zum Bischof von Hildesheim. Homeyer ist unter anderem Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der EU (ComECE) und Mitglied im Präsidium des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz leitet er als Vorsitzender die "Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen."

Ausdruck seiner internationalen Wertschätzung ist die Auszeichnung mit dem "Offizierkreuz des Polnischen Verdienstordens" im März 2002 und die Verleihung des Ordens des Heiligen Sava durch die Serbisch-Orthodoxe Kirche im Juni diesen Jahres. Im November 2002 verlieh ihm der Fachbereich Erziehungswissenschaften der Universität Hannover die Ehrendoktorwürde.

Bistumstag zum Bischofsgeburtstag am 21. August

10.00 Uhr: Festliches Pontifikalamt mit Bischof Josef im Hildesheimer Mariendom. Die Predigt hält Walter Kardinal Kasper. Anschließend Begegnung auf dem Domhof mit der Möglichkeit dem Bischof persönlich zu gratulieren. Es gibt etwas zu essen, zu trinken, Musik und ein Kinderprogramm

15.00 Uhr: Abschluss mit einer feierlichen Andacht

Statt Geburtstagsgeschenken wünscht sich Bischof Dr. Josef Homeyer Spenden für den Bernward-Hilfsfonds und die Bischöfliche Stiftung "Gemeinsam für das Leben".

Der Bernward Hilfsfonds wurde 1994 von Priestern der Diözese Hildesheim gegründet, die einen Teil ihres Einkommens dafür spenden. Damit werden in Not geratene Einzelpersonen, aber auch Familien unterstützt.

Informationen: www.bernward-hilfsfonds.de

Die Bischöfliche Stiftung "Gemeinsam für das Leben" wurde 2001 von Bischof Josef gegründet. Diese Stiftung setzt sich für eine neue Kultur des Lebens ein und fördert unter anderem Projekte, die sich für Benachteiligte und Schutzlose engagieren.

Informationen: www.gemeinsam-fuer-das-leben.de