Seelsorge für Sinti und Roma
In Hildesheim treffen sich Beauftragte aus den deutschen Bistümern
Hildesheim (bph) Am Donnerstag fand in Hildesheim eine Tagung der deutschen Beauftragten für die katholische Zigeunerseelsorge statt. Gastgeber und Leiter war Bischof Norbert Trelle.
Neben Berichten über den Stand in den einzelnen Diözesen und der Diskussion über die UNICEF-Untersuchung „Zur Lage von Kindern aus Roma-Familien in Deutschland“ und „Roma-Kinder in Europa“ stand exemplarisch die Situation in Hildesheim auf dem Programm. In der Stadt an der Innerste leben über 500 Familien, die fast ausschließlich den Sinti angehören, 40 davon auf der Münchewiese in der so genannten Nordstadt.
Wilfried Otto, vor Ort als Diakon der Pfarrgemeinde Mariä Lichtmess zuständig für den Platz auf der Münchewiese, beschreibt die momentane Lage als „Umbruchsituation“. Es existierten mehrere konkurrierende Familienverbände, ohne einen von allen anerkannten Sippenältesten. Neben seiner seelsorglichen Tätigkeit sei er selbst auch ein wichtiger Ansprechpartner für Sozialamt und Jobcenter, so Otto. Besonders am Herz liegt ihm ein aktuelles Projekt: Zusammen mit Schülern und Langzeitarbeitslosen soll ein alter Reisewagen auf dem Platz restauriert werden, um im Anschluss möglicherweise als Museum für die Sinti zu dienen.
Gerade für die Kinder ab 14 Jahren mangele es an Betreuung, beklagt Juliane de Terra, Leiterin der Kindertagesstätte auf der Münchewiese. Bis zu diesem Alter unterstützen die fünf Erzieher des Caritasortsverbandes die Schüler bei Hausaufgaben und geben Hilfestellung bei familiären Problemen. 30 Kinder von 2 bis 14 Jahren, darunter zur Zeit 22 Kinder aus Sinti-Familien, finden in der Kindertagesstätte Platz. „Früher hatten wir fast ausschließlich Kinder von Sintis, in den letzten Jahren ist die Kinderzahl in den Familien zurückgegangen“, beschreibt die Erzieherin die Entwicklung.
„Mer zikrales“ lautet der Name eines Pilot-Projektes auf der Münchewiese. In der Sprache der Roma und Sinti, dem Romanes, bedeutet das: „Wir zeigen es“. In Kooperation mit dem Jobcenter arbeiten hier junge Erwachsene zwischen 18 und 25 in einem Gemeinschaftshaus. „Viele die zu uns kommen, sind bei anderen Maßnahmen der Arbeitsagentur gescheitert“, berichtet Sabine Jensen, Leiterin des ebenfalls vom Caritasverband Hildesheim durchgeführten Projektes. Zum Arbeitslosengeld II können sie sich so mit handwerklichen und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten 1,50 Euro pro Stunde hinzuverdienen. Ein Teil der angefertigten Gegenstände wird im Dezember zugunsten der Deutschen Krebshilfe auf dem Hildesheimer Weihnachtsmarkt verkauft.
Die Beauftragten für die katholische Zigeunerseelsorge treffen sich jedes Jahr an einem anderen Ort. Die Deutsche Bischofskonferenz benutzt im Gegensatz zum allgemeinen Sprachgebrauch „Sinti und Roma“ die Bezeichnung „Zigeuner“, da Sinti und Roma nur zwei einer Vielzahl von Gruppen sind, von denen einige den Begriff ablehnen.