Persönlichkeiten gefragt!
1. Medienempfang des Hildesheimer Bischofs fragte nach der Rolle von Journalisten
Hildesheim (bph) Der Journalist der Zukunft wird nach Meinung von Prof. Wilfried Köpke „ganz altmodisch“ eine Persönlichkeit mit qualitätsvollem Handwerkszeug sein. Er wird „Geschichten erzählen, die Sachverhalte erklären, aber sich bewusst bleiben, subjektive Schneisen in den Dschungel der Wirklichkeit zu schlagen“, sagte der Professor für Elektronische Medien an der Hochschule Hannover am Dienstagabend, 30. Oktober, beim 1. Medienempfang des Hildesheimer Bischofs Norbert Trelle im Tagungshaus des Priesterseminars.
Der „klare Meinungsjournalismus der FAZ- oder ZEIT-Leitartikel“ hat nach Köpkes Ansicht Konkurrenz bekommen durch neue Formen der Berichterstattung, Reportagen auf Seite 3, Features mit literarischen Verweisen und Leserlenkungen. Was als „new journalism“ aus den USA vor der Jahrhundertwende nach Deutschland gekommen sei, habe sich fest etabliert, sagte Köpke in seinem Vortrag „Medienpranger statt Höllenpredigt – neue Journalistenrolle in der säkularen Gesellschaft?“ vor rund 30 Journalisten und Pressesprechern.
Der Journalist und Theologe Köpke verwies auf eine Untersuchung zur Ausbildung von Nachwuchsjournalisten, die er im Auftrag der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) gemacht hatte. Ehemalige Auszubildende, Chefredakteure und Ausbildungsleiter hätten als Ziel der Ausbildung die Persönlichkeitsformung der jungen Menschen genannt. Verbindlichkeit, Teamfähigkeit, Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit seien demnach mindestens ebenso wichtig wie die Beherrschung des journalistischen Handwerks.
Starke Journalistenpersönlichkeiten sind nach Köpkes Überzeugung wichtiger denn je, um „dem stillen Held des deutschen Wesens“ Einhalt zu gebieten, „dem Blockwart, dem Hausmeister Krause des digitalen Zeitalters“, der schimpft, maßregelt und denunziert. Als Beispiele nannte Köpke die Fehl-Vor-Verurteilungen in Emden, die Verleumdungen einer Bettina Wulff und den „Medienpranger“, dem Westerwelle, zu Guttenberg und Rösler ausgesetzt waren und sind. Hier braucht es eine „professionelle Haltung, die nachrecherchiert, verwirft, den Rufmord – wenn nicht verhindert – so doch aufdeckt“. Qualitätsjournalismus unterscheidet sich damit nach Köpkes Worten „sowohl vom Netzrumor, Twittern und Bloggen wie auch von der kirchlichen Verkündigung“ durch die Tradition der Aufklärung und solle sich auch keinem Missionsauftrag verpflichtet fühlen. „Getrost kann man dieses Mehr den Kirchen überlassen“, so der Professor.
In einer kurzen Begrüßungsrede hatte Bischof Norbert Trelle an den Medientext „Inter mirifica“ des Zweiten Vatikanischen Konzils erinnert, der vor fast 50 Jahren „viel von der Faszination, die auch damals schon von den Medien ausging“ spüren ließ. „Was ist aus dieser Faszination geworden“, fragte Trelle angesichts jüngster Entwicklungen in den sozialen Netzwerken, wo junge Menschen durch Verleumdungen in den Selbstmord getrieben werden. „Verkommen die sozialen Netzwerke hier nicht mitunter zu a-sozialen Netzwerken? Und braucht man in dieser Medienwelt überhaupt noch Journalisten?“