Schwarze Talare und weiße Kittel
Generalsekretäre afrikanischer Bischofskonferenzen besuchten Medizinische Hochschule Hannover
Hildesheim/Hannover (bph) Hoher geistlicher Besuch an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): 15 Generalsekretäre afrikanischer Bischofskonferenzen besuchten am Freitagmorgen die renommierte Klinik und schlossen erste Kontakte für einen möglichen Austausch von Medizinern.
Die Namen sind ein Streifzug durch den afrikanischen Kontinent: Senegal, Elfenbeinküste, Togo, Mali und viele andere Länder mehr. Überall dort gibt es nationale Bischofskonferenzen, die von einem Generalsekretär geleitet werden. 15 dieser Generalsekretäre aus französischsprachigen Ländern Afrikas sind seit 13. Oktober in Deutschland unterwegs. Auf dem Weg von Gesprächen im Bundestag zu einem Termin in Dortmund machte die Gruppe am Freitagmorgen Halt in der MHH. Zustande kam der Kontakt durch Prof. Dr. Karl Welte, den Leiter der Abteilung Kinderheilkunde IV an der MHH, der ein guter Freund von Prälat Prof. Josef Sayer, dem Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks „Misereor“ ist. Misereor hat die Reise der afrikanischen Gäste organisiert.
Beim Gespräch der Generalsekretäre mit Prof. Welte und Kollegen, darunter MHH-Präsident Prof. Dr. Dieter Bitter-Suermann, prallten medizinische Welten aufeinander. Bitter-Suermann stellte die Möglichkeiten der „Supra-Maximalmedizin“ vor. Die Generalsekretäre erzählten von der stellenweise völlig fehlenden medizinischen Infrastruktur in ihren Heimatländern. Während in Deutschland nur jeder 2.000 Bürger HIV-positiv ist und die AIDS-Sterblichkeit um 90 Prozent gesenkt werden konnte, scheitert die HIV-Therapie in Afrika oft an den hohen Kosten und der schlechten Betreuung der Patienten durch die staatlichen Gesundheitssysteme.
Gerade auf diesem Gebiet habe die katholische Kirche viel getan, berichtete Pater Eugéne Houndekon, Generalsekretär der Bischofskonferenz von Benin. Zum Einen propagiert die katholische Kirche in Afrika nach wie vor „Selbstbeherrschung“ als besten Schutz gegen eine HIV-Infektion und tut viel für die Emanzipation der Frauen. Zum Zweiten habe sie sich aber auch „klar auf die Seite der Infizierten geschlagen“, so Pater Houndekon. Priester und Katecheten begleiten die Kranken und wirken ihrer gesellschaftlichen Ausgrenzung entgegen. Im Jahre 2002 ist in allen Diözesen Afrikas ein entsprechendes Hilfsprogramm angelaufen.
Das Gespräch brachte auch einige interessante Neuigkeiten. So erfuhren die MHH-Professoren von ihren Gästen unter anderem, dass nicht mehr der Hunger das zentrale Problem Afrika ist, sondern eher das Unwissen. Die meisten Frauen könnten ihre Kinder ernähren, so einer der Generalsekretäre. Doch sie täten dies zu einseitig, darum seien Vitaminmangelerkrankungen immer noch häufig.
Ein weiterer populärer Irrtum: Es gibt nicht zu wenige afrikanische Ärzte, sondern die Arbeitsbedingungen sind zu schlecht. Die meisten gut ausgebildeten Mediziner Afrikas leben im Ausland, wo sie mehr verdienen können. „Das ist natürlich ein Problem, bei dem wir als Hochschule nichts für Sie tun können“, bedauerte Prof. Welte. Doch wo man könne, helfe man gern, versprach der Mediziner und bot spontan an, Studenten und Ärzte aus Afrika an seiner Klinik auszubilden. Ein Angebot, das dankbar angenommen wurde.
Die Bildungsreise der Generalsekretäre frankophoner afrikanischer Bischofskonferenzen führt die Geistlichen vom 13. bis 22. Oktober durch Deutschland. Auf dem Programm stehen Hintergrundgespräche mit Politikern, Verbänden und kirchlichen Organisationen unter anderem in Aachen, Köln, Bonn, Hannover und Berlin.