„Schanah tova! - Ein gutes Jahr“
Grußbotschaft der katholischen Bischöfe in Niedersachsen und Bremen zum jüdischen Neujahrsfest
Gesegnete Tage der Erinnerung und der Umkehr wünschen die katholischen Bischöfe in Niedersachsen und Bremen den jüdischen Schwestern und Brüdern zum Fest Rosch Haschana. Dieses Neujahrsfest ist der Beginn des jüdischen Jahres 5782.
Die Grußbotschaft im Wortlaut:
Liebe jüdische Schwestern und Brüder,
zu Beginn des jüdischen Jahres 5782 und vor den Hohen Feiertagen senden wir Ihnen unsere herzlichen Grüße. Sie beginnen das neue Jahr mit Rosch Haschana mit der Erinnerung an den Bund, den der Ewige mit Israel geschlossen hat. Wir wünschen Ihnen gesegnete Tage der Erinnerung und der Umkehr!
Ihr Glaubenszeugnis ermutigt auch uns Christen immer wieder neu den Weg der Versöhnung mit G‘tt und den Menschen zu suchen.
Und so fragen wir uns angesichts des erstarkenden Antisemitismus in unserer Gesellschaft: Haben wir gegen antisemitische Einstellungen in unseren Kirchen, aber auch allgemein in der Gesellschaft genug getan? Ja, uns schockiert, wie sich solcher Antisemitismus auf so manchen Demonstrationen gegen Coronamaßnahmen oder auch auf antiisraelischen Demonstrationen ungeniert zeigt.
Und wir fragen uns: Haben wir uns hinreichend eingesetzt, dass jüdisches Leben in Deutschland in seiner Vielfalt wahrgenommen wird? Eine offene Wunde hat uns hier Frau Marina Weisband durch ihre Rede zum Holocaustgedenken im Bundestag bewusst gemacht: Jüdinnen und Juden in unserem Land vermissen in vielen Situationen des Alltags das Gefühl „einfach nur Mensch sein“ zu können. Wir wollen hier wachsamer werden.
Wir hoffen, dass die Veranstaltungen des Festjahres anlässlich von 1700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland einen wirksamen Gegenakzent dazu setzen. Wir sind dankbar, dass dieses Festjahr nun bis zum Sommer 2022 verlängert wird. So können nach all den Corona-Beschränkungen doch noch viele gute gemeinsame Initiativen umgesetzt werden, viele Begegnungen, die die Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland erfahrbar machen. Mit dem Projekt #beziehungsweise – jüdisch und christlich: näher als du denkst konnte bereits einiges bewirkt werden. Es wird weitergehen.
Von Herzen möchten wir Ihnen danken für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Durch Ihr vielfältiges Engagement ist das Judentum an vielen Orten in Niedersachsen präsent. Wenn auch wegen Corona im vergangenen Jahr manches in den digitalen Raum verlegt werden musste bzw. gar nicht möglich war, so wissen wir doch um Ihre Bereitschaft, Gruppen in Ihren Gemeindezentren zu empfangen und ihnen dabei Ihr Leben aus dem Glauben sowie die Synagoge als Ort der Gemeinschaft zu erschließen. Sie bringen sich in den Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit wie auch in weiteren interreligiösen Zusammenschlüssen ein. Wir sind dankbar für diese guten und freundschaftlichen christlich-jüdischen Beziehungen.
Möge G‘tt Ihnen und Ihren Familien ein glückliches Jahr in Frieden und Sicherheit schenken.
Dr. Franz-Josef Bode | Wilfried Theising | Dr. Heiner Wilmer SCJ |
Bischof von Osnabrück | Bischöflicher Offizial und | Bischof von Hildesheim |