Priester, Lehrer, Afrikaner
Diözesanadministrator Hans-Georg Koitz kann sich auf viel Lebenserfahrung stützen
Hildesheim (bph) Er hat in Afrika Religion unterrichtet, Latein und Mathematik. Damit spricht er die Sprache der Kirche – und er weiß zu rechnen. Beides kann Weihbischof Hans-Georg Koitz nicht schaden, wenn er als frisch gewählter Diözesanadministrator das Bistum Hildesheim durch die "bischofslose" Zeit führt.
"Zum Diözesanadministrator ist ein Priester zu bestellen, der sich durch Wissen und Klugheit auszeichnet." So verlangt es wörtlich das Kirchenrecht von einem Diözesanadministrator. Ein Blick auf den Lebenslauf des Hans-Georg Koitz lässt schnell erkennen: Da hat sich einer bewährt und Erfahrungen gesammelt, die er bei der Leitung eines Bistums auch braucht.
Seine Laufbahn im Dienst der Kirche war dem am 4. April 1935 in Striegau/Schlesien Geborenen sicher nicht an der Wiege gesungen worden. Denn zunächst prägten die Vertreibung 1946 und das Wurzelschlagen in einer fremden Umgebung sein Leben. Neue Heimat wurde Salzgitter-Bad, wo Hans-Georg Koitz am Gymnasium für Jungen das Abitur ablegte. Zum Studium der Philosophie und Theologie zog es ihn an die Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt/Main und nach München. Am 30. Juni 1962 weihte ihn der damalige Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen zum Priester.
Seine Kaplansjahre verbrachte der Jungpriester von 1962 bis 1965 als Präfekt des Schüler-Kollegs Niels-Stensen in Hannover und in der Gemeinde St. Elisabeth. Schon damals zeigte sich die Begabung des Theologen für das Unterrichten und den Umgang mit Menschen.
Missionar in Nigeria
So zögerte Koitz nicht lange, als er die Möglichkeit bekam, als Missionar nach Afrika zu ziehen. Dafür schlug er sogar die geplante Berufung zum "Bischöflichen Geheimsekretär" Janssens aus. In der nigerianischen Diözese Jos brachte er den Schülern eines bischöflichen Gymnasiums Religion, Latein und Mathematik bei – und zwar auf Englisch. Religion- und Lateinkenntnisse sind sicher berufsbedingt. Aber Mathematik? "In diesem Fach war ich in der Schule immer gut gewesen," erklärt Koitz.
Gelernt hat aber auch er – "zum Beispiel wie man ein Leben in Einfachheit führen kann." Oft genug war der junge Missionar bei seinen Fahrten übers Land auf sich alleine gestellt. "Zwei Ersatzreifen hatte ich im VW-Käfer immer dabei," erinnert er sich heute mit einem Lächeln. Die afrikanische Erfahrung hat auch seinen "Blick für die Vielfalt katholischen Glaubens" gestärkt. Fast wehmütig denkt er an die tanzenden Menschen Nigerias zurück, bei denen jeder Gottesdienst zu einem emotionalen Gesamtkunstwerk aus Musik, Tanz und Gesang geriet.
1967 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Religionslehrer am Josephinum in Hildesheim. Auch das kein ruhiger Dienst. "Die 68er standen an," erklärt der Weihbischof. Diskutieren, Infragestellen, Provozieren. Keine einfache Zeit für einen Lehrer. "Wir mussten eine unglaubliche Flexibilität und Kreativität an den Tag legen." Koitz hat vieles mitgemacht, dabei aber immer Flagge gezeigt: das Kollar des Priesters.
Erfahrung in der Priesterausbildung
1974 bis zu seiner Bischofsweihe am 25. Oktober 1992 war Hans-Georg Koitz Regens des Bischöflichen Priesterseminars in Hildesheim. In diesen 18 Jahren hat er verschiedene "modische Wellen" von Priesterkandidaten erlebt. Da war die sozialpolitische Welle, dann kamen jene, die sich als Konfliktbegleiter und Psychologen verstanden. Und schließlich die "religiös Introvertierten". Diese Erfahrungen flossen mit ein in die "Rahmenordnung für die Priesterbildung" der Deutschen Bischofskonferenz, die vor einigen Jahren unter Federführung von Hans-Georg Koitz erweitert und auf den neusten Stand gebracht worden ist. Bis heute ist der Weihbischof als Mitglied der "Kommission für geistliche Berufe und kirchliche Dienste" der Deutschen Bischofskonferenz Beauftragter für die Priesterbildung in Deutschland.
Was ist dem neuen Diözesanadministrator wichtig als Priester und Weihbischof? Strukturdebatten sind seine Sache nicht, das macht der 69-Jährige schnell klar. Viel lieber möchte er "helfen, dass Menschen aus Gott leben können." Das soll auch in den nächsten Monaten so bleiben, trotz der neuen Aufgaben, die er mit der Hilfe erfahrener Mitarbeiter bewältigen will.
Weihbischof Hans-Georg Koitz, der bei Bedarf selbst den Verkehr auf dem Domhof regelt, wird bis zum Kommen des neuen Bischofs ganz andere Dinge regeln müssen. In einer finanziell schwierigen Situation muss er den Bistumsdampfer auf Kurs halten. Wissen, Erfahrung und mathematische Begabung bringt er mit. "Ob ich aber der Verantwortung am Ende entsprechen kann, weiß ich nicht," sagt Koitz demütig, "ich setze dabei auf den Herrn der Kirche!"
Vielleicht sollte er als Diözesanadministrator zur Sicherheit wieder zwei Ersatzreifen im Kofferraum mitnehmen...